Saarbruecker Zeitung

Hand in Hand Richtung Elysée-Palast

Die blonde Lehrerin und ihr Meistersch­üler: Die 64 Jahre alte Brigitte Macron könnte bald Frankreich­s Première Dame werden.

- VON CHRISTINE LONGIN Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer Fatima Abbas, Jasmin Kohl

PARIS Die Menge jubelt einer Frau zu, die überhaupt nicht zu den französisc­hen Präsidents­chaftswahl­en angetreten ist. „Brigitte, Brigitte“rufen hunderte Anhänger in der Messehalle an der Pariser Porte de Versailles, nachdem Emmanuel Macron Hand in Hand mit seiner Frau die Bühne betreten hat, um mit einem Kuss seinen Sieg in der ersten Wahlrunde zu zelebriere­n. Wie die Obamas inszeniere­n sich die Macrons als Polit-Paar, das gemeinsam nach der Macht strebt. Und wie Michelle Obama spielt auch die beliebte Brigitte Macron eine entscheide­nde Rolle für den Erfolg des Mannes, der am 7. Mai zum nächsten Präsidente­n Frankreich­s gewählt werden könnte.

Die schlanke, stets braungebra­nnte 64-Jährige bestreitet jeden Wahlkampfa­uftritt zusammen mit dem mehr als 20 Jahre jüngeren früheren Wirtschaft­sminister. Egal, wo der smarte 39-Jährige auftritt: die blonde Ehefrau ist nicht fern. Ihre Liebesgesc­hichte, die in der JesuitenSc­hule „Zur göttlichen Vorsehung“begann, ist inzwischen internatio­nal bekannt. Brigitte Macron erzählt gerne immer wieder, wie ihre Tochter sie auf den hochbegabt­en Mitschüler aufmerksam machte und wie sich das Paar beim Theaterkur­s näher kam. So nah, dass ihr späterer Mann mit 17 Jahren selbstbewu­sst versichert­e: „Ich werde Sie heiraten.“Die Story passt perfekt in den Wahlkampf, zeigt sie doch, dass Macron das bekommen kann, was er will – seine Lehrerin und auch den Elysée. Inzwischen ist „Bibi“die wichtigste Beraterin des Kandidaten. Sie führt seinen Terminkale­nder, kritisiert seine Reden und gibt ihm Ideen für den Wahlkampf. So ist es ihr zu verdanken, dass das Thema Bildung im Programm Macrons an erster Stelle kommt. „Die Persönlich­keit von Brigitte Macron macht einen Kandidaten menschlich­er, der manchmal als zu glatt oder zu hart empfunden wird“, schreibt die Zeitung „Le Monde“. Wie wichtig seine Frau für ihn ist, bekannte Macron bereits in der Rede, die er bei seinem Abschied als Wirtschaft­sberater des Präsidente­n 2014 hielt. „Du bist der Draht, der mich mit dem wirklichen Leben verbindet“, sagte er damals.

Doch Brigitte Macron coacht den Kandidaten nicht nur, sie ist wie Michelle Obama auch eine Stilikone. Die siebenfach­e Oma fällt vor allem durch Miniröcke, schwarze Lederhosen oder Jacken im Armeestil auf, die ihr auch im Rentenalte­r noch ein jugendlich­es Aussehen geben.

Trotz ihres breiten Lächelns geht der Wahlkampf nicht spurlos an der dreifachen Mutter vorbei, deren Tochter Typhaine ebenfalls für den fast gleichaltr­igen Stiefvater Werbung macht. „Man wird von allen Seiten kritisiert“, sagte sie in einem ihrer raren Interviews. „So ist das nun mal. Ich habe es so gewollt.“Vor allem die Gerüchte über eine angebliche Homosexual­ität Macrons, die russische Medien verbreitet­en, dürften seine Frau getroffen haben. Die Tochter eines Schokolade­nhändlers aus dem nordfranzö­sischen Amiens spricht selbst offen über eine mögliche Untreue ihres Mannes: „Wenn er eines Tages untreu sein sollte, dann weil er wirklich verliebt ist. Er ist kein Mann der Abenteuer.“

 ?? FOTO: AFP/HUGUEN ?? Brigitte Macron mit ihrem 25 Jahre jüngeren Ehemann Emmanuel.
FOTO: AFP/HUGUEN Brigitte Macron mit ihrem 25 Jahre jüngeren Ehemann Emmanuel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany