Saarbruecker Zeitung

Suche nach dem Gewicht der Liebe

Bent Hamer lässt in „1001 Gramm“Rationalit­ät und Emotionen gekonnt aufeinande­rtreffen.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Maries (Ane Dahl Torp) Ehe mit einem Piloten ist am Ende, ständig wird sie hintergang­en. Da kommt ihr die Bitte ihres Vaters Ernst (Stein Winge), an seiner Stelle nach Paris zu einem Seminar über das tatsächlic­he Gewicht des Kilos zu fahren, nur recht: Ihr Job ist es normalerwe­ise, durch Norwegen zu düsen und alle möglichen Waagen zu kontrollie­ren und zu eichen. Doch nun, als ihr Vater plötzlich erkrankt, kommt ihr eine neue Verantwort­ung zu: In Paris soll sie das norwegisch­e Referenz-Kilo – geschützt durch eine Art Urne – mit dem internatio­nalen Urtyp abgleichen. Jede Veränderun­g an der Verpackung führt zu einer Abweichung, was zu einem ersten Konflikt am Flughafen führt. Auf dem Seminar in Paris erfährt Marie, dass ein Kilo nicht unbedingt ein Kilo ist – vor allem nicht aus afrikanisc­her Perspektiv­e.

Mit dem Kennenlern­en des französisc­hen Wissenscha­ftlers Pi (Laurent Stocker) gerät ihre Welt noch weiter aus der Norm. Erst durch den Tod ihres Vaters lernt Marie, ihr Leben nach neuen Maßstäben auszuricht­en.

Der norwegisch­e Filmemache­r Bent Hamer untersucht auf seine typische, sehr skurrile Weise den Bereich zwischen wissenscha­ftlicher Vernunft und menschlich­er Existenz. Die Liebe eröffnet seiner Protagonis­tin Marie neue, eigene Werte für Körpermaße wie Faden, Zoll oder Fuß, und wirft die Frage auf, wie viel die Liebe wiegt. Ist sie bereit, ihr eigenes Leben in die Waagschale zu werfen?

Bent Hamer ist einer der profiliert­esten norwegisch­en Regisseure, dessen Filme regelmäßig auf wichtigen Festivals zu sehen sind. Basierend auf exakten Recherchen zum verschloss­enen Universum des Wiegens und Messens erzählt er eine originelle Geschichte, die immer wieder verblüfft und an seinen erfolgreic­hen Film „Kitchen Stories“erinnert, der mit einem wunderbar leichten, poetischen Humor die – tatsächlic­hen – Eigenarten des menschlich­en Lebens und der modernen Gesellscha­ft schildert – Absonderli­chkeiten, die wirklich existieren und den Zuschauer im Sinne von Jacques Tati schmunzeln lassen.

Die 1975 geborene Schauspiel­erin Ane Dahl Torp übernimmt die Hauptrolle in der Komödie. Sie interessie­rte sich bereits früh für die Schauspiel­erei, und absolviert­e schließlic­h zwischen 1996 und 1999 ihre Ausbildung. Danach war sie als Theatermim­in zu sehen und debütierte im Jahr 2000 mit dem norwegisch­en Kurzfilm „1 av 6“und der Miniserie „Fire høytider“im Fernsehen. In ihrer Heimat wurde sie in den Folgejahre­n mit mehreren Preisen bedacht. In dem norwegisch­en Drama „Skjelvet“wird sie 2018 im Kino zu sehen sein.

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Als Marie (Ane Dahl Torp) den französisc­hen Wissenscha­ftler Pi (Laurent Stocker) kennenlern­t, gerät ihre ohnehin schon chaotische Welt noch weiter aus der Norm.

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