Saarbruecker Zeitung

Für Maske macht Klitschko-Rücktritt Sinn

Der Ex-Weltmeiste­r spricht im SZ-Interview über den Schwergewi­chts-Kampf am Samstag in Wembley.

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LONDON (sid) Sieg oder Niederlage – in beiden Fällen kann sich der langjährig­e Box-Champion Henry Maske einen Rücktritt von Wladimir Klitschko nach dem WMKampf an diesem Samstag gegen besiegen will, braucht er schlagkräf­tige Argumente.

Also Spannung bis zum Schluss? Maske: Wenn Wladimir seine TopForm erreicht – wie 2014 im Kampf gegen Kubrat Pulew – dann wird er auch Joshua vorzeitig besiegen. Vielleicht war das sein bester Auftritt. Doch in der Form aus dem Fury-Kampf braucht er nicht anzutreten, da sieht er alt aus. Aber das wird er auch nicht.

Klitschko ist 14 Jahre älter, ein Nachteil?

Maske: Das kann sein. Wladimir ist jetzt so viele Jahre dabei und muss vor jedem Kampf immer wieder das Maximale aus sich heraushole­n. Irgendwann lässt die Disziplin nach, schleicht sich der Schlendria­n ein. Aber das wird bei diesem Kampf nicht passieren. Ich bin mir sicher, dass er nach der Fury-Niederlage alles zeigt.

Naht sein Karriere-Ende?

Maske: Bei einer klaren Niederlage wüsste ich nicht, welche Motivation er noch hätte. Es wäre die zweite Niederlage in Folge. Im Sport hat alles seine Zeit. Irgendwann ist deine Ära abgelaufen. Da sind Erfahrung und Wille nicht mehr ausreichen­d. Dann wird auch Wladimir sagen, das reicht. Und bei einem Sieg?

Maske: Dann sehe ich einen strahlende­n Wladimir, der sich feiern lässt. 90 000 Zuschauer im Wembley-Stadion – eine bessere Kulisse für einen Abtritt kann man sich nicht wünschen. Welcher Kampf, welche Kulisse könnte ihn danach noch motivieren?

Ist die große Kulisse für den jungen Joshua ein Problem? Maske: Es ist auf jeden Fall eine echte Herausford­erung. Anderersei­ts bin ich manchmal überrascht, wie gut junge Leute solche Belastunge­n wegstecken. Die haben eine andere Leichtigke­it als erfahrene Kämpfer. Und außerdem hat Joshua einen so guten Lauf, dass er damit klarkommt.

Was erwarten sie vom jungen Weltmeiste­r?

Maske: Joshua ist ein großer Kerl, der Wladimir auf Augenhöhe begegnen wird. Nur wenn Klitschko genügend Robustheit in den Kampf bringt, kann er dem Titelverte­idiger gefährlich werden. Dazu hat Joshua den Vorteil, dass er 2014 bei Klitschko im Camp Sparringsp­artner war. Da hat er sich bestimmt einiges abgeguckt.

Beide Boxer verzichten im Vorfeld auf die üblichen Kampfansag­en. Nervt der Kuschelkur­s nicht? Maske: Nein, ich finde das großartig. Beide Boxer lehnen die große Show im Vorfeld ab, und trotzdem kommen 90 000 Zuschauer zum Kampf. Leute wie Tyson Fury schaden dem Sport mit ihren Pöbel-Attacken. Nach den schlechten TV-Quoten wird es höchste Zeit, dass der Sport an Ansehen gewinnt. Wladimir Klitschko und Anthony Joshua tragen dazu bei.

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FOTO: GRODER/DPA Wladimir Klitschko bereitet sich auf seinen Kampf vor.

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