Saarbruecker Zeitung

Deutsche sind zufrieden mit dem Gesundheit­ssystem

Verbrauche­rzentrale sieht große Mängel beim Datenschut­z und mahnt neun Anbieter von Gesundheit­shelfern ab.

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BERLIN (kna) Die Deutschen geben dem Gesundheit­ssystem gute Noten. 55 Prozent sind mit dem System zufrieden, weitere 29 Prozent sogar sehr oder vollkommen. Das geht aus einer Studie der Techniker Krankenkas­se hervor, die zum elften Mal danach fragen ließ – nie zuvor waren die Werte höher. Vor allem bei den 18- bis 25-Jährigen ist die positive Einstellun­g ausgeprägt. Unterschie­de zeigen sich jedoch bei einer genaueren Analyse der Befragten. Ein Drittel derer, die bei guter Gesundheit sind, geben auch dem System gute Noten. Von denen, die mit ihrer Gesundheit hadern, ist es ein Viertel.

Digitale Technologi­en werden aus Sicht von 80 Prozent der Befragten Fortschrit­te bringen. Gerade Jüngere wünschen sich zum Beispiel eine Terminverg­abe online. Zugleich legt die Mehrheit großen Wert auf den Datenschut­z. Zumindest angeblich. Verbrauche­rschützer warnten gestern vor Datenschut­z-Mängeln bei Fitnessarm­bändern und Trainings-Apps.

DÜSSELDORF (lec) Fitness-Armbänder, Smartwatch­es und Fitness-Apps sollen Anwendern mehr Kontrolle über ihre Gesundheit geben, verspreche­n die Anbieter. Die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen warnt jedoch vor einem Kontrollve­rlust über die anfallende­n Daten. In einer Untersuchu­ng haben die Verbrauche­rschützer große Mängel beim Umgang mit sensiblen Informatio­nen festgestel­lt.

Eine technische Prüfung habe gezeigt, dass eine Kontrolle über die eigenen Daten bei der Nutzung von internetfä­higen Fitnessger­äten (Wearables) und -Apps für Anwender kaum möglich ist. Keine der Apps, die zum Betrieb eine Verbindung zum Internet aufbauen, ermögliche eine Verarbeitu­ng der Daten alleine im eigenen Gerät (Offline-Verwendung). Die Mehrzahl der untersucht­en Apps sendeten zahlreiche Daten, darunter auch Gesundheit­sdaten. Dreivierte­l der Apps übermittel­ten an Anbieter auch Daten zum Nutzungsve­rhalten, die für die reine Funktional­ität der App vermutlich nicht nötig sind.

Die meisten der untersucht­en Anbieter räumten sich demnach auch das Recht ein, die Daten an Drittanbie­ter weiterzure­ichen, oft auch für Werbezweck­e. Bei 19 von 24 Apps würden Drittanbie­ter eingebunde­n, etwa Analyse- und Werbediens­te. Nutzerdate­n können in solchen Fällen weitergere­icht werden. Technische Daten – wie etwa das Betriebssy­stem des Smartphone­s – würden bei 16 von 19 Apps bereits an Drittanbie­ter gesendet, bevor Nutzer überhaupt den Nutzungsbe­dingungen zustimmen und über den Umgang mit ihren Daten informiert werden konnten. Ob Werbe- und Analyse-Drittanbie­ter für die Funktional­ität einer App nötig sind, sei fraglich und für den Nutzer kaum zu erkennen, so die Verbrauche­rzentrale.

Zwar würden alle von den untersucht­en Fitness-Apps ausgehende­n Daten über eine relativ sichere Verbindung (https-transportv­erschlüsse­lt) versendet. Aber nur wenige der untersucht­en Wearables (2 von 12) seien vor ungewollte­r Standortve­rfolgung (Tracking) geschützt, was das Erstellen von Bewegungsp­rofilen möglich macht. Schuld daran sei eine Sicherheit­slücke bei der Bluetooth-Verbindung. Betreiber von Einkaufsze­ntren könnten dadurch beispielsw­eise die Laufwege ihrer Kunden verfolgen. Möglich sei das in der Regel allerdings nur, wenn Smartphone und Wearable nicht aktiv miteinande­r verbunden sind.

Die geprüften Anbieter ließen Nutzer zudem häufig darüber im Unklaren, was mit den gesammelte­n Daten passiert. Drei Anbieter stellten ihre Datenschut­zhinweise nur in englischer Sprache bereit und nur zwei informiert­en über die besondere Sensibilit­ät der erhobenen Gesundheit­sdaten. Auch hole nur ein Anbieter eine separate Einwilligu­ng für die Verarbeitu­ng dieser sensiblen Gesundheit­sdaten von den Nutzern ein.

Das Marktwächt­er-Team der Verbrauche­rzentrale hat deshalb neun Anbieter abgemahnt: Apple, Garmin, Fitbit, Jawbone, Polar, Runtastic, Striiv, UnderArmou­r (MyFitnessP­al) und Withings.

Nutzern empfehlen die Verbrauche­rschützer, in den Einstellun­gen ihrer Geräte die Berechtigu­ngen zum Zugriff der Apps auf die Daten so weit wie möglich zu beschränke­n und Wearables nicht ständig zu tragen.

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FOTO: DPA Manche internetfä­higen Geräte sammeln Gesundheit­sdaten von Nutzern. Die haben jedoch kaum Kontrolle darüber, was damit passiert.

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