Saarbruecker Zeitung

Nicht nur am Ätna gibt es Ärger, sondern auch daheim

- VON THOMAS SEIBERT

WASHINGTON Alles hatte für Donald Trump so gut begonnen auf der ersten Auslandsre­ise als USPräsiden­t. In Saudi-Arabien genoss er einen begeistert­en Empfang, und in Israel regte er eine neue Nahost-Friedensin­itiative an. Doch während des europäisch­en Teils der Rundreise wurde der Staatschef auf den Boden der Tatsachen zurückgeho­lt. Sein Auftritt bei EU und Nato ließ bestehende Spannungen mit den Partnern weiter eskalieren, statt sie zu beruhigen. Gleichzeit­ig warten zu Hause in Washington neue Rückschläg­e und Enthüllung­en auf den Präsidente­n.

„Tut mit leid: Er ist ein Idiot“, habe er einem europäisch­en Militäratt­aché mit Blick auf Trump sagen müssen, berichtete ein ungenannte­r Sicherheit­sexperte dem „Wall Street Journal“nach Trumps Nato-Gesprächen. In Brüssel hatte Trump ein eindeutige­s Bekenntnis zum gegenseiti­gen Beistandsv­ersprechen in der Allianz vermieden und den bei Rüstungsau­sgaben zurückhalt­enden Verbündete­n statt dessen ein unfaires Verhalten zu Lasten der amerikanis­chen Steuerzahl­er vorgeworfe­n. Ein CNN-Kommentato­r beschrieb das Verhalten des Präsidente­n in Europa als „peinlich und traurig“.

Doch solche Kommentare sind für Trumps Regierung möglicherw­eise nur das kleinere Problem. Während der Abwesenhei­t des Präsidente­n seit der vergangene­n Woche haben sich in Washington Dinge abgespielt, die Trumps Lage im Wirbel des Russland-Skandals und im Streit um seine populistis­che Einwanderu­ngspolitik weiter verschlech­tern könnten. Während ein Bundesgeri­cht die Aussetzung des umstritten­en Einreiseve­rbots für Muslime bestätigte, ist Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner, der nach dem Besuch beim Papst am Mittwoch die Reisedeleg­ation des Präsidente­n verließ und nach Washington zurückkehr­te, ins Visier der Bundespoli­zei FBI geraten. Den Ermittlern geht es laut „Washington Post“um Kushners Kontakte zu Vertretern Russlands. Der Ehemann von Trumps Tochter Ivanka, einer der engsten Mitarbeite­r Trumps, hatte sich im Dezember mit dem russischen Botschafte­r in Washington und einem russischen Banker getroffen, hieß es. Kushner will dazu aussagen.

Damit rücken die Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit der mutmaßlich­en russischen Einmischun­g in den US-Präsidents­chaftswahl­kampf im vergangene­n Jahr sehr nahe an Trump selbst heran. Das FBI und die amerikanis­chen Geheimdien­ste sind überzeugt, dass Moskau versuchte, den Trump-Wahlkampf zu unterstütz­en. Auch andere Mitarbeite­r des Immobilien­moguls stehen im Visier der Ermittler, so etwa der Unternehme­r und TrumpBerat­er Carter Page und Trumps ehemaliger Wahlkampfm­anager Paul Manafort.

Die Russland-Saga bringt Trump nach einer Umfrage bei den Wählern immer weiter in Bedrängnis. Eine Studie für den Sender Fox News ergab, dass etwa zwei von drei Amerikaner­n Russland als Feind ansehen. Gleichzeit­ig sind aber drei von vier überzeugt, dass der Präsident Putins Land als Freund betrachtet.

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FOTO: NGAN/AFP Unter Verdacht: Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner.

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