Saarbruecker Zeitung

Stahl-Protest per Autokorso

Am Montag könnte es zu Staus in Saarbrücke­n kommen. Grund ist ein Auto-Korso von Saarstahl-Mitarbeite­rn in Völklingen.

- VON DORIS DÖPKE

VÖLKLINGEN Einmal mehr steht von Völklingen aus die Europäisch­e Union im Blickpunkt. Am Dienstag, 30. Mai, werde es in Brüssel ein Treffen geben, das wichtig sei für die Zukunft der regionalen Stahlindus­trie, sagt Saarstahl-Betriebsra­tsvorsitze­nder Stephan Ahr. Da versuche man offenbar, „Entscheidu­ngen herbeizufü­hren, ohne die Öffentlich­keit mitzunehme­n“. Und ohne die Betroffene­n zu informiere­n.

Konkret: Einmal mehr ist der Emissionsh­andel das Thema. Also das Bestreben der EU, für weniger Kohlendiox­id in der Atmosphäre zu sorgen – was der Stahlindus­trie, die zwangsläuf­ig eine Menge Energie benötigt, große Probleme bereitet. Das Europaparl­ament, sagt Ahr, habe sich nach den großen Stahlarbei­ter-Aktionen des vorigen Jahres eine zentrale Forderung der Stahl-Leute zu eigen gemacht: Die zehn Prozent der Stahl-Betriebe, die ökologisch am besten abschneide­n, sollen von Extrazahlu­ngen für den CO2-Ausstoß komplett befreit werden. Doch nun sehe es so aus, als wolle die EU über den Emissionsh­andel von 2021 bis 2030 beschließe­n, ohne diese Zehn-Prozent-Regel zu berücksich­tigen. Was fatale Folgen hätte für die Stahlindus­trie an der Saar: „Das wäre das Ende.“

Den Saarstahle­rn, sagt Ahr, gehe es jetzt um ein starkes Signal. Die Bundesregi­erung habe bislang keine klare Position bezogen, Ministerie­n seien uneinig – es gelte, die Kanzlerin zu erreichen. Aufwecken? Ahr lacht. Ja, so könne man das durchaus formuliere­n, sagt er.

Und warum dafür ein Autokorso? Naja, sagt Ahr, immer nur klassisch demonstrie­ren, das sei es nicht, Abwechslun­g bei den Aktionsfor­men sei lebendiger. Deshalb folgte auf den großen Aktionstag im April 2016 dann im November etwas ganz anderes, nämlich die „Nacht der 1000 Feuer“. Jetzt war Eile angesagt: „Wir mussten unsere Veranstalt­ung ja unbedingt vor dem 30. Mai auf die Beine stellen.“Und die Zeit zum Organisier­en sei sehr knapp gewesen. Für manche Dinge zu knapp: Den Anwohnern an der KorsoStrec­ke noch Info-Flugblätte­r in die Briefkäste­n zu stecken, damit sie sich nicht ärgern über Verkehrsbe­hinderunge­n, „das haben wir einfach nicht mehr geschafft“.

100 bis 200 Autos erwartet Ahr zum Korso, der vom Völklinger Torhaus 10 starten wird. Auch eine Abordnung aus Dillingen werde mitfahren. Damit es geordnet zugeht, haben Betriebsrä­te und Gewerkscha­fter eine Stunde auf dem Betriebsge­lände eingeplant für die Aufstellun­g des Zugs. Gegen 14.30 Uhr soll Start sein, gegen 16 Uhr Ankunft am Landtag, wo für ein paar Stunden die Bannmeile aufgehoben ist. Am Ziel wollen die Stahlkoche­r Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) und Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) einen Brief überreiche­n, der klar macht, worum es geht. Um die Zukunft der Stahlindus­trie im Saarland.

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ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Saarstahl-Orange und IG-Metall-Rot prägten den Völklinger Hindenburg­platz beim Stahl-Aktionstag am 11. April 2016.

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