Industriekultur braucht dringend Fürsprecher
Industriekultur, das war im Saarland mal ein ganz großes Thema. Politiker aller Couleur redeten begeistert davon, wie sinnvoll und identitätsstiftend es sei, Zeugnisse des Broterwerbs früherer Zeiten zu erhalten. Wie fesselnd es sei, brachliegende Industriebauten neu zu nutzen. Oder wie anziehend es doch sei für Unternehmen, sich an markanten, ungewöhnlichen Orten anzusiedeln.
An der Begeisterung, die zu Beginn unseres Jahrhunderts herrschte, war nichts falsch. Richtig bleibt auch, dass wir Zukunft nur meistern können, wenn wir wissen, woher wir kommen – dass wir also Bezüge brauchen zur regionalen Geschichte, nicht nur abstrakt und virtuell, sondern konkret, zum Anfassen. Und diese Geschichte ist im Saarland nun einmal Industriegeschichte; Eisen und Stahl, Kohle und Glas haben die Region unwiderruflich geprägt, bis hin zum Landschaftsbild. Dennoch spricht heute kaum jemand mehr von Industriekultur. Einzige Ausnahme: das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Mit dem, was vom Bergbau geblieben ist, tut sich die Landespolitik extrem schwer. Und die Glasindustrie, die einst Hunderte von Familien ernährte, ist überhaupt nicht im Blickfeld.
Keine Frage, Sparen tut Not. Doch darüber die eigene Geschichte zu vergessen, gar zu verlieren, beraubt die Region ihrer Wurzeln, ihrer Identität.