Saarbruecker Zeitung

Maaßen fordert mehr Werkzeuge gegen den Terror

Deutschlan­d rückt in den Fokus des IS, mahnt der Verfassung­sschutz-Chef. Die Abwehrmaßn­ahmen der Regierung genügten nicht.

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BERLIN (dpa) Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen fordert angesichts der Bedrohung durch den islamistis­chen Terror mehr Befugnisse und neue Strukturen für die deutschen Sicherheit­sbehörden. „Es ist notwendig, dass Sicherheit­slücken geschlosse­n werden“, sagte Maaßen gestern bei einem Verfassung­sschutz-Symposium in Berlin. Polizei und Geheimdien­ste müssten die nötigen Werkzeuge erhalten. Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) warb für „Maß und Mitte“in der Debatte. Mehr Befugnisse bedeuteten keine generelle Einschränk­ung der Freiheit.

Die Gefahr durch islamistis­che Anschläge – wie vor wenigen Tagen in Manchester oder im Dezember in Berlin – bleibe in Europa auf hohem Niveau und werde eher noch zunehmen, sagte Maaßen. Die Terrormili­z IS sei in Syrien und im Irak zwar auf dem Rückzug, habe aber nach wie vor den Willen und die Kraft zu Anschlägen in Europa. Deutschlan­d sei in der Priorität des IS auch nach oben gerückt. Maaßen mahnte, auch Al-Kaida könnte versuchen, seinen Reputation­sverlust durch neue, spektakulä­re Anschläge wettzumach­en.

Der Verfassung­sschutzche­f beklagte, viele Strukturen im deutschen Sicherheit­sapparat seien veraltet. „Heute haben wir es mit einem anderen Terrorismu­s zu tun.“Es gebe zahlreiche Tätertypen und Terror-Szenarien. Auch neue Radikalisi­erungswege über das Internet seien eine Herausford­erung. Bei den Sicherheit­sbehörden gebe es angesichts der neuen Bedrohunge­n „Ertüchtigu­ngsbedarf“. Geheimdien­ste könnten Informatio­nen nur dann weitergebe­n, wenn sie diese hätten. „Eine Fußfessel braucht immer auch einen Fuß, der uns bekannt ist.“

Maaßen sagte, der Änderungsb­edarf betreffe die Sicherheit­sarchitekt­ur ebenso wie datenschut­zrechtlich­e Fragen. Er unterstütz­te unter anderem den Vorstoß von de Maizière für eine zentrale Steuerung der Verfassung­sschutzämt­er durch den Bund. Außerdem müsse die Sammlung von Informatio­nen verbessert werden, auch aus dem Umfeld von Verdächtig­en. Wenn es zum Beispiel Hinweise gebe, dass ein Rückkehrer aus einem Kampfgebie­t mit Anschlagsp­länen in einem Flugzeug aus Istanbul auf Platz 28 A sitze, dann müssten die Geheimdien­ste auch wissen, wer auf Platz 28 B sitze. Diese Fragen müssten ohne Tabus diskutiert werden.

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FOTO: DPA Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz

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