Was kommt als Nächstes?
Auf der Campus-Messe Next will die Saar-Uni Studenten und Firmen zusammenbringen. Das ist gar nicht so einfach.
SAARBRÜCKEN Studenten von heute sind widersprüchliche Wesen. Sie sind selbstbewusst, aber orientierungslos. Karriere ist ihnen nicht wichtig, ein hohes Einstiegsgehalt allerdings schon. Vor Anzugträgern haben sie Respekt, gar Scheu – während eines Vorstellungsgesprächs packen sie jedoch unbefangen das Smartphone aus.
Dieses Sittenbild erhält, wer sich auf der Campus-Messe Next umhört, auf der die Saar-Uni Studenten und Unternehmen miteinander in Kontakt bringen will. Das sei gar nicht so einfach, erklärt Miriam Bilke-Perkams vom CareerCenter der Saar-Uni, dem Organisator der Messe. Denn auf beiden Seiten herrsche eine zunehmende Unsicherheit, wie einander zu begegnen ist.
Dabei haben sich die Voraussetzungen in den vergangen Jahren gewandelt. Die einen nennen es einen Arbeitnehmermarkt, die anderen martialisch einen Krieg um Talente. Gemeint ist das Phänomen, dass durch eine brummende Wirtschaft und die demographische Entwicklung Absolventen heutzutage heiß begehrt sind. Ein Selbstläufer ist der Jobeinstieg dadurch aber noch lange nicht.
Wie also finden Absolventen und Firmen zusammen? Der beste Weg führt über die Praxis, sagt Nadine Weiss von Audi: „Wer bereits im Studium ein Praktikum bei uns absolviert hat, hat eine ganz andere Basis. Wir bauen stark auf bereits bestehende Verbindungen.“
Obwohl der Autobauer aus Ingolstadt hohe Ansprüche an JobAnwärter stellt, hat er derzeit noch keine Probleme, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren. Bei abat+, einer Software-Firma mit Sitz in St. Ingbert, sieht das schon anders aus. Dabei arbeitet auch sie in der Autoindustrie. Das Unternehmen stellt unter anderem die Programme für die Produktionsanlagen von Daimler her.
Trotzdem hat die Firma Schwierigkeiten, geeigneten Nachwuchs zu bekommen, sagt Philip Busch, Leitender Softwarearchitekt bei abat+. Da sei zum einen die geographische Lage, Spitzenleute seien nur schwer davon zu überzeugen, ins Saarland zu ziehen. Und dann gibt es noch einen Grund, der dem aktuellen Zeitgeist entgegensteht: Das Unternehmen baut eine Software, die sich seit Jahrzehnten bewährt hat. Sein Geschäftsmodell beruht eher auf Kontinuität als auf dem aktuellen Trend-Thema Disruption. Mit diesem Schlagwort werden junge Firmen charakterisiert, die nach dem Vorbild amerikanischer Computerfirmen mit ihren Ideen die Geschäftsmodelle ganzer Branchen über den Haufen werfen. Um das Firmen-Image ein wenig aufzufrischen, hat abat+ an seinem Messestand deshalb das Dingsymbol hipper Start-up-Firmen schlechthin aufgebaut, einen Tischkicker. Das soll signalisieren: Auch in etablierten Firmen kann es innovativ und kreativ zugehen.
Angesichts des Fachkräftemangels machen sich auch viele Geisteswissenschaftler, die sich notorisch schwertun, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, Hoffnung auf eine Quereinsteiger-Karriere in der Industrie. Doch sie sollten sich keine Illusionen machen. Bei den Unternehmen haben sie auch weiterhin viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
„In Stein gemeißelt sind formale Abschlüsse nicht“, sagt Audi-Mitarbeiterin Nadine Weiss zwar. Aber Kandidaten müssen schon handfest nachweisen könne, dass sie für einen fachfremden Job geeignet sind. Sie hat auch noch einen besonderen Tipp für den Lebenslauf: „Am wichtigsten ist, dass man Eigeninitiative auch außerhalb des Studiums erkennen kann. Das ist oft das Zünglein an der Waage bei Einstellungen.“