Saarbruecker Zeitung

Die Technik hinter elektronis­cher Post

Für viele Deutsche gehören E-Mails schon lange zum Alltag. Über den genauen Aufbau wissen nur wenige Bescheid.

- VON DAVID SEEL

SAARBRÜCKE­N Eine wachsende Anzahl Menschen vertraut hierzuland­e auf elektronis­che Post in Form von E-Mails. Laut repräsenta­tiven Umfragen des StatistikP­ortals Statista wurden 2016 alleine in Deutschlan­d fast 585 Milliarden E-Mails versendet – 40 Milliarden mehr als noch im Vorjahr. Über 18 Millionen Bundesbürg­er nutzten im gleichen Zeitraum täglich E-Mails für geschäftli­che oder private Zwecke, weitere 20 Millionen mindestens einmal pro Woche. Wie die zugrunde liegende Technik bei der E-Mail-Übertragun­g funktionie­rt und an welchen Stellen Hacker Schadsoftw­are einspeisen können, wissen allerdings die wenigsten. Laut Thomas Hochstein, Jurist und IT-Sicherheit­sexperte, sind diese Informatio­nen jedoch wichtig, um Phishing-Mails zu erkennen oder den Urheber von Spam-E-Mails ausfindig zu machen.

Genau wie ein Brief besitzt eine E-Mail einen Umschlag, den sogenannte­n „Simple Mail Transfer Envelope“. Er dient dazu, dass die Mail beim richtigen Empfänger ankommt. Daneben enthält der Umschlag auch Angaben über den Absender. Beim Empfänger kommt er in der Regel nicht an, sondern wird beim Einsortier­en in das Postfach entfernt. Die Absender-Adresse wird von den meisten E-Mail-Anbietern allerdings gespeicher­t, sodass über sie gefälschte oder Spam-E-Mails zurückverf­olgt werden können. Mit etwas Aufwand könnte diese Adresse aber ebenfalls gefälscht werden.

Absender und Empfänger sind zwar auch im Briefkopf einer EMail, dem sogenannte­n Header, gespeicher­t, allerdings könne der Absender diese Angaben hier beliebig ändern, sagt Hochstein. Hier seien aber auch die Zwischenst­ationen aufgeliste­t, die die E-Mail auf ihrem Weg genommen hat. Sie ließen sich nicht so einfach fälschen, da sie von den jeweils beteiligte­n Mailserver­n eingetrage­n würden. Sie könnten somit also ebenfalls zur Rückverfol­gung einer E-Mail genutzt werden. Cyber-Kriminelle versuchen das oft zu verhindern, indem sie erfundene Zwischenst­ationen einfügen, was die Suche erschwert. Zu finden sind die Zwischenst­ationen unter dem Eintrag „received“. Da die jeweils letzte Station oben steht, kann der Weg der Mail von oben nach unten nachverfol­gt werden. Dabei gibt es Indizien, die auf gefälschte EMails hindeuten: „Wenn im Header an anderer Stelle zusätzlich­e Received-Zeilen auftauchen, handelt es sich mit hoher Wahrschein­lichkeit um Fälschunge­n“, sagt Hochstein. Sie seien dann vom Absender schon vor dem Versenden eingefügt worden.

Im Header können noch viele andere Informatio­nen gespeicher­t sein, die dem Empfänger häufig nicht alle angezeigt werden. Neben Datum und Uhrzeit des Versands ist beispielsw­eise bei Firmen-E-Mails häufig das jeweilige Unternehme­n angegeben. Falls die Mail an mehrere Empfänger gesendet wird, sind diese unter „CC“angegeben, verdeckte Kopien (BCC) werden nicht angezeigt. Außerdem enthält der Header die sogenannte MessageID, eine Art Seriennumm­er der EMail. Auch diese Kennung sei allerdings leicht zu fälschen, so Hochstein.

Im eigentlich­en Text von EMails, dem sogenannte­n Body, lauern auch Gefahren. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) müssen Nutzer hier vor allem bei Links im Text vorsichtig sein. Sie könnten auf manipulier­te Webseiten verweisen. Das BSI empfiehlt daher, nur Links aus absolut vertrauens­würdigen Quellen zu öffnen und sich im Zweifelsfa­ll beim Absender zu vergewisse­rn, ob die Mail tatsächlic­h von ihm kommt.

Die weitaus größere Gefahr für Nutzer geht allerdings von Dateien im Anhang von E-Mails aus. Laut BSI gelten nur die Dateiforma­te .gif und .jpeg als weitgehend harmlos. Alle anderen Dateien könnten potenziell Schadsoftw­are enthalten und dürften ebenfalls nur geöffnet werden, wenn der Absender zweifelsfr­ei seriös sei. „Besonders kritisch sind alle ausführbar­en Programme (wie .com, .exe, .pif ) oder Skript-Sprachen (.vbs, .js, .bat), Registrier­ungsdateie­n (.reg) sowie Bildschirm­schoner (.scr)“, sagt das BSI. Ebenfalls sehr gefährlich seien komprimier­te Dateiforma­te wie .zip-Dateien. Diese könnten sich als sogenannte Mailbomben erweisen, die beim Auspacken sehr viele Unterverze­ichnisse anlegen und damit die Festplatte blockieren könnten. „Archive, also mit Packprogra­mmen komprimier­te Dateien, sollten niemals ohne vorhergehe­nde Prüfung ausgepackt werden“, so das BSI.

585 Mrd. E-Mails wurden 2016 in Deutschlan­d verschickt.

Quelle: Statista

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FOTO: FOTOLIA Die Zahl der in Deutschlan­d verschickt­en E-Mails wächst stetig.

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