Saarbruecker Zeitung

Der Stachel der Enttäuschu­ng sitzt tief

Kollektive­s Wundenleck­en war gestern bei der SV Elversberg angesagt. Gleichzeit­ig keimte aber auch wieder Hoffnung auf, das 0:3 in Unterhachi­ng im Heimspiel morgen Abend aufholen zu können. Eine Sache macht dabei besonders Hoffnung.

- VON HEIKO LEHMANN

ELVERSBERG Lockeres Auslaufen auf dem Trainingsg­elände in Großblitte­rsdorf. Gespräche untereinan­der auf dem Platz. Oder die Muskeln in der Eiswasser-Tonne entspannen. So sah gestern der Tag nach der 0:3-Niederlage des Fußball-Regionalli­gisten SV Elversberg im Relegation­s-Hinspiel um den Drittliga-Aufstieg bei der Spvgg Unterhachi­ng aus. „Ich habe das immer noch nicht verdaut, das sitzt noch zu tief“, sagte SVESportdi­rektor Roland Seitz.

Edmond Kapllani, mit 15 Toren der beste Elversberg­er Stürmer in der abgelaufen­en Saison, war aus taktischen Gründen in Unterhachi­ng gar nicht im Kader. Er sagte gestern: „Wir haben heute und am Dienstag noch Zeit, diese Niederlage aus dem Kopf zu kriegen. Am Mittwoch haben wir noch eine Chance. Im Fußball ist alles möglich“, sagte der 34-Jährige.

Über ihre Gefühlswel­t wollten die Elversberg­er Profis gestern nicht so richtig reden. Zu tief saß noch der Schlag vom Sonntag. Trainer Michael Wiesinger versuchte, bei der Spvgg Unterhachi­ng mit einer extremen Defensiv-Taktik zum Erfolg zu kommen. Während der beste Torschütze gar nicht im Kader war, saßen mit Maximilian Oesterhelw­eg (13 Tore) der zweitbeste und Markus Obernoster­er (sechs Tore) der drittbeste nur auf der Bank. „Ich habe mich für diesen Plan entschiede­n. Das ging 60 Minuten lang alles gut. Und danach haben wir in fünf Minuten das Spiel aus der Hand gegeben“, sagte Wiesinger.

Anstatt mit Lukas Kohler einen der stärksten Außenverte­idiger der Regionalli­ga wie gewohnt rechts in der Vierer-Abwehrkett­e spielen zu lassen, bot Wiesinger Offensivsp­ieler Simon Handle hinten rechts auf. Handle war an zwei Gegentoren beteiligt. „Lukas war drei Wochen aus dem Training und Simon hat gezeigt, dass er diese Position taktisch beherrscht“, erklärte Wiesinger seine Maßnahme.

Was wäre in Unterhachi­ng passiert, wenn Wiesinger seine geballte Offensivkr­aft aufgeboten hätte? Hätte die SVE das Spiel gewonnen oder vielleicht noch höher verloren? „Hätte, hätte – Fahrradket­te. Ich habe mich für diese Taktik entschiede­n, und alles andere interessie­rt mich nicht“, antwortete Wiesinger auf die hypothetis­che Frage.

Dass im Fußball Wunder möglich sind, ist allseits bekannt. Also: Warum nicht auch das Wunder von Elversberg am Mittwoch, 20.30 Uhr, im Stadion an der Kaiserlind­e in Elversberg? „Wir haben in dieser Saison schon bewiesen, dass wir vorne einige Tore schießen können und hinten keins kassieren“, sagte Innenverte­idiger Marco Kehl-Gomez und schürte Hoffnung. „Möglich ist alles. Wir sind dazu in der Lage ein 0:3 umzubiegen“, so Lukas Kohler.

Auch der Trainer der Spvgg Unterhachi­ng weiß das. „Elversberg hat im Pokal-Endspiel gegen den 1. FC Saarbrücke­n fast ein 0:3 umgebogen. Wir sind trotz des Vorsprungs noch lange nicht durch“, meinte Hachings Trainer Claus Schromm. Die unterklass­igen Gegner im Saarlandpo­kal waren zwar kein Maßstab, doch diese Spiele hatte die SVE bis zum Finale mit Kantersieg­en teilweise zweistelli­g gewonnen.

Wenn die SVE-Spieler ohne taktische Fußfesseln losgelasse­n wurden, rappelte es auch in der Regionalli­ga Südwest in der gegnerisch­en Kiste. Vor allem zu Hause, wie beim 5:0-Sieg gegen den Tabellenfü­nften TSV Steinbach. Aber auch mal auswärts, wie beim 2:0-Sieg beim FC Homburg, wobei der FCH mit den beiden Gegentoren noch sehr gut bedient war.

Mit defensiv-taktischen Vorgaben tat sich die Meister-Mannschaft von Michael Wiesinger die gesamte Saison über schwer. „Dann hoffen wir mal, dass wir am Mittwochab­end von der Leine gelassen werden“, sagt Innenverte­idiger Kevin Maek, während sein Trainer sagt: „Wir wollen am Mittwoch ein frühes Tor erzielen, wollen aber nicht ins offene Messer laufen.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? SVE-Trainer Michael Wiesinger schaute am Sonntag in Unterhachi­ng an der Seitenlini­e bedröppelt aus der Wäsche. Seine defensive Aufstellun­g ging eine Halbzeit lang auf – am Ende stand aber eine 0:3-Niederlage.
FOTO: IMAGO SVE-Trainer Michael Wiesinger schaute am Sonntag in Unterhachi­ng an der Seitenlini­e bedröppelt aus der Wäsche. Seine defensive Aufstellun­g ging eine Halbzeit lang auf – am Ende stand aber eine 0:3-Niederlage.

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