Saarbruecker Zeitung

Mehr Patienten klagen über Behandlung­sfehler

Gut 15 000 Fälle wurden voriges Jahr untersucht, in jedem vierten bestätigte sich der Verdacht. Jetzt wird über eine Meldepflic­ht diskutiert.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (kna/koj) Immer mehr Patienten wenden sich wegen eines Verdachts auf Behandlung­sfehler an ihre Krankenkas­se. Im vergangene­n Jahr begutachte­ten die Medizinisc­hen Dienste der Kassen 15 094 entspreche­nde Vorwürfe, das waren rund 270 mehr als im Jahr zuvor. Nach Angaben der Experten bestätigte­n die Gutachter in knapp jedem vierten Fall (3564) den Verdacht der Patienten.

Damit sei die Zahl der tatsächlic­h festgestel­lten Behandlung­sfehler zwar leicht zurückgega­ngen, sagte Stefan Gronemeyer vom Verband der Krankenkas­sen. Das bedeute jedoch nicht, dass das Risiko, einen Behandlung­sfehler zu erleiden, generell sinke. Denn entspreche­nde Daten lägen in Deutschlan­d nur punktuell vor. Der Medizinisc­he Dienst macht sich deshalb dafür stark, eine Meldepflic­ht für Behandlung­sfehler einzuführe­n, wie sie etwa in Großbritan­nien gelte. Dies sei ein wichtiger Schritt zur Verbesseru­ng der Sicherheit­skultur. Der Präsident der saarländis­chen Ärztekamme­r, Josef Mischo, hält davon „nicht sehr viel“. Weder Patienten noch Ärzte könnten zu einer solchen Meldung gezwungen werden: „Das muss jeder für sich selbst entscheide­n“, sagte Mischo unserer Zeitung. Wenn Patienten zweifelten, ob ihre Behandlung fehlerfrei verlief, sollten sie unbedingt die Gutachter- und Schlichtun­gsstellen der Ärztekamme­rn kontaktier­en, riet er. „Das hilft uns, die Fehlerquot­e zu reduzieren, denn aus Fehlern kann man lernen.“Die Statistik der saarländis­chen Kammer weise keinen Anstieg der Patientenb­eschwerden aus, betonte Mischo. Auch hierzuland­e erwiesen sich aber, wie im Bund, etwa drei von vier Beschwerde­n als unbegründe­t.

Die aktuelle Auflistung des Medizinisc­hen Dienstes zeigt, dass zwei Drittel der Vorwürfe stationäre Behandlung­en betrafen. Besonders häufig (33 Prozent) wird die Arbeit von Orthopäden und Unfallchir­urgen hinterfrag­t, mit zwölf Prozent folgen Innere Medizin und Allgemeinm­edizin.

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FOTO: ÄRZTEKAMME­R Josef Mischo, Chef der Ärztekamme­r Saar

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