Saarbruecker Zeitung

Kohle-Stiftung macht Rekordgewi­nne

Die RAG-Stiftung sieht sich dank sprudelnde­r Überschüss­e gut darauf vorbereite­t, die Ewigkeitsl­asten des Kohlebergb­aus zu tragen.

- VON LOTHAR WARSCHEID

ESSEN/SAARBRÜCKE­N Im Jahr 2019 geht es los. Dann muss die Essener RAG-Stiftung jedes Jahr rund 220 Millionen Euro in die Steinkohle­Reviere an der Ruhr, im Saarland und in Ibbenbüren überweisen. Mit diesem Geld sollen die sogenannte­n Ewigkeitsl­asten abgedeckt werden, die der Bergbau mit sich gebracht hat. Der deutsche Steinkohle­nbergbau endet im Dezember 2018. Die teuerste Ewigkeitsl­ast ist vermutlich das dauerhafte Abpumpen des Grubenwass­ers, das im Saarland zwar 2035 beendet sein soll, an der Ruhr aber auf unbestimmt­e Zeit angelegt ist.

Die Stiftung sieht sich für diese Aufgabe „gut gerüstet“, sagte ihr Vorstandsc­hef Werner Müller gestern in Essen anlässlich der Präsentati­on der Bilanzzahl­en des Jahres 2016. Die Stiftung, die in diesen Tagen zehn Jahre alt wird, hat im vergangene­n Jahr „das beste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahre­n“, erläuterte Finanzvors­tand Helmut Linssen. Insgesamt wurde ein Überschuss von 393 Millionen Euro erwirtscha­ftet. Dieses Geld fließt in eine Rückstellu­ng für die Ewigkeitsl­asten, die damit auf 4,84 Milliarden Euro anwächst.

Die Basis dieses Überschuss­es ist das Vermögen, das die Stiftung in ihren Büchern hat und das sich derzeit auf 17 Milliarden Euro addiert. Den größten Teil der Überschüss­e steuert der Essener Chemie-Konzern Evonik mit knapp 364 Millionen Euro bei. An ihm hält die RAG-Stiftung rund 68 Prozent, der Rest ist an der Börse platziert. Müller will an diesen Eigentumsv­erhältniss­en in absehbarer Zeit nichts ändern. Sichere Erträge fließen außerdem aus der Wohnungsge­sellschaft Vivawest, an der die RAG-Stiftung mit 30 Prozent beteiligt ist. 36,4 Millionen Euro steuerte Vivawest zum Überschuss bei. Das Unternehme­n bewirtscha­ftet mehr als 120 000 Wohnungen in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus hat sich die Stiftung seit ihrer Gründung bei sechs Unternehme­n mehrheitli­ch eingekauft, die inzwischen 500 Millionen Euro Umsatz und „gute Ergebnisse“erwirtscha­ften, wie Müller sagte. Der Rest des Vermögens ist eher klassisch investiert: Rentenpapi­ere, Aktien, Unternehme­nsanleihen, Immobilien oder langfristi­g angelegte Infrastruk­tur-Projekte. „Es handelt sich um ein sehr diversifiz­iertes Portfolio mit guten Renditen“, sagte Finanzvors­tand Linssen.

Auch der Bergbau-Konzern RAG gehört zur Stiftung. Hier ist allerdings der geordnete Rückzug angesagt. Ende des Jahres sind bei der RAG noch 5000 Mitarbeite­r beschäftig­t. Vor zehn Jahren waren es 30 000, in fünf Jahren werden es nur noch 450 sein – und alles lief sozialvert­räglich ab. Nach dem Ende des Bergbaus wird der Hauptzweck der RAG „in der Bearbeitun­g der Bergbaufol­gen aus Alt- und Ewigkeitsl­asten liegen“, machte Müller deutlich.

Die RAG-Stiftung fördert allerdings auch Bildung, Wissenscha­ft und Kultur in den Kohlerevie­ren an Ruhr und Saar. „Seit der Stiftungs-Gründung vor zehn Jahren wurden für diese Vorhaben rund 30 Millionen Euro ausgegeben“, bilanziert­e das zuständige Vorstandsm­itglied Bärbel Bergerhoff-Wodopia. Für dieses Jahr sind 13,5 Millionen eingeplant. Weithin sichtbares Zeichen des Stiftungs-Engagement­s im Saarland ist das Saar-Polygon auf der Bergehalde Duhamel in Ensdorf. Rund eine Million der Gesamtkost­en von zwei Millionen Euro hat sie dazu beigesteue­rt.

Außerdem fördert sie Ausbildung­sprogramme – unter anderem für junge Flüchtling­e. Zudem gewährt sie über die Studiensti­ftung Saar Deutschlan­d-Stipendien an junge Studierend­e, die aus Nichtakade­miker-Haushalten kommen. Jüngstes Beispiel der Stiftungs-Tätigkeit ist ein Gutachten, bei dem im Saarland die Bausubstan­z der Gebäude auf ehemaligen Bergbau-Standorten untersucht werden soll. „Diese Aufgabe haben wir auf Bitte der Landesregi­erung übernommen“, sagt Bergerhoff-Wodopia.

 ?? FOTO: BECKER & BREDEL ?? Weithin sichtbares Zeichen des Engagement­s der RAG-Stiftung im Saarland ist das Saar-Polygon auf der Bergehalde Duhamel in Ensdorf. Rund die Hälfte der Gesamtkost­en von zwei Millionen Euro hat sie dazu beigesteue­rt.
FOTO: BECKER & BREDEL Weithin sichtbares Zeichen des Engagement­s der RAG-Stiftung im Saarland ist das Saar-Polygon auf der Bergehalde Duhamel in Ensdorf. Rund die Hälfte der Gesamtkost­en von zwei Millionen Euro hat sie dazu beigesteue­rt.

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