Die Perspectives huldigen diesmal dem Zirkus-Zauber
Festival-Planer bringen ab Freitag Akrobaten und Jongleure aus Frankreich in die Stadt.
SAARBRÜCKEN Er gehört zum Festival Perspectives wie der Pastis zu Südfrankreich und das Croissant zum Kaffee: Der so genannte Neue Zirkus. Seit unglaublichen 40 Jahren schon kann man in Saarbrücken Jahr für Jahr erleben, dass in Frankreich eine völlig andere Zirkus-Kunstform existiert als bei uns. Statt Pferde mit bunten Büscheln auf dem Kopf erlebte man Pferde, die das Saarlandmuseum enterten. Statt Artisten in knappen Glitzerbodys sah man junge Leute in Straßenklamotten oder auch mal fast ohne.
Vor allem aber: Im Neuen Zirkus konnte man eine Poesie entdecken, eine Rauheit und Originalität, dass manchmal eigentlich nur noch das Zelt drumrum daran erinnerte, dass man im Zirkus saß. Kein Wunder, dass die Zirkusgastspiele zum bestverkauften Angebot des Festivals wurden. Seit 40 Jahren fast immer ausverkauft.
Diese Erfolgsgeschichte wird nun zum Geburtstag besonders gefeiert. Mit gleich fünf Produktionen zum Thema „Neuer Zirkus“, einem Akrobatik-Workshop für professionelle Zirkusleute und mit einer Arte-Filmpremiere zum Thema Neuer Zirkus.
In Zelten auf dem Tbiliser Platz vor dem Staatstheater werden sich die Zirkusleute sozusagen die Seile in die Hand geben.
Auftakt ist am 2. Juni mit „Rare Birds“der Compagnie Un Loup pour l’Homme. Sechs Akrobaten werden hier mal wieder zeigen, dass die französischen Zirkusschulen ganz außergewöhnliche Artisten hervorbringen.
Für das zweite Zirkus-Spektakel muss man mit dem Festival-Bus fahren. „Slow futur” des Cirque Bang Bang & der Band Zombie Zombie wird am 4. Juni, 16 Uhr, im Centre Pompidou-Metz aufgeführt. „Aus sechs Jonglierbällen, einem acht Meter langen Laufband und weißen Neonröhren zaubern Elsa Guérin und Martin Palisse ein Stück über die Beziehung zum anderen im Angesicht des vergeblichen Laufs gegen die Zeit“, heißt es ebenso verheißungsvoll wie rätselhaft dazu im Programmheft.
Am 5. Juni (16 und 19 Uhr) kann man zum Zirkus wieder in Saarbrücken bleiben: „Noos“ist im Zelt auf dem Tbiliser Platz zu sehen. Die Akrobaten Justine Berthillot und Frédéric Vernier loten dort die Zwischenmenschlichkeit mit harter Körperarbeit aus.
Das Zirkusprojekt „Nuit“des Collectif Petit Travers geht soweit vom traditionellen Zirkus weg, dass es sogar das Zelt verlässt.
Das Gastspiel am 8. und 9. Juni ist im Volkshochschul-Zentrum am Schlossplatz. „In einem Salon begegnen sich drei junge Männer bei Kerzenschein zu einem hinreißenden Ballett der Jonglage“, verspricht dazu das Programmheft des Festivals.
Und auch das Zirkus-Projekt „The Elephant in the room“kommt ohne Zelt aus. Im Rathaus von Saargemünd schlägt der Cirque Le Roux am 9. und 10. Juni, zum Abschluss der Perspectives seine Zelte auf. Allerdings gibt es hier wohl schon fast keine Karten mehr. Auch der Akrobatik-Workshop, der für professionelle Artisten in der Joachim-Deckarm-Halle stattfindet, wird fürs Publikum was zu bieten haben. Am 10. Juni, 15 Uhr, ist eine öffentliche Präsentation der Arbeit. Der Eintritt ist kostenlos, man muss sich aber übers Festival anmelden.
Und schließlich gibt es den Zirkus auch noch im Film. Der Sender Arte hat eine Dokumentation zum Nouvel Cirque gemacht, in der langjährige Perspectives-Besucher sicher auch die eine oder andere Gruppe wiedererkennen. Der Film taucht in die einzigartige Welt der Akrobaten ein und stellt besondere Zirkuskünstler vor, von denen viele bereits bei den Perspectives zu Gast waren: zum Beispiel Camille Boitel, Yoann Bourgeois, Alexandre Fray und Chloé Moglia. Am Pfingstmontag, 5. Juni, 20 Uhr, wird der Film „Akrobaten unter freiem Himmel“als Premiere im Kino Achteinhalb, Nauwieser Straße 19, gezeigt. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Filmautorin Netty Radvanyi und Artist Alexandre Fray statt.