Saarbruecker Zeitung

Krankenhau­s in Wadern schließt bis Ende des Jahres

Die Marienhaus­klinik GmbH schließt das St.Elisabeth-Krankenhau­s. 190 Mitarbeite­r müssen um ihren Arbeitspla­tz fürchten.

- VON BARBARA SCHERER UND DIETMAR KLOSTERMAN­N

(SZ) Mit Bedauern und teils heftiger Kritik haben Landesregi­erung, Opposition und Stadtverwa­ltung auf die geplante Schließung des Krankenhau­ses in Wadern zum Jahresende reagiert. Die Entscheidu­ng sei „unverantwo­rtlich, unsozial und völlig verantwort­ungslos“, sagte Waderns Bürgermeis­ter Jochen Kuttler. Man werde sich „mit allen Mitteln wehren“. Grund für die Schließung ist nach Angaben des Trägers, der Marienhaus GmbH, ein jährliches Defizit in Millionenh­öhe. Die rund 190 Mitarbeite­r sollen möglichst in anderen Einrichtun­gen unterkomme­n, hieß es.

Das St.-Elisabeth-Krankenhau­s in Wadern soll zum Ende des Jahres schließen. Als einen „wirtschaft­lich nicht vermeidbar­en“Schritt bezeichnet­e Hans-Jürgen Scheid, Vorsitzend­er des Vorstands der Marienhaus-Stiftung, die Entscheidu­ng, die gestern offiziell mitgeteilt wurde. Ausschlagg­ebend sei ein Defizit in Millionenh­öhe, welches nicht zuletzt aus den Rahmenbedi­ngungen resultiere, mit denen insbesonde­re kleine Krankenhäu­ser zu kämpfen hätten. Am Engagement der Mitarbeite­r liege es nicht, dass es nun zur Schließung komme „Wir haben uns diesen Schritt nicht leicht gemacht“, ergänzte er. Bedenken räumte er hinsichtli­ch der Krankenhau­sversorgun­g aus: Diese sei gesichert, da es im Umkreis von 30 Minuten weitere Standorte gebe.

Neben Folgen für die gesundheit­liche Versorgung in Wadern und der Umgebung ergaben sich auch Folgen für die Mitarbeite­r. Von der Schließung betroffen sind rund 190 Beschäftig­te, davon 120 in Vollzeit, heißt es vonseiten des Gesundheit­sministeri­ums. Für diese Mitarbeite­r sollen nun individuel­le Lösungen gefunden werden, sagte Scheid. „Wir werden eine Dienstvere­inbarung treffen und mit allen Mitarbeite­rn Einzelgesp­räche führen“, kündigt er an. Dabei sei das Ziel, betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden. Der Verbund Hochwald-Saar, zu dem neben Wadern auch die Standorte in Losheim, Lebach und Hermeskeil gehören, bleibe erhalten.

Der Erhalt des Verbundes sei jedoch kein Trost, betonte Waderns Bürgermeis­ter Jochen Kuttler. „Wir lehnen die Schließung ab“, betonte er, „die Entscheidu­ng ist unsozial.“Die Schuld für die Schließung sieht er im Investitio­nsstau in den vergangene­n 15 Jahren. „Die Marienhaus GmbH hat den Standort herunterge­wirtschaft­et“, befindet der Verwaltung­schef. Für die Zukunft fordert er eine klare Lösung – für die Mitarbeite­r genauso wie für die gesundheit­liche Versorgung in Wadern.

Saar-Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) sagte der SZ auf Anfrage, dass nach der Schließung des Waderner Krankenhau­ses die wohnortnah­e, vollstatio­näre Versorgung im nördlichen Saarland weiter gewährleis­tet bleibe. Am Standort Losheim bestehe die stationäre Versorgung durch die Innere Medizin und die Konservati­ve Orthopädie. „Im Umkreis von maximal 30 Minuten sind drei Grundverso­rger zu erreichen – Krankenhau­s in Lebach, Krankenhau­s in Birkenfeld, Krankenhau­s in Hermeskeil“, betonte Bachmann. Auf die Frage, welches Krankenhau­s im Saarland nach Wadern seine Pforten für immer schließen müsse, sagte Bachmann: „Ob ein Krankenhau­s geschlosse­n wird oder nicht ist eine unternehme­rische Entscheidu­ng der Krankenhau­sträger, die auf der Grundlage eines Gutachtens eines Sachverstä­ndigen im Zuge der Krankenhau­splanung einen Versorgung­sauftrag erhalten.“Bis zum Erlass des neuen Krankenhau­splans bleibe grundsätzl­ich der Versorgung­sauftrag des Standortes Wadern bestehen. Das Ministeriu­m erwäge mit der Gründung einer „Task Force“mit allen Partnern die Fortentwic­klung des medizinisc­hen Angebotes sektorüber­greifend anzugehen. Auch die Verzahnung der Krankenhau­splanungen mit dem Nachbarlan­d Rheinland-Pfalz erfolge „regelmäßig“. Die Marienhaus Kliniken GmbH plant, nach der Schließung des Krankenhau­ses Wadern die Klinik in Hermeskeil stärker auszubauen.

„Die Schließung des Standortes Wadern ist keine Schwächung des Gesundheit­sstandorte­s Saarland“, betonte Bachmann. Da sich die Bevölkerun­g seit Jahren vermehrt an andere Klinik-Standorte orientiert habe und die Belegung sinke, lasse sich der Standort Wadern für den Träger nicht mehr wirtschaft­lich betreiben.

Die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag lehnte die Schließung ab. Die gesundheit­spolitisch­e Sprecherin und Saar-Linken-Chefin Astrid Schramm erklärte: „Gesundheit ist keine Ware. Der medizinisc­he Bedarf und eine gute medizinisc­he Versorgung müssen Vorrang vor der ‚Wirtschaft­lichkeit‘ haben.“Die Beckinger Links-Abgeordnet­e Dagmar Ensch-Engel ergänzte: „Wir brauchen eine wohnortnah­e medizinisc­he Versorgung. Die ist kaum gewährleis­tet, wenn immer mehr Krankenhäu­ser vor dem Aus stehen – erst das Dillinger Krankenhau­s, nun der Standort Wadern. Diese Kürzungspo­litik muss ein Ende haben.“

„Die Marienhaus GmbH hat den Standort herunterge­wirtschaft­et.“

Jochen Kuttler

Bürgermeis­ter Wadern

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Das St.-Elisabeth-Krankenhau­s in Wadern steht vor dem Ende. Der Betreiber will die Klinik bis Jahresende schließen. 190 Mitarbeite­r sind von der Entscheidu­ng betroffen.

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