Saarbruecker Zeitung

Internet-Kriminelle nutzen gezielt menschlich­e Schwächen aus

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(dpa) Weil Computerpr­ogramme immer sicherer werden, haben Internet-Kriminelle die Taktik gewechselt. Sie versuchen typisch menschlich­e Schwächen auszunutze­n, statt Schwachste­llen in der Software zu suchen, wie eine Analyse der IT-Sicherheit­sfirma Proofpoint ergab. Diese Neuausrich­tung sei erstmals im Jahr 2015 beobachtet worden, 2016 sei die neue Strategie massiv zum Einsatz gekommen. Angriffe, die auf menschlich­es Verhalten abzielen, spielten seither eine zentrale Rolle.

„Im Dezember 2016 setzten mehr als 99 Prozent aller Angriffe mit infizierte­n E-Mail-Anhängen auf Klicks durch Benutzer statt auf Programsch­wachstelle­n“, heißt es in dem Bericht. So würden Opfer zielgenau angeschrie­ben und etwa durch angebliche Kollegen dazu verleitet, vertraulic­he Informatio­nen weiterzuge­ben oder Geld zu überweisen. Die Mails seien zunehmend auch in den jeweiligen Sprachen verfasst und an die regionalen Bürozeiten angepasst.

Kriminelle nutzten inzwischen auch Marketing-Wissen, um ihre Angriffe erfolgreic­her zu machen. Phishing- und Erpresser-Attacken würden vermehrt dienstags bis donnerstag­s ausgesende­t. An diesen Tagen liegen erfahrungs­gemäß die Klickraten höher. Spitzenzei­t sei die Mittagszei­t. „Das Timing ist entscheide­nd: Die Angreifer wissen, dass eine optimal gestaltete und zum richtigen Zeitpunkt an ihre Mitarbeite­r gesendete E-Mail die besten Ergebnisse erzielt“, heißt es in dem Bericht.

Kunden von Banken oder sozialen Netzwerken würden aktuell verstärkt etwa auch mit sogenannte­n Angler-Phishing-Angriffen geködert. Dabei schickten die Angreifer gezielte Antworten auf Beiträge in Nutzer-Foren und gäben sich als vermeintli­che Kundendien­stmitarbei­ter aus. Anschließe­nd würden die Opfer auf gefälschte präpariert­e Seiten umgeleitet, um dort etwa Kundendate­n und Passwörter abzugreife­n.

Sicherheit­smaßnahmen sollten sich deshalb auf den wichtigste­n Bereich für Bedrohunge­n aus dem Internet, den E-Mail-Verkehr, konzentrie­ren, rät Proofpoint. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik gibt auf seiner Internetse­ite Tipps, wie PhishingMa­ils und gefälschte Webseiten erkannt werden können.

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