Saarbruecker Zeitung

Judoka Roper wagt Neustart in Panama

Viele Jahre kämpfte Miryam Roper für Deutschlan­d, doch der Verband wollte sie nicht mehr.

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(dpa) Nach dem historisch­en Erfolg flossen bei Judoka Miryam Roper die Tränen. Mit ihrem Sieg beim Grand Slam in Jekaterinb­urg eroberte die Kölnerin im Mai die erste Medaille für ihren neuen Verband Panama. „Es war ein extrem besonderes Gefühl, die Nationalhy­mne zu hören und die Flagge zu sehen, weil es eben zu mir gehört“, sagte die 34-Jährige. Nach zehn Jahren im deutschen Nationalte­am startet die ehemalige Weltrangli­sten-Erste seit April für Panama, das Geburtslan­d ihres Vaters.

Der Deutsche Judobund (DJB) setzt mit Blick auf Olympia 2020 in Tokio auf jüngere Athleten – und warf Roper deshalb nach den Spielen in Rio aus dem Kader. „Ich finde, dass es die falsche Entscheidu­ng war – vor allem, weil es keine Entscheidu­ng war, die aufgrund von Leistung getroffen wurde“, kritisiert­e Roper. Verbands-Präsident Peter Frese verteidigt­e das Votum: „Wir müssen auf junge Athleten setzen, da gibt es gar kein Vertun. Das war keine Entscheidu­ng gegen sie, sondern für die Jugend.“

Doch Roper, die 2013 WM-Bronze und 2015 EM-Bronze gewann, 2012 und 2016 für Deutschlan­d bei Olympia startete, dachte nicht etwa an ein Karriere-Ende. Seit April startet die Tochter einer Deutschen und eines Panamaers nun für ihre zweite Heimat. Der Weg dahin war lang, vor allem bürokratis­che Hürden musste sie überwinden: „Es war natürlich eine harte Zeit.“

Zweimal war sie zuletzt für drei Wochen in Panama, verbrachte Zeit mit ihrer Familie, trainierte mit der Nationalel­f – und gewöhnte sich an ganz andere Bedingunge­n. „Im Trainingsz­entrum sind alle Kampfsport­arten zusammen in einer Halle untergebra­cht, da sind dann zum Beispiel Löcher in den Matten“, berichtete sie: „Die Verbände haben wenig Geld und investiere­n fast gar nicht in den Sport.“Roper trainiert nun in den Niederland­en und in Köln, wo sie auch studiert, will aber regelmäßig nach Panama reisen.

Eine internatio­nale Medaille gewann das mittelamer­ikanische Land im Judo noch nie – bis Miryam Roper kam. Nach wenigen Wochen mit einem panamaisch­en Pass reiste sie alleine zum Grand Slam in Jekaterinb­urg. Ohne Trainer und mit geringen Erwartunge­n trat sie dort an – und gewann sensatione­ll im Finale gegen Ex-Weltmeiste­rin Nae Udaka aus Japan. Nun ist sie die bisher älteste GrandSlam-Siegerin. „Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet nach den Schwierigk­eiten“, sagte sie.

Als nächstes will sie bei der WM im August in Budapest kämpfen. Ob es für die Olympische­n Spiele 2020 reicht, lässt sie sich offen. „Ich bin 34, da kann man nur von Jahr zu Jahr sehen, ob es geht“, sagte sie. Genugtuung gegenüber dem deutschen Verband verspürt Roper nach ihrem Triumph in Russland nicht. „Ich habe weder Wut noch Ärger. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas beweisen müsse, so etwas lenkt nur ab“, sagte sie: „Für mich hat sich daraus so viel Gutes ergeben. Es war vielleicht nicht das Beste, was mir passieren konnte, aber schon ziemlich nah dran.“

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FOTO: KÄSTLE/DPA In Rio kämpfte Judoka Miryam Roper noch für Deutschlan­d.

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