„Das ist ein Schlag in die Magengrube”
Alt-Saarbrücker sammeln Unterschriften g eg en die zum Jahresende g eplante Schließung der Sparkassen-Filiale in der Deutschherrnstraße.
ALT-SAARBRÜCKEN „Oh, Herr Lütticken, was soll ich denn jetzt machen?“Auf diese Frage, sagt Markus Lütticken, hat er gerade nur eine Antwort: eine Unterschriftenliste. Markus Lütticken ist Optiker. Und die Menschen, die ihm in seinem Laden in der Deutschherrnstraße seit einigen Tagen von ihrer Ratlosigkeit, von ihrem Ärger, manchmal auch von ihrer Verzweiflung erzählen, sind meist älter. Und immer geht es in diesen Gesprächen um die Ankündigung der Sparkasse, ihre Filiale in der Alt-Saarbrücker Deutschherrnstraße zu schließen.
Im Rahmen der „strategischen Neuausrichtung“der Sparkasse Saarbrücken und „als Antwort auf die großen Veränderungsprozesse im Filialgeschäft haben wir die tragenden Säulen unserer Geschäftsaktivitäten mit privaten Kunden neu aufgestellt“, erklärte Dirk Dumont, der Pressesprecher der Sparkasse Saarbrücken, gestern auf SZAnfrage. Dazu gehöre unter anderem die Stärkung der SparkassenFinanz-Center, in denen „das komplette Produkt- und Leistungsspektrum der Sparkasse Saarbrücken“weiterhin zur Verfügung stehe. Aber eben auch die Schließung von Filialen.
Der mit der Finanz-Center-Stärkung „verbundene verstärkte Personalaufbau“verlange nämlich „auch eine kritische Anpassung an das Filialnetz“. Weil sie verhältnismäßig nah an der Innenstadt liege und „in der unmittelbaren Nähe“zu den Sparkassen-Finanz-Centern Neumarkt, Rathausplatz und Bahnhofstraße sowie zur Filiale Bellevue sei die Filiale Deutschherrnstraße auf der Liste der Filialen, die im Laufe des Jahres geschlossen werden sollen.
Auf der Liste stehen außer der Filiale Deutschherrnstraße auch die Am Homburg und in der Feldmannstraße (die SZ berichtete).
„Wir verstehen, dass diese Veränderungen auf den ersten Blick nicht für alle Kunden gute Nachrichten sind. Wir werden aber alles dafür tun, um die Auswirkungen für die Kunden so gering wie möglich zu halten, und gegebenenfalls in einem Gespräch mit dem Kunden Lösungen finden“, versichert Dumont. Mit künftig 62 Filialen werde die Sparkasse Saarbrücken „auch weiterhin das dichteste Filialnetz aller Kreditinstitute im gesamten Regionalverband unterhalten und somit auch künftig in der Nähe ihrer Kunden bleiben“, sagt er.
Der Argumentation der Sparkasse können Geschäftsleute und Bewohner im unteren Alt-Saarbrücken nicht folgen, sagt Hans-Peter Becker. Der 74-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren im Stadtteil. Die Sparkassen-Finanz-Zentren seien eben nicht in der Nähe. Zumindest dann nicht, wenn man kein Auto hat, nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs und auf den Bus angewiesen ist.
Er selbst erledige seine Bankgeschäfte nicht am Computer – und er wisse von vielen alten Menschen, dass Online-Banking kein Ersatz für den kurzen Weg zur Sparkassen-Filiale ist. Wie immer man die Filialschließungen begründe, sie bedeuten vor allem eins, sagt Becker: „Weitere Wege für ältere Leute.“Deshalb sammeln er und viele Geschäftsleute Unterschriften gegen die Schließung.
Auch den Geschäftsleuten, sagt Markus Lütticken, fehle der kurze Weg zur Bank. Und dass es bald ein leerstehendes Ladenlokal gibt, sei für die Geschäftsleute, die sich für die positive Entwicklung ihres Viertels engagieren, „ein Schlag in die Magengrube“. Ob Unterschriften helfen? Er wolle da niemand all zu große Hoffnungen machen, sagt der Optiker. Aber man könne doch auch nicht einfach hinnehmen, dass die Sparkasse und die Politiker, die in deren Aufsichtsgremien sitzen, einfach so die Lebensqualität im Wohngebiet verschlechtern.