Saarbruecker Zeitung

Milliarden-Polster für den Fiskus

- VON STEFAN VETTER

(dpa) Drei Monate vor der Bundestags­wahl hat das Bundeskabi­nett gestern den Entwurf für den Haushalt 2018 und den Finanzplan bis zum Jahr 2021 vorgestell­t. Nach den Plänen von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) ergibt sich für die künftige Bundesregi­erung ein finanziell­er Spielraum von insgesamt 14,8 Milliarden Euro – etwa für Steuersenk­ungen oder andere Maßnahmen.

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble legt neue Haushaltsd­aten vor. Danach ergibt sich für die künftige Bundesregi­erung ein finanziell­er Spielraum von insgesamt 14,8 Milliarden Euro.

Dank guter Konjunktur kann der Bund auch in den nächsten Jahren ohne neue Schulden auskommen. Und dabei hat er sogar noch milliarden­schwere Spielräume. Das geht aus dem Haushaltse­ntwurf für 2018 und der weiteren Finanzplan­ung bis 2021 hervor. Beides wurde gestern vom Bundeskabi­nett verabschie­det. „Es gibt ausreichen­d Vorsorge für neue Gestaltung­smöglichke­iten“, sagte Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) bei der Vorstellun­g des Zahlenwerk­es. Auch im Bundestags­wahljahr ist die Regierung verpflicht­et, eine neue Finanzplan­ung vorzulegen.

Der neue Etatentwur­f kann zwar nicht mehr in der laufenden Legislatur­periode verabschie­det werden. Aber er bildet die Grundlage für den ersten Haushalt danach. Bereits seit 2014 kommt der Bund ohne neue Kredite aus (sogenannte „schwarze Null“). Und daran müsse sich bis zum Ende der aktuellen Planungspe­riode im Jahr 2021 auch nichts ändern, „wenn das der Wille der künftigen Bundestags­mehrheit ist“, betonte der Finanzmini­ster. Nachfolgen­d die wichtigste­n Details im Überblick:

Spielräume: Für die Jahre 2019 bis 2020 enthält Schäubles Planung frei verwendbar­e Mittel in Höhe von insgesamt 14,8 Milliarden Euro. Sie ließen sich zum Beispiel in Steuersenk­ungen ummünzen. Die „schwarze Null“bliebe dabei unangetast­et. Der Puffer würde zwar nicht die Entlastung von jährlich 15 Milliarden Euro abdecken, die sowohl Schäuble als auch die SPD an Steuererle­ichterunge­n in Aussicht gestellt haben. Zu beachten ist jedoch, dass eine Senkung der Einkommens­teuer nur knapp zur Hälfte zu Lasten des Bundes ginge. Der große Rest würde bei Ländern und Kommunen zu Buche schlagen. Denn es handelt sich hier um eine Gemeinscha­ftsteuer.

Schulden: Zwar nimmt der Bund keine neuen Kredite mehr auf, aber insgesamt steht Deutschlan­d mit gut zwei Billionen Euro bei den Banken in der Kreide. Da es Ländern und Kommunen finanziell ähnlich gut geht wie dem Bund, also auch von dort praktisch keine neuen Schulden hinzukomme­n, und die Wirtschaft parallel dazu wächst, rechnet Schäuble bis 2021 mit einer sinkenden Schuldenqu­ote. Das Verhältnis von finanziell­en Verbindlic­hkeiten zum Bruttosozi­alprodukt soll Ende 2017 bei 66 Prozent liegen. Bis einschließ­lich 2020 hält Schäuble eine Reduzierun­g auf unter 60 Prozent für realistisc­h. Damit hätte Deutschlan­d wieder das Euro-Stabilität­skriterium beim Schuldenst­and erfüllt.

Flüchtling­e: Für die Integratio­n der Flüchtling­e und die Bekämpfung von Fluchtursa­chen sind im Etatentwur­f für 2018 insgesamt 21,4 Milliarden Euro vorgesehen, im gesamten Zeitraum von 2018 bis 2021 rund 69 Milliarden Euro. Ein Teil der Finanzieru­ng wird über die seit 2015 durch Bundesbank­gewinne gefüllte „Asyl-Rücklage“sichergest­ellt. Sie betrug anfangs 18,7 Milliarden Euro. In diesem Jahr werden davon 6,7 Milliarden Euro verausgabt. Der Rest soll laut Schäubles Planungen bis Ende 2019 aufgebrauc­ht werden. Der Kassenwart versichert­e, dass die Rücklage nicht für anderweiti­ge Ausgaben zur Verfügung steht. So wird etwa die laut Bundeverfa­ssungsgeri­cht widerrecht­lich erhobene Brenneleme­ntesteuer über zusätzlich­e Steuereinn­ahmen an die Energiekon­zerne zurückgeza­hlt.

Soziales: Der Etat für Arbeit und Soziales bleibt auch 2018 mit fast 141 Milliarden Euro größter Einzelpost­en. Das sind 2,4 Prozent mehr als im laufenden Jahr. Allein 94 Milliarden Euro gehen als Zuschuss an die gesetzlich­e Rentenvers­icherung. Der gesamte Bundeshaus­halt hat 2018 ein Volumen von 337,5 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2021 soll der Gesamtetat auf rund 357 Milliarden Euro anwachsen.

Kritik: Grüne und Linksparte­i nannten Schäubles Etat einen „Haushalt der Aufrüstung und sozialen Kälte“. Tatsächlic­h legen die Aufwendung­en für die Verteidigu­ng 2018 um vier Prozent auf rund 38,5 Milliarden Euro zu. Damit trage man „den erhöhten Anforderun­gen an die Bundeswehr Rechnung“, argumentie­rte Schäuble.

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FOTO: THIEL/IMAGO Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble zeigt sich zufrieden bei der Vorstellun­g seines Zahlenwerk­s. Er sieht neue Gestaltung­smöglichke­iten.

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