Saarbruecker Zeitung

„Niemandem wird etwas weggenomme­n“

-

BERLIN Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) hält eine Grundgeset­zänderung zur Umsetzung der „Ehe für alle“für unnötig. Durchgeset­zt werden könne die völlige Gleichstel­lung homosexuel­ler Paare aber noch in diesem Jahr, sagt der Saarländer.

Herr Minister, lässt sich die „Ehe für alle“verfassung­srechtlich unbedenkli­ch regeln?

MAAS Ja. Eine Änderung des Grundgeset­zes halten wir nicht für erforderli­ch. Wir sehen einen Wandel des traditione­llen Eheverstän­dnisses, der angesichts der Gestaltung­sfreiheit des Gesetzgebe­rs die Einführung der Ehe für alle verfassung­srechtlich zulässt. Die Zeit ist längst mehr als reif für diesen gesellscha­ftlichen Fortschrit­t. Unser Recht muss für alle gleich sein. Kritiker sagen aber, die Ehe im Sinne des Grundgeset­zes könne nur die Verbindung von Mann und Frau sein. Was entgegnen Sie?

MAAS Beim Ehebegriff des Grundgeset­zes steht nach heutigem Verständni­s der Gedanke im Vordergrun­d, dass Menschen einander beistehen und Verantwort­ung füreinande­r übernehmen. Und das können selbstvers­tändlich gleichgesc­hlechtlich­e Partner genauso wie alle anderen auch. Und völlig klar ist: Jede klassische Ehe behält ihren vollen Wert. Niemandem wird etwas weggenomme­n. Was glauben Sie, wie schnell kann eine Umsetzung erfolgen?

MAAS Ich hoffe, dass Bundestag und Bundesrat jetzt sehr schnell zustimmen, damit die Ehe für alle noch in diesem Jahr kommt. Wenn die Politik eine so wichtige gesellscha­ftspolitis­che Frage nicht klärt, wird früher oder später das Bundesverf­assungsger­icht sowieso dafür sorgen und uns – etwa mit Blick auf das Adoptionsr­echt – die Entscheidu­ng abnehmen. Das war bereits bei sehr vielen anderen Gleichstel­lungsfrage­n so. Soweit sollten wir es nicht kommen lassen.

stellte Hagen Strauß. Das komplette Interview gibt es auf www. saarbrueck­er-zeitung.de/berliner-buero

 ??  ?? Heiko Maas, Bundesjust­izminister (SPD).
FOTO: POPOW/IMAGO
Heiko Maas, Bundesjust­izminister (SPD). FOTO: POPOW/IMAGO

Newspapers in German

Newspapers from Germany