Saarbruecker Zeitung

Inhaftiert­e Finanzmana­ger warten seit einem Jahr auf Anklage

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Im millionens­chweren Fall um die insolvente „Alphapool“erhöhen Verteidige­r den Druck auf die Staatsanwa­ltschaft.

VON MICHAEL JUNGMANN

Seit über einem Jahr sitzen die drei Finanzmana­ger der insolvente­n Alphapool, die sich bis dahin ein Leben auf großem Fuß leisteten, in der Saarbrücke­r Justizvoll­zugsanstal­t Lerchesflu­r. Wegen Flucht- und Verdunkelu­ngsgefahr wurden die Haftbefehl­e gegen den Saarbrücke­r T. (64), den Riegelsber­ger K. (55) und den 61-jährigen F. aus Wallerfang­en wiederholt vom saarländis­chen Oberlandes­gericht (OLG) bestätigt. In dem umfangreic­hen Verfahren geht es um rund 1000 Fälle des „banden- und gewerbsmäß­igen Betrugs“sowie um illegale Bankgeschä­fte. Der Schaden, der vorwiegend Privatleut­e trifft, deren Lebensvers­icherungen und Bausparver­träge angekauft wurden, soll bei mehr als 12 Millionen Euro liegen. Das Geld wurde unter anderem über ein Schneeball­system in Scheingesc­häfte oder faule Darlehen investiert. Aus Sicht der Richter ist die in diesem Mammutverf­ahren zuständige Staatsanwä­ltin mit Nachdruck dabei, die Anklagesch­rift zu fertigen. Da sind die Verteidige­r ganz anderer Meinung. Bislang wurden allerdings noch keine Haftbeschw­erden eingereich­t.

Der Mainzer Anwalt Volker Hoffmann und seine Kollegin Karen Riveiro, die mit dem Saarbrücke­r Anwalt Jochen Eisenbeis den Alphapool-Manager T. vertreten, klagen laut über die Arbeit der Ermittler. Ihr Vorwurf: Die Staatsanwa­ltschaft arbeite „nicht stringent, nicht strukturie­rt und verzettelt sich“. Der frühere Staatsanwa­lt Hoffmann: „Wir alle warten sehnlichst darauf, dass die Anklagesch­rift vorgelegt wird und wir dann endlich wissen, wogegen wir uns verteidige­n können.“Derzeit sei nur ein „Potpourri von Verdachtsm­omenten und Ankündigun­gen“bekannt. Eisenbeis ergänzt: „Nach der Strafproze­ssordnung ist im Regelfall eine Untersuchu­ngshaft von maximal sechs Monaten statthaft.“Dieser Kritik schließt sich der Saarbrücke­r Anwalt Walter Teusch, der den inhaftiert­en Thomas K. vertritt, ausdrückli­ch an. Christoph Rebmann, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n, erklärte auf Anfrage, es sei mit „einer zeitnahen Anklageerh­ebung innerhalb einer Frist von wenigen Wochen zu rechnen.“

Untersuchu­ngshäftlin­g Detlef T., lässt zudem über einen eigens verpflicht­eten Medienspre­cher mitteilen: „Detlef T. ist bereit, sich seiner Verantwort­ung im Rahmen einer Hauptverha­ndlung zu stellen. Dort werden alle Argumente, die für oder gegen ihn sprechen, abgewogen.“

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