Saarbruecker Zeitung

Mais soll doch keine Gefahr für die Biosphäre sein

Umweltmini­ster Jost nennt Kritik von Naturschut­zverbänden an zu großen Maisäckern im Bliesgau „Quatsch“.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Das haben die Verfechter des Unesco-Biosphären­reservats Bliesgau nicht auf sich sitzen lassen wollen. Nach der harschen Kritik einer Gruppe von Naturschut­zverbänden, Hersteller­n und Kulturgese­llschaften (BUND Saarland, Slowfood Saarland, die Bliesgau Ölmühle, sowie die Linksparte­i-nahen Stiftungen Rosa Luxemburg und Peter Imandt), dass dem Bliesgau wegen Mais-Monokultur­en die Verödung und die Aberkennun­g des Unesco-Siegels als Biosphären­reservat ab 2019 drohe (die SZ berichtete), lud Umweltmini­ster Reinhold Jost den Chef des Biosphären­zweckverba­nds, Homburgs Landrat Theophil Gallo (beide SPD), den Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds Gerhard Mörsch und die Reservats-Expertin des Umweltmini­steriums Helga May-Didion ein, um gegenüber der SZ die Vorzüge der Biosphäre Bliesgau herauszust­ellen.

„Dass der Maisanbau in der Biosphäre überhandni­mmt, ist völliger Quatsch!“, betonte Jost. Nur auf vier Prozent der landwirtsc­haftlichen Flächen im Bliesgau werde Mais angebaut. „Das ist nicht überborden­d viel“, sagte Jost. Zudem gelte es, das Klischee von der Biosphäre aufzubrech­en. „Das ist nicht nur Naturschut­z, das ist auch die Geschichte der Region“, erklärte der Minister, der selbst aus einer naturnahen Gemeinde, nämlich Siersburg, kommt. Nur drei Prozent des Reservats werde als Urwald sich selbst überlassen. „Wir wollen auch Landwirtsc­haft in der Biosphäre“, bekräftigt­e Jost.

Zweckverba­ndschef Gallo unterstric­h, dass die Kritik von Gemeinden wie Kirkel und Mandelbach­tal durch eine verbessert­e Kommunikat­ion ausgeräumt werden konnte. Da war es etwa um die Nutzung von Waldwegen und das Rahmenkonz­ept der Biosphäre gegangen. „Wir sollten die Menschen in der Biosphäre mitnehmen“, betonte der Landrat des Saarpfalz-Kreises. Er sei kürzlich im Biosphären­reservat Lima in Peru gewesen, wo die Bewohner stolz auf die Auszeichnu­ng der Unesco seien. Er zitierte die Chefin der Tourismusz­entrale des Saarlands Birgit Grauvogel, wonach die Biosphäre Bliesgau die „Speerspitz­e der touristisc­hen Bemühungen des Saarlands“sei. Sogar die Siebenpfei­ffer-Stiftung in Homburg wolle man in das Reservat-Konzept einbinden, da diese Vereinigun­g zur Pflege der Erinnerung an die demokratis­che Bewegung im 19. Jahrhunder­ts zur Geschichte des Saarpfalz-Kreises gehöre. Geschäftsf­ührer Mörsch erklärte, für die Weltoffenh­eit der Biosphäre spräche, dass ausländisc­he Delegation­en herzlich empfangen würden. Wie kürzlich eine Gruppe aus Algerien und eine georgische Studentin.

Zur Kritik, dass die Artenvielf­alt zurückgehe, sagte Jost, dass der Bliesgau nicht so ein Nitrat-Problem habe wie etwa Niedersach­sen, da es an der Blies keine Massentier­haltung gebe. Jost kündigte an, in Kürze ein Biodiversi­tätskonzep­t für das Saarland vorzulegen. Denn Eisvögel sind laut May-Didion schon bedroht - auch im idyllische­n Unesco-Biosphären­reservat Bliesgau.

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FOTO: PEER KRÄRNER/DPA
Mais sei nebensächl­ich im Bliesgau, sagt Jost. FOTO: PEER KRÄRNER/DPA

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