Ermittlungen zum Tod Tanja Gräffs eingestellt
Wieso ist die Trierer Studentin im Juni 2007 von einem 50 Meter hohen Felsen gestürzt? Die Ermittler wissen es nicht und stellten die Arbeit ein.
TRIER (dpa) Zehn Jahre nach dem Tod der Trierer Studentin Tanja Gräff sind die Ermittlungen wegen eines möglichen Verbrechens eingestellt worden. „Die Ermittlungen haben keine belastbaren Hinweise erbracht, dass Tanja einer Straftat zum Opfer gefallen ist“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen am Mittwoch in Trier. Der tödliche Sturz der 21-Jährigen von einer rund 50 Meter hohen Felswand sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ein Unfall gewesen. Die sterblichen Überreste der jahrelang vermissten Frau waren im Mai 2015 bei Rodungsarbeiten am Fuß des Felsens im Stadtteil Pallien entdeckt worden.
Es gebe keine Ansatzpunkte für weitere Ermittlungen. „Es ist aus unserer Sicht alles ausermittelt worden“, sagte Fritzen. Auch wenn die Einzelheiten des Geschehens letztlich ungeklärt geblieben seien. Die Studentin war vor zehn Jahren nach einer Sommer-Fete an der Hochschule Trier spurlos verschwunden. Viele Jahre gingen die Ermittler davon aus, dass Gräff Opfer einer Straftat wurde. Doch nach dem Fund des Skeletts sah es immer mehr nach einem tragischen Unfall aus. Rechtsmediziner hätten an ihren Knochen „keine Spuren einer Fremdeinwirkung“gefunden.
Der Anwalt von Tanja Gräffs Mutter, Detlef Böhm, kritisierte die Entscheidung: Die Einstellung des Verfahrens sei „bedauerlich und nicht nachvollziehbar“, erklärte er. Es gebe noch Hinweise, denen nicht nachgegangen worden sei – manches sei noch nicht ausermittelt. Daher könne nicht ausgeschlossen werden, dass Tanja Gräff Opfer eines Verbrechens wurde. Mit sehr großem Aufwand hatten die Strafverfolger anfangs nach Gräff und ihrem vermeintlichen Mörder gesucht. Denn jahrelang ging die Polizei davon aus, dass die Lehramtsstudentin Opfer eines Verbrechens wurde. Polizei-Hundertschaften durchkämmten mehrfach die Wälder rund um die Hochschule, Hubschrauber mit Wärmesensoren flogen auf der Suche nach Gräffs Leiche die Mosel entlang, Leichenspürhunde sollten Witterung aufnehmen. Auf der Jagd nach einer Spur suchten Taucher Mosel, Teiche und einen Stausee in Luxemburg ab, rund 6000 Fotos der Hochschulparty wurden gesichtet. Dutzende Zeugen antworteten einer Sonderkommission, per „Aktenzeichen XY ... ungelöst“wurde nach Männern gefahndet, die angeblich zuletzt mit Gräff gesehen worden waren. Nichts. „Sämtliche Spuren verliefen leider im Sande“, sagte der damalige Leiter der Ermittlungskommission, Christian Soulier. Zig Aktenordner legte die Polizei im Laufe der Jahre an, ging 3000 Hinweisen nach. Aber keine Spur. Bis am 11. Mai 2015 Waldarbeiter am Fuß einer Felswand in unmittelbarer Nähe der Hochschule mit Rodungsarbeiten begannen – und auf Knochen und Kleidungsstücke stießen. Fast acht Jahre nach jener schicksalhaften Party-Nacht hatte man endlich per Zufall die sterblichen Überreste Gräffs gefunden. An der bis dahin zugewucherten, nicht zugänglichen Stelle war damals nicht am Boden gesucht worden.