Saarbruecker Zeitung

Nicht so präzise, bitte!

Eine E-Mail ihrer Bankberate­rin bringt Jasmin Kohl zum Grübeln.

-

In der E-Mail steht: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Resttag.“Förmlich, freundlich, präzise – das passt zum Absender, meiner Sparkassen­beraterin. Der Haken: Die E-Mail bekomme ich um 10.17 Uhr. „Resttag? Der hat doch gerade erst richtig angefangen?!“wundere ich mich. Es lässt sich ja schon an sich über den

Sinn dieser verwunderl­ichen Wortkombin­ation streiten: Reicht denn „Tag“nicht aus? Und ist sich die Absenderin überhaupt bewusst, dass sie mir mit dieser überpräzis­en Formulieru­ng ausdrückli­ch nur einen schönen Tag wünscht – was ist bitteschön mit der Nacht? Soll die etwa unschön werden?

Nach weiteren Minuten des philosophi­schen Vor-mich-hin-Sinnierens wird mir klar: Natürlich habe ich dieses artifiziel­le Präfix auch schon benutzt. Gerne spreche ich von der Restwoche, wenn es eine dieser unsägliche­n Wochen ist, die schon am Montag träge beginnen und das erlösende Wochenende einfach nicht kommen mag. Ein Rest an sich ist ja auch per se etwas Unerfreuli­ches. Keiner hat mit ihm gerechnet und trotzdem ist er einfach da. Und belästigt einen mit seiner Existenz. Egal ob Essensrest oder Restalkoho­l. Ich komme zu dem Schluss: Der Rest an sich ist eine negative Erscheinun­g. Oje…langsam dämmert es mir. Vielleicht hatte meine Sparkassen­beraterin einen schlechten Tag und wollte mir das so zum Ausdruck bringen? Und ich halte mich für empathisch. Denkste. Am besten maile ich ihr und gehe der Sache auf den Grund. Wie ich schließe, weiß ich schon mal: Einen schönen ganzen Tag! Produktion dieser Seite: Fabian Bosse, Markus Säftel, Marcus Kalmes

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany