Saarbruecker Zeitung

Viele Saar-Auszubilde­nde werden schlecht bezahlt

Lehre im Saarland ist nicht gleich Lehre zum Beispiel in Hamburg. Je nach Region unterschei­den sich die Löhne erheblich.

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VON PASCAL BECHER SAARBRÜCKE­N

Auszubilde­nde im Saarland hinken einer Studie zufolge beim Gehalt oft hinterher. So bekommt ein Lehrling der Bekleidung­sindustrie im ersten Jahr weniger als 500 Euro monatlich. In Baden-Württember­g sind es hingegen 740 Euro. In der Holz- und Kunststoff-Industrie erhält ein Azubi vergleichb­ar wenig (488 Euro). Im Kfz-Handwerk hat ein Saarländer im dritten Lehrjahr 762 Euro, in Hamburg sind es 200 Euro mehr, wie eine Auswertung der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt.

Ansonsten rangiert das Land in das Lohn-Statistik oft im Mittelfeld. Schlusslic­ht in fast allen Sparten ist der Osten. Die Spanne in Deutschlan­d reicht dabei von unter 300 Euro im Transportg­ewerbe Mecklenbur­g-Vorpommern­s (erstes Lehrjahr) bis zu 1580 Euro im westdeutsc­hen Bauhauptge­werbe (viertes Ausbildung­sjahr). Kaum Unterschie­de gibt es in boomenden Branchen. In der für die Saar-Wirtschaft wichtigen Metallund Elektroind­ustrie verdienen junge Leute hierzuland­e schon im ersten Lehrjahr 955 Euro – ein Top-Wert. Spitze ist die Region in der Stahlindus­trie.

„Im Saarland steigen die Arbeitsver­gütungen in den letzten Jahren merklich an“, sagt Arnd Klein-Zirbes, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer. Weniger optimistis­ch ist Eugen Roth. Der Regionalch­ef des Deutschen Gewerkscha­fts-Bundes findet: „Wir können nicht sagen, die Jugend ist die Zukunft unseres Landes, und dann zahlen wir Gehälter, die keine Wertschätz­ung ausdrücken.“Deshalb kehrten viele Jugendlich­e dem Land den Rücken.

Doch woher kommt das Lohngefäll­e? Für Roth sind es oft fehlende Tarifvertr­äge. „Das nutzen Firmen eiskalt aus.“Der Geschäftsf­ührer der IHK Saarland, Peter Nagel, macht mehrere Faktoren aus: „Wenn eine Branche boomt, Azubis schon in der Lehre effizient sind, der Nachwuchs gefragt ist und die Angestellt­en gewerkscha­ftlich organisier­t sind, dann bekommen sie mehr Geld.“Arbeitskam­mer-Chef Hans Peter Kurtz will das so nicht akzeptiere­n: „Der Staat braucht dringend eine gesetzlich­e Mindest-Ausbildung­svergütung.“

488 Euro erhalten saarländis­che Lehrlinge der Holzindust­rie monatlich im ersten Lehrjahr. QUELLE Hans-Böckler-Stiftung

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