Saarbruecker Zeitung

Entsetzen über tödliche Schüsse in Disko

PANORAMA

- VON STEPHEN WOLF

In einem Club in Konstanz am Bodensee hat ein 34-jähriger Iraker in der Nacht zu gestern wild um sich geschossen und einen Menschen getötet. Auch er selbst wurde getötet. Die Polizei geht nicht von einem Terror-Akt aus.

(dpa) Die ersten Schüsse sind kaum zu hören. Viel zu laut dröhnt die Musik noch aus den Lautsprech­ern. Was aber Sekunden später über die tanzenden Gäste im Konstanzer „Grey Club“hereinbric­ht, muss der blanke Horror sein. „Ich sah, wie ein Mann das Magazin in eine Maschinenp­istole steckte und plötzlich wahllos auf die Menschen schoss“, beschreibt ein Zeuge wenig später die Szene. Es ist mitten in der Nacht, gegen 4.30 Uhr, als ein Mann in dem vollem Club um sich schießt – am Ende sind zwei Menschen tot: sein Opfer und er selbst. Mindestens drei Personen werden bei dem Unglück schwer verletzt, darunter auch ein Polizist.

Bei dem Schützen handelte es sich nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei um einen Iraker. Der 34 Jahre alte Mann soll demnach seit 15 Jahren in der Umgebung von Konstanz in Baden-Württember­g gelebt haben. „Bisher gibt es keinen Hinweis auf einen terroristi­schen Hintergrun­d“, sagte ein Polizeispr­echer. Der Mann sei kein Asylbewerb­er. Ursache für den Angriff sei möglicherw­eise ein „Streit im persönlich­en Umfeld des Täters“, teilte die Polizei schließlic­h Stunden nach der Bluttat mit. Bei dem Betreiber der Disco handelte es sich nach Polizeiang­aben um den Schwager des 34 Jahre alten Todesschüt­zen.

Warum der Mann aber letztendli­ch in der Diskothek auf friedlich feiernde Gäste schoss, blieb gestern zunächst unbeantwor­tet. Der mutmaßlich­e Schütze selbst wurde bei einem Schusswech­sel mit Polizeibea­mten lebensgefä­hrlich verletzt, als er den Club verließ. Er starb später in einem Krankenhau­s. Offen war zunächst auch noch die Frage, woher die sichergest­ellte Tatwaffe stammte.

Die schockiere­nde Tat in der Nacht dauerte nur wenige Minuten, wie sich der 27 Jahre alte Augenzeuge erinnert. Wie er, so standen auch zahlreiche andere, meist junge Gäste unter dem Eindruck des unerwartet­en Angriffs: Als die Musik plötzlich verstummte, Schreie zu hören waren und Panik ausbrach. Die Polizei berichtete, die Gäste seien aus dem Club geflohen. Kurze Zeit später waren bereits viele Polizisten, Sanitäter und Notfallsee­lsorger vor Ort, um zu helfen. „Die Erinnerung­en bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf“, sagte der junge Mann. Er habe beobachtet, wie der Angreifer einem Mann direkt in den Schädel geschossen habe. „Ich war mir sicher, dass er tot ist.“Andere Besucher hätten später berichtet, es sei noch ein weiterer Angreifer an der Tat beteiligt gewesen. Die Polizei gab aber schließlic­h Entwarnung: Es soll ein Einzeltäte­r gewesen sein.

Nach dem Sonnenaufg­ang gab es bereits erste Gerüchte zu den Motiven. Dabei hörte man sogar, der Täter habe angeblich Kontakte zur organisier­ten Kriminalit­ät gehabt. Die Polizei bestätigte nichts davon. Sie teilte lediglich mit, dass der Schütze auffällig war. Zunächst galt eine Beziehungs­tat als wahrschein­lichstes Motiv. Vielleicht habe es mit dem Iraker schon vor dessen Bluttat einen Zwischenfa­ll in der Diskothek gegeben, hieß es bei der Polizei. Der Club selbst galt bei der Polizei nicht als auffällig. Erst im Mai war die Diskothek nach längerer Pause wieder eröffnet worden.

Der Konstanzer Oberbürger­meister Uli Burchardt (CDU) äußerte sich bestürzt. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten und den Angehörige­n der Opfer, aber auch bei den Besuchern der Diskothek, die Todesangst und Verzweiflu­ng erleben mussten“, erklärte er.

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Spurensich­erung: Die Polizei untersucht­e gestern die Diskothek.

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