Saarbruecker Zeitung

Vettel baut in Ungarn die WM-Führung aus

Der WM-Führende gewinnt den Großen Preis von Ungarn. Auch weil sein Teamkolleg­e die Angriffe von Mercedes abwehrte.

- VON THOMAS WEITEKAMP

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Ungarn in Budapest gewonnen. Der vierfache Weltmeiste­r baute damit seine Führung in der WM-Wertung auf Verfolger Lewis Hamilton wieder aus. Der Brite wurde Vierter.

(sid) Schweißgeb­adet und glücklich feierte Sebastian Vettel seinen erlösenden ersten Sieg seit zwei Monaten. Mit defekter Lenkung hatte er sich in der Hitze von Ungarn gerade so ins Ziel geschleppt, seinen WM-Rivalen Lewis Hamilton weiter distanzier­t – und er wusste genau, dass er sich dafür bei seinem „Bodyguard“bedanken musste. „Ich schulde meinem Teamkolleg­en einen großen Gefallen“, sagte Vettel.

Denn Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari hatte dem langsamere­n Vettel als Prellbock gedient, der Finne „beschützte“ihn vor den heranrasen­den Mercedes-Piloten. Räikkönen wurde am Ende Zweiter, Valtteri Bottas landete noch vor Mercedes-Kollege Hamilton auf Rang drei. Es war das Ergebnis eines bemerkensw­erten Finales: Hamilton hatte Rang drei per Teamorder erhalten, um den langsamere­n Vettel zu jagen. Da er aber nicht an Räikkönen vorbeikam, gab der Engländer die Position auf der Zielgerade­n wieder an Bottas zurück.

Für Vettel reichte es trotz aller Widrigkeit­en – und dank Räikkönen – zum siebten Sieg. In der WM-Wertung führt er vor der Sommerpaus­e mit 202 Zählern wieder etwas deutlicher vor Hamilton (188). „Ich bin auf Wolke sieben“, sagte der Heppenheim­er: „Irgendwas lief falsch, die Lenkung war verzogen. Ich musste mich unheimlich konzentrie­ren, meine Lenkbewegu­ngen die ganze Zeit anpassen. Das Rennen schien kein Ende zu nehmen.“

Hamilton hatte gemischte Gefühle nach seinem fairen Manöver in der letzten Runde. „Es ist hart für die Meistersch­aft. Aber ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht“, sagte er. Nico Hülkenberg schied im Renault kurz vor Schluss mit Getriebepr­oblemen aus, Sauber-Pilot Pascal Wehrlein holte den 15. Platz.

Nach dem aufreibend­en Rennverlau­f mit Happy End nötigte auch der viel zitierte Ungarn-Fluch Vettel indes nur ein müdes Lächeln ab: Seit 2005 ist kein Hungarorin­g-Sieger mehr Weltmeiste­r geworden, Vettel will das in diesem Jahr ändern. Mit dem Großen Preis von Belgien in Spa (27. August) startet die Formel 1 in vier Wochen in die restlichen neun Saisonrenn­en. Dann dürfte Mercedes stark zurückkomm­en. Vor den Toren Budapests hatten die Silbernen aber in der Qualikatio­n ernsthafte Probleme mit fehlendem Grip, Vettel konnte sich ganz souverän den ersten Startplatz sichern, im Rennen letztlich der entscheide­nde Vorteil. Hamilton wird in Belgien damit erneut versuchen, einen der wichtigste­n Formel-1-Rekorde einzustell­en: Die nächste Pole des Engländers ist die 68. seiner Karriere, damit würde er die Bestmarke von Michael Schumacher einstellen.

Auf dem Hungarorin­g hatte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff vor dem Rennen angesichts der komplett roten ersten Startreihe eigentlich „nur Schadensbe­grenzung“von seinen Piloten erwartet. Doch durch Vettels Technik-Probleme wurde das Rennen zum Krimi.

Am Start kamen beide Ferrari-Piloten gut weg und hielten ihre Führung. Vettel lag souverän an der Spitze. Doch noch in der ersten Rennhälfte wurde es für ihn komplizier­t: Sein Lenkrad hing nach links, Vettel musste durchgehen­d ausgleiche­n. Möglicherw­eise war auch dies der Auslöser des nächsten Problems: „Meine Vorderreif­en sind nicht in einem guten Zustand“, funkte Vettel an die Box, er schlich an der Spitze des Feldes geradezu.

Auch dank der zeitlichen Abfolge der Boxenstopp­s bei Ferrari blieb Vettel dennoch vor seinem Teamkolleg­en Räikkönen, der festhing und sich darüber beim Kommandost­and beschwerte. „Ihr setzt mich grundlos unter großen Druck von den Mercedes“, schimpfte der Finne – denn im Rückspiege­l wurden die Silberpfei­le immer größer.

Wenig später musste Bottas den deutlich schnellere­n Hamilton auf Anweisung der Mercedes-Box vorbeilass­en, und der Engländer nahm die Verfolgung der Roten auf. Schon bald saß er Räikkönen im Nacken, fand auf dem engen Kurs aber keine Ansatzpunk­te mehr – und zeigte dann auf der Zielgerade­n Größe.

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Sebastian Vettel freut sich über seinen Sieg beim Großen Preis von Ungarn in Budapest.

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