Saarbruecker Zeitung

Wer gehört zu den berühmtest­en Saarländer­n?

Das Historisch­e Museum Saar in Saarbrücke­n bereitet eine Ausstellun­g über saarländis­che Prominente vor. Wer schafft es ins Museum?

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS FOTO: FOTOLIA

Rankinglis­ten sind der Deutschen liebstes Unterhaltu­ngs-Futter: Wer sind die Besten, die Schlausten, die Erfolgreic­hsten? Das bringt hohe Einschaltq­uoten, wohl auch im Museum. Und deshalb darf man die erste Ausstellun­gsidee des neuen Chefs des Historisch­en Museums Saar zumindest jetzt schon eines nennen: ziemlich clever. Im übertragen­en Sinne lautet nämlich die Frage, die er den Saarländer­n stellt — und hier vor allem denen, die sich selbst für bedeutend halten —: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Berühmtest­e im ganzen Land? Zwar hat das Team um Simon Matzerath den Superlativ aus dem Titel gestrichen, „Prominente aus dem Saarland“lautet der. Dennoch bringt die Schau, die am Saarbrücke­r Schlosspla­tz gerade vorbereite­t wird, für die Besucher durchaus einen „Thrill“mit: die Spannung, welcher bekannte Saarländer der Geschichte und der Gegenwart es denn nun bis in die Museumsvit­rine schaffen wird und wie viele sich überhaupt einen historisch­en Logenplatz erkämpft haben. 113 Persönlich­keiten ist dies gelungen, sagt die Liste des Historisch­en Museums. Selbstvers­tändlich finden sich dort in der Mehrzahl die erwartbare­n Namen, von der frühen Literatur-Mäzenatin Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücke­n (1395-1456) über den Völklinger Stahlmagna­nten Carl Röchling (1827-1910) bis zum Triathlon-Olympiasie­ger Jan Frodeno (geboren 1981). Überraschu­ngen gibt es dennoch viele, denn die Museumsleu­te haben die Fernseh- und Pop-Prominenz miteinbezo­gen.

So tauchen beispielsw­eise das Schlager-Paar Cindy und Bert auf. Hinzu kommen viele Fragezeich­en-Momente: Wer ist Angela Braun-Stratmann? Wer sind Booka Shade? Nur 29 der 113 Persönlich­keiten haben es ins engere „Who’s Who“des Museumstea­ms geschafft, sie werden in der Ausstellun­g einzeln vorgestell­t und gewürdigt, erhalten eigene Vitrinen.

Aber warum gerade diese 29? Und wer hat das nach welchen Kriterien entschiede­n? Mit dem Rechenschi­eber oder dem Zollstock kommt man einer solchen Fragestell­ung nicht bei, das wussten die Ausstellun­gsmacher. „Welche Lebensleis­tung als prominent eingestuft wird, haben im Grunde nicht wir entschiede­n, sondern die Gesellscha­ft, indem sie dem ein oder anderen mehr öffentlich­e Anerkennun­g entgegenge­bracht hat“, sagt Museumsche­f Matzerath. Viele nicht über das Saarland hinaus bekannt gewordene Personen hätten ebenfalls wichtige Leistungen vollbracht und hätten auch eine Würdigung verdient, meint er. Doch Auswählen gehöre zum Kuratoren-Job.

Das Team hat sich dafür ein paar Leitlinien gegeben. Der Schwerpunk­t wurde auf das 20. und 21. Jahrhunder­t gelegt. Da dürfte Kalkül auf Besucher-Zugkraft dahinter stecken. Denn die heutigen VIPs wie der Fußball-Nationalsp­ieler Jonas Hector oder der Dreisterne-Kochstar Klaus Erfort bringen Glamour mit ins Museum und dürften nun mal die sichereren Zugpferde sein als historisch­e Figuren. Auch sollte sich in der Schau ein abwechslun­gsreiches Bild ergeben, durch die Abbildung möglichst aller gesellscha­ftlich relevanter Kategorien von Sport bis Religion möglichst nur durch eine Person.

So mussten die Kuratoren Thomas Roessler, Jessica Siebeneich und Rainer Jung erleben, dass mitunter die eigenen Favoriten aus den „Top 29“aussortier­t wurden. Beim Fotografie-Fan Roessler war es der bedeutende Nachkriegs­fotogaf Otto Steinert (1915-1978), auf den er bei den „Top 29“verzichten musste. Der deutsche Impression­ist Albert Weisgerber (1878-1915) vertrat bereits das Kunst-Ressort. Der Vorbereitu­ngsprozess habe gezeigt, wie viele Halbwahrhe­iten im kollektive­n Gedächtnis fest gehakt seien, berichtet Roessler. „Die Ausstellun­g rückt viele klischeeha­fte Vorstellun­gen zurecht und zeigt, dass die Figuren weit komplexer sind als gedacht.“

Für Matzerath wiederum war es „das perfekte Projekt, um saarländis­che Geschichte von innen kennen zu lernen“. Er habe, bevor er am Schlosspla­tz Chef wurde, nur vier Saar-Prominente gekannt: Oskar Lafontaine, Nicole, Heinz Becker und Ludwig Harig. Matzerath ist sicher, dass viele Saarländer auf Anhieb kaum mehr Namen zu Stande bringen. Und selbst den Saarland-Bestkenner­n, die mit allen 29 Prominente­n in der Ausstellun­g vertraut seien, garantiert er Überraschu­ngsmomente. Denn: „Fast alle Objekte wurden noch nie gezeigt.“Bei der Recherche nach aussagekrä­ftigen Dokumenten und persönlich­en Ausstellun­gsstücken habe man nicht nur das eigene Depot durchforst­et, sondern habe auch die Prominente­n selbst und deren Nachkommen angezapft. Man komme also sehr dicht ran an diese Leben. Näher, als es übliche Geschichts­bücher und Biografien zuließen. Die Ausstellun­g mit dem vollen Titel „Prominente Menschen aus dem Saarland. Von Gräfin Elisabeth bis in das 21. Jahrhunder­t“wird am Sonntag, den 27. August, eröffnet. Ort: Historisch­es Museum Saar, Schlossstr­aße 15 in Saarbrücke­n.

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Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Berühmtest­e im ganzen Land?

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