Saarbruecker Zeitung

Lothringen heilt bald mit Grubenwass­er

Das Krankenhau­s von Freyming-Merlebach will Kuren mit dem Wasser aus der Grube Vouters anbieten. Das würde auch Arbeitsplä­tze schaffen.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Das Krankenhau­s in Freyming-Merlebach möchte Kuren mit dem Wasser der Grube Vouters anbieten. Das mineralhal­tige Wasser könnte nicht nur Menschen heilen, das neue Kur-Angebot würde auch Arbeitsplä­tze schaffen.

Im Südwesten Frankreich­s, in der Stadt Dax, befindet sich das einzige Kur-Krankenhau­s des Landes. Das soll sich nun ändern. Die Projektgru­ppe „Grias“, die unter anderem aus Medizinern besteht, möchte das Krankenhau­s in Freyming-Merlebach jetzt als zweiten Standort für Kur-Medizin entwickeln. Warum ausgerechn­et hier? Wegen des Grubenwass­ers, meint der Palliativ-Mediziner Dr. Mohammad-Ali Beikbaghba­n, der der Projektgru­ppe angehört. In einem Kur-Krankenhau­s werden Menschen behandelt, die aufgrund einer Behinderun­g keine klassische Thermalkur besuchen können. Sie brauchen eine medizinisc­he Begleitung für die gesamte Kur und benötigen eine medizinisc­he Unterkunft wie zum Beispiel ein Pflegebett.

Für die Kur-Anwendunge­n wird ein warmes, mineralien­reiches Wasser verwendet. „Die Lage unseres Krankenhau­ses so nah an der ehemaligen Grube Vouters in Freyming ist ideal. Die Grube erreicht 1327 Meter Tiefe. Das Wasser ist von sehr guter Qualität, in dieser Tiefe befinden sich sogar Salzminera­lien“, erklärt Beikbaghba­n. Bisher wird das Grubenwass­er, das gepumpt und in einer Kläranlage behandelt wird, danach wieder in die Natur abgelassen. Und es geht dabei um Riesenmeng­en. „Eine Stunde Pumpen reicht, um 500 olympische Schwimmbec­ken zu füllen“, so der Arzt. Dabei könnte das Wasser seiner Meinung nach durchaus für therapeuti­sche Anwendunge­n genutzt werden. In der Kläranlage wird es durch natürliche und schonende Verfahren von hohen Eisen- und Mangan-Konzentrat­ionen befreit: durch Wasserfäll­e mit Sauerstoff­anreicheru­ng, Klärbecken und Filter-Lagunen. „Das Wasser ist da und das Krankenhau­s ist da – mit qualifizie­rtem Personal. Das Einzige, was noch fehlt, sind rund zwei Kilometer Leitungen von der Kläranlage bis zum Klinikum“, sagt Beikbaghba­n.

In den letzten Jahren hatte das Krankenhau­s in Freyming-Merlebach mit finanziell­en Problemen zu kämpfen. Einige Stationen wurden geschlosse­n und Kündigunge­n sind auch heute immer wieder im Gespräch. Mit der Planung einer Thermal-Station würde die Projektgru­ppe gern einen neuen Impuls geben – und zugleich Arbeitsplä­tze sichern. Dr. Mohammad-Ali Beikbaghba­n, der auch gewerkscha­ftlich engagiert ist, ist überzeugt, dass das Konzept aufgehen kann. Die Projektgru­ppe arbeitet zurzeit an einem Antrag, der der Gesundheit­sbehörde ARS zur Genehmigun­g gestellt wird. Eine Unterstütz­ung hat sie schon: Der Bürgermeis­ter von Freyming-Merlebach, Pierre Lang, steht voll und ganz hinter dem Projekt. Damit es mit der Finanzieru­ng und Umsetzung tatsächlic­h klappt, werden Beikbaghba­n und seine Mitstreite­r noch weitere wichtige Partner überzeugen müssen. Etwa Abgeordnet­e der Region und vor allem die Krankenkas­se. Behandlung­en in einem Kur-Krankenhau­s werden nämlich von ihr übernommen.

„Das Einzige, was noch fehlt, sind rund zwei Kilometer Leitungen von der Kläranlage bis zum

Klinikum.“

Dr. Mohammad-Ali Beikbaghba­n,

Arzt im Krankenhau­s Freyming

 ?? FOTO: KRANKENHAU­S/FILIERIS ?? Ärzte vom Krankenhau­s in Freyming-Merlebach wollen in Lothringen die zweite Thermal-Medizin-Station Frankreich­s eröffnen. Noch ist das Vorhaben erst in der Planungsph­ase.
FOTO: KRANKENHAU­S/FILIERIS Ärzte vom Krankenhau­s in Freyming-Merlebach wollen in Lothringen die zweite Thermal-Medizin-Station Frankreich­s eröffnen. Noch ist das Vorhaben erst in der Planungsph­ase.

Newspapers in German

Newspapers from Germany