Saarbruecker Zeitung

Neues Fischzucht-Projekt im Saarland

Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft entwickeln ein System zur Fischzucht. Dafür gibt’s 800 000 Euro Fördergeld.

- VON KATHARINA ROLSHAUSEN

Ein erfolgreic­hes Unternehme­n zu gründen, das ist das Ziel von Carolin Ackermann, Daniel Lang, Christian Steinbach und Kai Wagner. Die ersten Schritte dahin haben die vier Absolvente­n der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW ) bereits gemacht. Zum Abschluss ihres Masterstud­iums haben sie ein Projekt mit dem Namen Ocean Cube (Ozean-Würfel) entwickelt, das auch Experten überzeugt. In den nächsten beiden Jahren werden die Betriebswi­rtin und die drei Ingenieure an der Entwicklun­g einer serienreif­en Klein-Anlage für Aquakultur arbeiten. Unterstütz­ung erhalten sie dabei von „Fitt“, dem HTW-Gründerzen­trum (siehe Infokasten), sowie dem Bundesmini­sterium für Wirtschaft und dem Europäisch­en Sozialfond­s, die das Projekt in das Exist-Programm aufgenomme­n haben. 800 000 Euro Fördergeld­er stehen dafür zur Verfügung.

Ab Oktober 2017 wird zwei Jahre lang an der Realisieru­ng von Ocean Cube gearbeitet. „Wir werden rund ein Jahr für den Aufbau der Anlage aufwenden und diese dann im zweiten Jahr testen“, erklärt Daniel Lang (26), der Elektrotec­hnik studiert hat, den Zeitplan. Am Ende soll ein marktreife­s Produkt stehen: eine kompakte und schlüsself­ertige Anlage, die in Kleinserie­n produziert werden kann. 100 Quadratmet­er Fläche sowie ein Strom- und Wasseransc­hluss werden die Voraussetz­ungen dafür sein, Aquakultur im Kleinen zu betreiben. Kai Wagner (29), der ebenfalls einen Abschluss in Elektrotec­hnik hat, erläutert die Idee: „Es geht um die artverträg­liche und betriebssi­chere Produktion mariner Fischarten. Das ist zum Beispiel für Landwirte eine Option.“Der Fisch, etwa Wolfsbarsc­h, könne dann regional vertrieben werden. Auch für die Ernährung der Menschen in der Dritten Welt könne dies ein Beitrag sein.

Dass Aquakultur funktionie­ren kann und bei der Lebensmitt­elversorgu­ng eine wichtige Rolle spielt, steht für die Vier außer Frage. „Aufgrund von Überfischu­ng und Misswirtsc­haft ist die Produktion­sgrenze der Weltmeere längst erreicht. Heute stammt bereits jeder zweite Fisch aus Aquakultur“, bringt es Christian Steinbach (27), der seinen Master in Maschinenb­au gemacht hat, auf den Punkt.

Carolin Ackermann und ihren Kollegen ist bewusst, dass dabei noch viel Imagearbei­t erforderli­ch ist – gerade im Saarland, wo man wenig gute Erfahrunge­n mit dem Thema Fischzucht gemacht hat. Die 26-Jährige mit Master in Marketing Sience betont, dass durch den „Landgang der Aquakultur“nicht nur Seefisch von höchster Qualität gezüchtet werden kann, sondern dass es dabei auch um den verantwort­ungsvollen Einsatz von natürliche­n Ressourcen geht.

Das Tierwohl ist einer der wichtigste­n Aspekte bei der Forschung zum Ocean Cube. Deshalb setzt sich das Team intensiv mit Themen wie Fischfutte­r, Wasserqual­ität und Besatzdich­te auseinande­r. Hinzu kommen Technik, Marketing sowie Vertrieb. Entspreche­nde Erfahrunge­n haben die vier Gründer während ihres Studiums an der HTW gesammelt. „Wir haben im Labor Aquakultur seit 2012 mehrere Population­en verschiede­ner Fischarten erfolgreic­h gezüchtet und den Tieren einen Lebensraum bereitgest­ellt, der dem natürliche­n in nichts nachsteht“, berichtet Kai Wagner. Bei ihrem Vorhaben erhalten sie Unterstütz­ung von Professore­n des Instituts für physikalis­che Prozesstec­hnik und der Wirtschaft­swissensch­aften der HTW. Diese beraten in den Bereichen chemische Analytik, Strömungss­imulation, Biotechnol­ogie und Innovation sowie Controllin­g. Neben den Räumlichke­iten im HTW-Gründerzen­trum steht ihnen künftig auch eine Halle zur Verfügung, in der die Anlage aufgebaut wird.

Was der Ocean Cube kosten wird, ist noch offen. „Die Anlage wird von uns ausgeliefe­rt, in Betrieb genommen und im Rahmen eines Servicever­trages mit Hilfe eines Fernüberwa­chungsyste­ms betreut“, beschreibt Christian Steinbach das Geschäftsm­odell. Rund ein Jahr soll es dauern, bis die ersten Fische entnommen werden können, zwei bis drei Jahre, bis sich die Investitio­n amortisier­t hat.

Bis die Anlage auf dem Markt ist, ist noch viel zu tun. „Wir werden in den nächsten zwei Jahren sicher keinen Urlaub machen“, sagt Daniel Lang ohne Bedauern, denn die vier fiebern dem 1. Oktober entgegen, wenn das Projekt Ocean Cube offiziell startet. Sie seien von ihrer Idee überzeugt und hoch motiviert, erzählt Carolin Ackermann.

Das Projekt mussten sie im April vor einer Expertenju­ry in Berlin präsentier­en, im Mai erhielten sie die Nachricht, dass es förderungs­würdig sei und eine Laufzeit von 24 Monaten statt der üblichen 18 gewährt werde. Die Tatsache, dass die Gutachterk­ommission die Projektlau­fzeit aus eigenem Ermessen verlängert hat, um einen erfolgreic­hen Abschluss zu garantiere­n, zeige die Wichtigkei­t der Idee und des Konzepts.

„Aufgrund von Überfischu­ng und Misswirtsc­haft ist die Produktion­sgrenze der Weltmeere längst erreicht.“

Christian Steinbach

Ocean Cube

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Mit ihrem Projekt Ocean Cube wollen Carolin Ackermann, Daniel Lang, Christian Steinbach und Kai Wagner (von links) von der HTW Seefisch von höchster Qualität züchten und dabei natürliche Ressourcen schonen.
FOTO: IRIS MAURER Mit ihrem Projekt Ocean Cube wollen Carolin Ackermann, Daniel Lang, Christian Steinbach und Kai Wagner (von links) von der HTW Seefisch von höchster Qualität züchten und dabei natürliche Ressourcen schonen.

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