Saarbruecker Zeitung

Der Strippenzi­eher, der den Mythos „CR7“erschuf

- VON SEBASTIAN STIEKEL

(dpa) So pathetisch, wie sie ist, könnte diese Szene auch in einem Mafia-Film spielen. Sie zeigt aber nur den Fußball-Star Cristiano Ronaldo und seinen Berater Jorge Mendes, der ihm auf besonders klebrige Art seine Ehrerbietu­ng erweist. „Ich bin stolz, dass ich jeden Tag für dich kämpfen kann“, ruft Mendes seinem bekanntest­en Klienten bei einer Familienfe­ier zu. „Du bist viel mehr, als ich je für dich tun könnte. Du bist ein Monster. Du bist der beste Fußballer der Welt. Du bist der weltbeste Sportler aller Zeiten und ich bin stolz darauf, neben so einem Mann zu stehen.“Cristiano Ronaldo und Jorge Mendes. Der Superstar, der sich wegen seiner Rückennumm­er 7 auch „CR7“nennt, und sein „Super-Agent“, wie ihn die Zeitung „The Guardian“nannte. Beide arbeiten zusammen, seit der Weltfußbal­ler von Real Madrid 16 Jahre alt ist. Die Szene stammt aus dem Dokumentar­film „Ronaldo“, der 2015 in die Kinos kam.

Seinem Berater und engen Freund verdankt der Portugiese, dass er ein Jahresgeha­lt von mindestens 40 Millionen Euro verdient, dass er mit 18 Jahren zu Manchester United und später für 94 Millionen Euro zu Real Madrid wechselte, und dass für ihn die besten Werbevertr­äge ausgehande­lt wurden, die je ein Fußballpro­fi besaß. „Er ist der Cristiano Ronaldo der Agenten“, sagt Cristiano Ronaldo, unbescheid­en wie immer. Mendes‘ Umtrieben verdankt er aber auch die gestrige Anhörung wegen des Verdachts auf Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe. Das „Mendes-Modell“nennt die spanische Zeitung „El Mundo“das. Mendes selbst sagte vor fünf Wochen ebenfalls schon vor Gericht aus.

Denn die Internetse­ite „Football Leaks“, das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“und ein internatio­nales Recherchen­etzwerk haben in den vergangene­n Monaten enthüllt, dass die meisten seiner prominente­n Klienten eine Briefkaste­nfirma in der Karibik unterhielt­en und deshalb bereits Millionen-Zahlungen an den spanischen Staat leisten mussten: Pepe, Radamel Falcao oder Angel di Maria etwa, dazu auch der Startraine­r José Mourinho. Gegen den Neuzugang James Rodriguez von Bayern München wird in Spanien noch ermittelt.

Der 51 Jahre alte Mendes sitzt wie eine Spinne im Netz und zieht an allen Fäden – in der Steueraffä­re Ronaldo wie auf dem europäisch­en Transferma­rkt. Denn mit Mendes machen alle Geschäfte. Er hat allein in diesem Sommer schon Spieler an den FC Bayern München (James Rodriguez), an Manchester City (Bernardo Silva), den AC Mailand (André Silva) oder den FC Barcelona (Nelson Semedo) vermittelt. Um seinen Einfluss auf das Milliarden­geschäft Profifußba­ll weiter auszudehne­n, hat seine Firma „Gestifute“eine Art Rundum-Paket entwickelt, bei dem Geschäftsp­artner oder Freunde von Mendes ganze Clubs aufkaufen und dann mit Mendes-Spielern versorgt werden. Der spanische Club FC Valencia ist ein Beispiel dafür, die Wolverhamp­ton Wanderers aus der zweiten englischen Liga sind es ebenfalls. Zum Mythos Mendes gehört auch der Beginn seiner Agenten-Karriere. Er arbeitete als DJ, betrieb eine Videothek und später einen Nachtclub in Portugal. Einer seiner Stammgäste war der damalige Torwart Nuno Espirito Santo, heutiger Trainer von Wolverhamp­ton. Er war der erste Spieler, den Mendes später vermittelt­e.

Heute ist Mendes laut der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“der „Unheimlich­e König der Agenten“. Es gibt eine Geschichte über ihn, wie er einmal Diego Armando Maradona am Flughafen von Madrid traf. „Wenn du mein Berater gewesen wärst, wäre ich so reich wie der König von Spanien“, rief der frühere Fußball-Weltstar ihm zu.

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FOTO: MONTEIRO/DPA Der Weltstar und sein Agent: Manager Jorge Mendes (l.) mit Cristiano Ronaldo, hier 2011.

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