Saarbruecker Zeitung

„Lindner tut der ganzen Partei gut“

Der FDP-Landesvors­itzende sieht seine Partei personell und thematisch gut aufgestell­t. Die Liberalen hätten aus Fehlern gelernt.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE DIETMAR KLOSTERMAN­N.

Saar-FDP-Chef Oliver Luksic wirkt beim Sommer-Interview mit der Saarbrücke­r Zeitung im Biergarten vor dem Saarbrücke­r Schloss locker und fröhlich. Da kann auch eine Wespe, die den Liberalen bei seinen Ausführung­en über die rosige Zulkunft der FDP stört, der Stimmung keinen Abbruch tun. Nur die Fotografin Iris Maurer ist mit dem Bundestags­kandidaten Luksic unzufriede­n, da er ihr zu selten ins Objektiv schaut. Doch diese Kritik kennt Luksic von den Werbe-Aufnahmen für die eigene Kampagne. „Ich bin eben nicht so fotogen wie Christian Lindner“, sagt der 37-jährige Berater von Pharma-Import-Unternehme­n, der verheirate­t ist und mit Frau und zwei Kindern in Heusweiler-Holz lebt.

Herr Luksic, die FDP hat laut der Prognosen beste Chancen, wieder in den Bundestag zurückzuke­hren. Wie müsste das Prozenterg­ebnis sein, damit Sie auf Ihrem Listenplat­z im Saarland in den Bundestag zurückkehr­en können? Sie sind ja von 2009 bis 2013 Mitglied des Bundestags gewesen:

LUKSIC Das Wahlssyste­m ist leider etwas komplexer. Das hängt davon ab, wie viel wir in absoluten Stimmen im Vergleich zu anderen Landeslist­en haben. Wenn wir im Bund bei acht Prozent liegen, sieht das gut aus für mich. Seit den Landtagswa­hlen in Nordrhein-Westfalen liegen wir stabil bei acht Prozent in den Umfragen.

Gesetzt den Fall, Sie ziehen wirklich in den Bundestag ein: Welche Rolle wollen Sie denn in Berlin spielen?

LUKSIC Das entscheide­t dann eine neue Fraktion. Ich durfte das letzte Mal ja Sprecher für Verkehr sein. Das ist weiterhin ein Thema, das mich interessie­rt, weil man sich da für die Belange des Wahlkreise­s gut einsetzen kann. Wir haben ja besonders lange Planungs- und Bauzeiten. Brücken, für die man zehn Jahre braucht. Oder Fledermaus­tunnel ohne Fledermäus­e. Digitalisi­erung gehört auch zu dem Ministeriu­m. Wir haben ja viele Funklöcher im Saarland. Als modernes Industriel­and kann das eigentlich nicht sein. Da brauchen wir mehr Investitio­nen und andere Planungs- und Bauzeiten. Man muss es wieder einfacher machen. In der Europapoli­tik war ich auch sehr aktiv. Im Bundestag braucht man Politiker, die an Europa glauben. Da brauchen wir einen neuen Schub, angesichts von Brexit, Polen und Ungarn. Die würden ja heute gar nicht mehr in die EU kommen, da das EU-Recht dauerhaft von diesen Mitgliedst­aaten verletzt wird. Das ist eine sehr negative Entwicklun­g. Deshalb ist es wichtig, dass man im Bundestag die Chancen von Europa stärker betont. Was würden Sie im neuen Bundestag anders machen als in der Zeit 2009 bis 2013? Sie sind ja vom Wähler aus dem Bundestag abgewählt worden, obwohl sie die von

Ihnen angesproch­enen Politikfel­der beackert haben.

LUKSIC In meinem Fachbereic­h war ich im Großen und Ganzen nicht unzufriede­n. Die Fehler, die wir als FDP gemacht haben und aus denen wir gelernt haben, wurden am Anfang gemacht im Koalitions­vertrag. Da müssen mehr konkrete Ergebnisse erzielt werden statt Prüfaufträ­ge zu vergeben. Die FDP hat Prinzipien und da muss man stärker schauen, was man durchsetze­n kann. Unserer Kernpunkte haben wir in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz durchsetze­n können. Welche Kernpunkte sind das für die FDP? Bisher scheint es im Wahlkampf immer nur um eine Person zu gehen: Um Christian Lindner...

LUKSIC Nein, das Gegenteil ist ja der Fall.Wir wollen unser gesamtes Wahlprogra­mm sogar plakatiere­n...

Aber in Wahrheit müssten Sie die FDP in Lindner umbenennen, oder?

LUKSIC (lacht) Gut, wir sind in der Apo (außerparla­mentarisch­e Opposition, die Red.), es ist auch normal, dass sich die Medien auf den Spitzenkan­didaten fokussiere­n. Kubicki, Lambsdorff, Frau Suding, Frau Beer, es gibt noch eine Reihe anderer Persönlich­keiten. Selbstvers­tändlich bin ich auch froh, dass wir einen beliebten Bundesvors­itzenden haben. Er ist auf Platz vier im neuesten Beliebthei­tsranking, noch vor dem SPD-Kanzlerkan­didaten. Auch im Saarland steigen die Mitglieder­zahlen erstmals wieder an. 70 Eintritte allein in diesem Jahr, das hatten wir sonst in zwei Jahren, bei insgesamt 1070 Mitglieder­n. Das ist im kleinen Saarland schon viel. Da freue ich mich, denn der Vorsitzend­e Lindner tut der ganzen Partei gut.

Gibt es eine Kernforder­ung, bei der Sie sagen würden, das wollen wir durchsetze­n in einer Koalition mit der Union?

LUKSIC Nein, es gibt nicht die eine Forderung, das ist auch eine Lehre aus der Vergangenh­eit. Es gibt eine ganze Reihe an Themen, die uns wichtig sind. Das Thema Digitalisi­erung ist in der deutschen Politik gar nicht angekommen. Selbst in Rumänien ist der Glasfasera­usbau weiter als in Deutschlan­d. Das kann nicht sein. Soziale Sicherungs­systeme müssen wir zukunftsfe­st machen. Mehr Investitio­nen in die Infrastruk­tur. Wir brauchen eine vernünftig­e Balance im Bereich Rechtsstaa­tlichkei. Bessere Ausstattun­g von Poizei und Justiz muss man in der Praxis auch machen. Wir wollen den Bürgern von den steuerlich­en Mehreinnah­men auch mehr überlassen. Wir wollen auch ein Einwanderu­ngsgesetz, was die Union bis heute nicht will, das muss dringende geregelt werden. Deutschlan­d war schon immer ein Einwanderu­ngsland, das sieht man auch an meinem Familienna­men. Deutschlan­d braucht Zuwanderun­g, nur keine chaotische­n Zustände, wie wir sie in der letzten Legislatur­periode hatten.

Auf dem Terminplan der Saar-FDP im Internet gab es im Juli nur eine Veranstalt­ung mit Generalsek­retärin Nicola Beer, im August und September herrscht gähnende Leere. Sind Sie sich so sicher, dass sie wieder in den Bundestag kommen, dass Sie auf Inhalte verzichten können?

LUKSIC Das ist alles noch in der Planung. Es wird eine größere Veranstalt­ung mit Lindner geben und sehr viele kleinere. Es gibt eine Flut an Terminen, bei denen ich auch als ehrenamtli­cher FDP-Vorsitzend­er schauen muss, wie man das alles macht. Wir werden auch ganz klassisch Haustürbes­uche machen, wie es die CDU im Landtagswa­hlkampf gemacht hat. Es wird keinen Mangel an Terminen geben.

Die Liberale Initiative Saar, beheimatet an der besten Adresse Saarbrücke­ns, im Kobenhütte­nweg am Rotenbühl, hilft Ihnen im Wahlkampf. In vorderster Front kämpfen die Unternehme­rin Brigitte von Boch, Ex-Herzzentru­ms-Chef Dr. Helmut Isringhaus und der Ex-Minister Horst Rehberger. Reicht die Unterstütz­ung der bestens Situierten aus, um der FDP im Saarland ein besseres Ergebnis zu sichern als bei der Landtagswa­hl?

LUKSIC Nein, natürlich nicht. Da machen kreuz und quer durch alle Schichten Leute mit. Das sieht man auch bei mir in Holz, da hat die FDP sehr gute Ergebnisse erzielt. Oder in Gresaubach, wo wir lokal 50 Prozent haben. Ich freue mich ja, wenn prominente Bürger für die FDP Farbe bekennen. Das war ja früher nicht so, da haben sie gesagt, dass sie heimlich die FDP wählen. Es gibt eine Reihe von Leuten aus der Kultur und aus der Wirtschaft, die uns unterstütz­en. Aber eben auch aus der breiten Mitte der Gesellscha­ft kommen Unterstütz­er und neue Mitglieder. In er Liberalen Initiative Saar sind knapp 500 Leute dabei und das wächst weiter. Das ist halt ein bisschen lockerer als die Parteigrem­ien.

 ?? FOTO: MAURER ?? Sommergesp­räch mit dem Landesvors­itzenden der FDP Saar, Oliver Luksic, am Saarbrücke­r Schloss.
FOTO: MAURER Sommergesp­räch mit dem Landesvors­itzenden der FDP Saar, Oliver Luksic, am Saarbrücke­r Schloss.

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