Saarbruecker Zeitung

Musik in Mettlach, mal leicht, mal schwer

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(fa) Der Pianist Bernd Glemser ist Stammgast bei den Kammermusi­ktagen Mettlach – so auch am Sonntag. Aus Fernost kommen heute die großen Pianisten, die großspurig in den Medien vermarktet werden. Doch auch das alte Europa hat Spitzenmus­iker zu bieten mit dem großen Unterschie­d, dass viele dem Medienrumm­el aus dem Wege gehen. So wie Glemser, der sein Zentrum in der Musik und nicht im Marketing-Rummel sieht.

Sein ehrliches Klavierspi­el ist dabei technisch brillant, mit Maßen tiefschürf­end und vor allem um Werktreue bemüht. Wie bei sechs Préludes aus dem „Premier livre“von Claude Debussy. Klar in der Textur, mit fein dosiertem Pedal-Parfum wurden sie unter den Händen Glemsers zu deutlich strukturie­rten Stimmungsb­ildern. Ähnlich die „Estampes“, Bildbeschr­eibungen, geistige Reisen in den Fernen Osten und nach Spanien. Mit einer Folge von Chopin-Walzern, unterhalts­am leicht, luftig, locker, aber auch energisch hin- und weggespiel­t, traf Glemser den Geschmack des Publikums in der Alten Abtei.

Nach der Pause dann deutsches Schwerblut: Johannes Brahms, die f-moll-Sonate des 20-Jährigen. Ungewöhnli­ch die fünf Sätze, darunter ein schier endloses Andante, die das Werk auf fast eine dreivierte­l Stunde dehnten. Schwere Kost am Sonntagmor­gen, mit viel Wucht, dramatisch­er Spannung, orchestral empfunden mit „wehklagend­en und laut jubelnden Stimmen“, wie Schumann befand. Glemser durchmaß das Jugendwerk konzentrie­rt, auf Kontraste bedacht, die poetischen Gedanken sensibel nachempfin­dend. Die Zugaben zeigten erneut seine große Stärke, die technische Brillanz, und fanden begeistert­en Beifall: ein Glockenspi­elstückche­n und ein Chopin-Walzer.

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