Saarbruecker Zeitung

Seriöser Kandidat, klassische Botschafte­n

Die SPD hat ihre Plakate für den Bundestags­wahlkampf fertig. Generalsek­retär Hubertus Heil müht sich bei der Vorstellun­g, Optimismus zu verbreiten.

- VON CHRISTIANE JACKE

(dpa) Mit Wahlkampfk­ampagnen ist es so eine Sache. Die einen gehen die Sache schrill an, mit knalligen Farben und hippem Design. Die anderen versuchen es auf die lustige Tour, mit provokante­n Sprüchen und knackigen Botschafte­n. Manche setzen auf smarte Porträts und eine One-Man-Show. Andere greifen den Gegner an. Die SPD hat sich für nichts von alledem entschiede­n.

Die Kampagne der Sozialdemo­kraten kommt – nun ja – eher klassisch daher. Mit fünf Themenplak­aten starten die Genossen in die erste Wahlkampfp­hase: zu Familienpo­litik, Rente, Lohngerech­tigkeit, Innovation und Bildung. Die Motive dazu: zwei brüllende Kinder, eine lächelnde ältere Dame mit ihrer Tochter, eine Frau in Arbeitsmon­tur, ein junger Mann neben einem Roboter, ein Mädchen bei den Schulaufga­ben. Dazu kurze Botschafte­n in Weiß auf rotem Grund.

In einem zweiten Schwung will die SPD dann ihren Kanzlerkan­didaten plakatiere­n. Martin Schulz in Anzug und Krawatte. Dazu Botschafte­n wie: „Die Zukunft braucht neue Ideen.

„Wir machen keine Kampagne, die den Menschen Angst macht.“

Hubertus Heil

SPD-Generalsek­retär

Und einen, der sie durchsetzt.“In einer dritten Welle sollen dann „zugespitzt­e“Botschafte­n folgen. Was genau, verraten die Genossen noch nicht. 24 Millionen Euro lassen sich die Sozialdemo­kraten ihre Kampagne kosten. Mehr als alle anderen. Bei den kleinen Parteien geht es um einstellig­e Millionen-Beträge, die CDU gibt rund 20 Millionen aus.

Plakate seien nur ein Teil jeder Kampagne, sagt SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil, als er gestern in Berlin vorstellt, was seine Partei bis zur Bundestags­wahl am 24. September vorhat. Aber Plakate seien eben doch ein großes Zeichen nach außen. Was also will die SPD für ein Zeichen setzen? Wo ist das große Thema Europa, die Herzensang­elegenheit von Schulz? Wo ist das Thema Flüchtling­e, das der SPD-Frontmann gerade erst so dringend auf die Agenda zurückhole­n wollte? Im Wahlkampf werde über alle Themen geredet, über alle Zukunftsfr­agen, sagt Heil.

Auf den Vorwurf, das ganze wirke reichlich zahm, wie ein „Wohlfühl-Wahlkampf“, entgegnet der SPD-Generalsek­retär: „Wir machen keine Kampagne, die den Menschen Angst macht.“

Ab dem 8. August soll Schulz auf Tour gehen. Erst auf Sommerreis­e im Osten, ab dem 21. August dann auf „Schulz-Live-Tour“quer durch die Republik – ein Wahlkampft­rip mit Live-Musik. 30 Tage, mehr als 60 Orte in allen 16 Bundesländ­ern. Mehr als 20 000 Kilometer soll Schulz in dieser Zeit zurücklege­n. Heil schwärmt, Schulz sei die „klare Nummer Eins“ der Partei. Er stehe bei der Kampagne im Mittelpunk­t. Und wo ist die „Nummer Eins“? Bei der Präsentati­on der Kampagne fehlt Schulz. Er sei in Hamburg, gebe dort Interviews, heißt es bei der SPD. Heil sagt, es sei üblich, dass die Generalsek­retäre die Wahlkampfk­ampagne vorstellte­n. Das mache die Union auch so. Und er fragt zurück, ob CDU-Generalsek­retär Peter Tauber die gleiche Frage gestellt bekommen habe.

Heil war vor ein paar Jahren schon mal Generalsek­retär – und damit zuständig für den Bundestags­wahlkampf seiner Partei. 2009 war das. Damals fuhr die SPD mit 23 Prozent das schlechtes­te Bundes-Ergebnis ihrer Geschichte ein. In etwa auf diesem Niveau liegt die Partei derzeit in Umfragen – 14 bis 18 Prozentpun­kte hinter der Union. Heil müht sich, trotzdem Optimismus zu verbreiten. „Der Wahlkampf geht jetzt erst richtig los“, sagt er. „Es zählt der Sprint am Ende. Und auf den sind wir gut vorbereite­t.“

Just am Tag der Kampagnen-Präsentati­on legen Forscher aus Mannheim und New York eine Berechnung zur Bundestags­wahl vor – kalkuliert mit der „Kanzlerfor­mel“, mit der sie seit 2002 vier Mal erfolgreic­h den Wahlsieger vorhersagt­en. Die Prognose: Angela Merkel könne im September mit einem Sieg rechnen – und dann zwischen FDP und Grünen als Koalitions­partner wählen. Und der SPD-Kandidat? „Die Beliebthei­tswerte von Martin Schulz sind derzeit viel zu niedrig, um Kanzler zu werden“, sagt einer der Forscher, Helmut Norporth. „Um das zu ändern, bräuchte er ein politische­s Erdbeben.“

 ?? FOTO: NIETFELD/DPA ?? SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil und Geschäftsf­ührerin Juliane Seifert präsentier­en die Kampagne der Sozialdemo­kraten für die Bundestags­wahl mit einem Plakat, das den Kanzlerkan­didaten Martin Schulz zeigt.
FOTO: NIETFELD/DPA SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil und Geschäftsf­ührerin Juliane Seifert präsentier­en die Kampagne der Sozialdemo­kraten für die Bundestags­wahl mit einem Plakat, das den Kanzlerkan­didaten Martin Schulz zeigt.

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