Sport senkt Blutdruck so gut wie Tabletten
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BERLIN
(np) Sport kann in jedem Alter helfen, einen zu hohen Blutdruck zu normalisieren. Häufig können Betroffene dann sogar auf Medikamente verzichten. Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat einen zu hohen Blutdruck (Hypertonie). Die meisten sind Sportmuffel und vermeiden körperliche Aktivitäten. „Bewegungsmangel ist eine wesentliche Ursache für zu hohen Blutdruck“, erläutert der Internist Professor Dr. Reinhard Ketelhut, Direktor des Medical Centers Berlin. „Wer sportlich aktiv ist, kann der Entwicklung einer Hochdruckerkrankung entgegensteuern.“
Menschen mit einer familiären Belastung – wenn die Eltern an Bluthochdruck leiden – sollten am besten schon im Kindergartenalter mit der Prävention beginnen und diese lebenslang fortsetzen. Aber auch Menschen, die bereits einen erhöhten Blutdruck haben, nützt Sport. „Sport kann eine gleich gute Wirkung erzielen wie Medikamente“, sagt Ketelhut. „Wer Sport treibt, sein Körpergewicht kontrolliert und auf eine gesunde Ernährung achtet, kann ein bis zwei blutdrucksenkende Wirkstoffe einsparen.“Die Wirkung von Sport setze allerdings nicht sofort ein. Eine gewisse Beharrlichkeit ist erforderlich. In einer Studie hat Reinhard Ketelhut nachgewiesen, dass Patienten, die zwei- bis dreimal pro Woche jeweils 30 bis 45 Minuten lang trainierten, nach drei Jahren einen deutlich niedrigeren Blutdruck hatten. Sowohl der oberen als auch der unteren Blutdruckwert lagen jeweils 9 mmHg niedriger. Ein regelmäßiges Training über zehn Jahre hatte zur Folge, dass der obere Blutdruckwert um 20 mmHg und der untere Blutdruckwert um 11 mmHg gesunken war. Der positive Effekt stellte sich auch ein, wenn die Patienten etwas an Körpergewicht zugelegt hatten.
Regelmäßiges Training wirkt sich nicht nur auf den Ruheblutdruck aus. Auch bei körperlicher Anstrengung steigt er weniger stark an. Bei ihrer regelmäßigen körperlichen Betätigung müssen die Hochdruckpatienten keine Höchstleistungen vollbringen. „Es reicht oftmals schon aus, sich mit moderater Intensität zu bewegen“, sagt Professor Dr. Burkhard Weisser von der Universität Kiel. Er rät zu Ausdauersportarten wie Jogging, Radfahren, Walking, Schwimmen oder Skilanglauf. Aber auch ein Krafttraining im Fitness-Studio kann blutdrucksenkend wirken. „Allerdings nicht ganz so wirksam wie Ausdauersport“, sagt der Internist Reinhard Ketelhut.
Menschen, die nur wenig Zeit zum Sporttreiben haben, sollten ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) absolvieren. Dabei geht der Sportler mit kurzen Wiederholungen für ein bis vier Minuten an seine Leistungsgrenze. Alle Menschen mit Bluthochdruck sollten sich jedoch ärztlich untersuchen lassen, bevor sie mit einem Training beginnen, rät der Experte.
Die meisten Menschen mit Bluthochdruck benötigen zwei oder drei Wirkstoffe. „Zu Beginn des Trainings sollten die Patienten ihre Medikamente weiter einnehmen“, rät Ketelhut. „Wer auf Dauer mit höherer Intensität ohne Schutz der Medikamente trainiert, riskiert die Entwicklung einer Herzmuskelschwäche.“Wann der Zeitpunkt gekommen ist, das eine oder andere Medikament abzusetzen, sollte der Arzt entscheiden.
Sport senkt laut Reinhard Ketelhut nicht nur den Blutdruck. „Auch Blutfette, Blutzucker und Blutgerinnung werden günstig beeinflusst. Und Sport beugt einer Osteoporose vor. Seine günstige Wirkung auf das Immunsystem kann langfristig sogar vor Krebserkrankungen schützen.“