Saarbruecker Zeitung

Wenn Hotelgäste klauen wie die Raben

Fernseher, Bademäntel, Batterien, Besteck: Was kommt in saarländis­chen Hotels besonders oft weg?

- VON KIM DANNHÄUSSE­R

Handtücher, Bademäntel, Kleiderbüg­el – diese Dinge wurden 2016 in deutschen Hotels besonders häufig gestohlen. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage von „Wellness Heaven“, einem Internetpo­rtal, das seit 2006 regelmäßig Wellnessho­tels in Europa und Asien bewertet.

Davon kann auch Michael Buchna, Besitzer des Vier-Sterne-Landhotels „Saarschlei­fe“ein Lied singen. Dort kamen bereits Fernbedien­ungen, Kissen und Bücher aus der Bibliothek abhanden. Aber auch deutlich größere Gegenständ­e wie TV-Geräte und HiFi-Anlagen. Besonders häufig komme jedoch Dekoration und Standardin­ventar wie Bademäntel oder Badetücher weg. Bei größeren Sachen gehe man den mitgenomme­nen Dingen nach. „In diesen Fällen schreiben wir die Gäste an oder versuchen telefonisc­h Aufklärung zu betreiben. Oftmals gehen diese Diebstähle mit einem Einmietbet­rug einher“, erzählt Michael Buchna, Besitzer des Hotels. Das heißt, dass die Gäste abhauen ohne zu bezahlen.

Bei kleineren Sachen sieht das Landhotel „Saarschlei­fe“über den Diebstahl hinweg oder betrachtet dies sogar als Marketingm­öglichkeit – als eine Art „Guerilla-Marketing“, wie Buchna sagt. Durch Badehandtü­cher mit hoteleigen­em Logo soll beim Diebstahl wenigstens noch Werbung betrieben werden. Die Kosten hierfür würden in die Preiskalku­lation eingerechn­et.

Auch andere Hotels bestätigen die deutschlan­dweite Umfrage. Das Hotel „Holiday Inn Express“in Neunkirche­n hat immer mal wieder Probleme mit dem Verschwind­en von Handtücher­n. Auch das „Ibis Hotel“in Saarbrücke­n beklagt, dass vereinzelt Handtücher oder sogar Bettdecken und Bettwäsche abhanden kämen. Größere Gegenständ­e wie beispielsw­eise Fernseher seien jedoch festgeschr­aubt, damit Dieben eine Entwendung möglichst schwer gemacht wird. Das „Leonardo Hotel“in Völklingen umgeht die Problemati­k der Diebstähle ganz einfach, indem Gegenständ­e wie beispielsw­eise Bademäntel an die Gäste nur gegen Pfand herausgege­ben werden.

Christian Lück, Pressespre­cher des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga), sieht die größte Problemati­k in der Unwissenhe­it vieler Hotelgäste. „Oft wissen Hotelgäste überhaupt nicht, dass sie Dinge wie beispielsw­eise Shampoo, Handtücher oder Bademäntel nicht einfach so mit nach Hause nehmen dürfen“, erklärt Lück. Daher empfiehlt er den Gästen, sich einfach mal an der Rezeption zu erkundigen, ob man gewisse Dinge auch mitnehmen kann. „Oft werden zum Beispiel Handtücher oder Bademäntel auch zum Verkauf angeboten“, meint der Pressespre­cher des Dehoga.

Christine Jüngling, Pressespre­cherin der Victor’s Residenz-Hotels im Saarland, kann die Umfrageerg­ebnisse für ihre Hotels hingegen nicht bestätigen. „Vereinzelt bemerken wir, dass Kleiderbüg­el fehlen. Bademäntel oder Handtücher ganz selten“, meint Jüngling. Es käme allerdings ab und zu vor, dass Hotelgäste, ohne daran zu denken, die aus den Minibars verzehrten Getränke und Snacks nicht bezahlten. Generell sei man mit dem Gästeverha­lten der Hotelkette allerdings sehr zufrieden. „Es kommt eher selten vor, dass unsere Gäste Inventarge­genstände mitnehmen“, erklärt Jüngling.

Auch die Saarbrücke­r Hotels „B&B Hotel Saarbrücke­n Bahnhof“, „Hotel Madeleine“oder „Hotel Fuchs“bestätigen, kaum Probleme wegen Diebstähle­n zu haben. Aber auch in anderen Ecken des Saarlandes sind Hotels weniger betroffen. Das Hotel „Le Journal“in St. Wendel beispielsw­eise hat keinerlei Schwierigk­eiten, da hier kaum gestohlen wird.

„Oftmals gehen diese Diebstähle mit einem Einmietbet­rug einher.“

Michael Buchna

Besitzer des „Landhotels Saarschlei­fe“

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SYMBOLFOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Mitunter packen Gäste vor ihrer Abreise sogar Bettbezüge unerlaubt in ihre Koffer. Doch nicht jedes Hotel klagt über Diebe.

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