Saarbruecker Zeitung

Politische­r Stress dämpft die Reiselust kaum

Auch wenn sich die Ferienziel­e wegen politische­r Krisen – siehe Türkei – ändern, verzichten die wenigsten Saarländer auf das Reisen.

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VON STEPHANIE SCHWARZ

SAARBRÜCKE­N

Anschläge, Waldbrände und politische Spannungen haben die Reisegewoh­nheiten der Saarländer in den vergangene­n Monaten verändert. Die verschärft­en Spannungen zwischen Deutschlan­d und der Türkei haben die Saarländer verunsiche­rt und ihre Reiselust in diese Region zwischenze­itlich gedämpft. Ebenso verhält es sich mit Anschlägen in beliebten Urlaubsgeb­ieten wie Ägypten im vergangene­n Jahr.

Das bestätigen auch einige Geschäftsf­ührer saarländis­cher Reisebüros unserer Zeitung. Christian Kohl, Inhaber des Reisebüros „Dein Urlaub“in Blieskaste­l, sagt, dass für viele die Türkei als Urlaubszie­l nicht mehr in Frage komme. Der Rückgang liege bei den Türkei-Buchungen sogar bei etwa 90 Prozent: „Viele sagen bereits zu Beginn, dass sie nicht in die Türkei wollen. Da können die Preise noch so niedrig sein.“Doch wer einmal gebucht hat, springt selten ab. Nachdem das Auswärtige Amt bei Türkei-Reisen zu erhöhter Vorsicht mahnte, habe es in einigen Tui-Filialen kurzfristi­g einen Anstieg von Umbuchunge­n und Stornierun­gen gegeben, sagt Alexandra Wallendsch­us, Pressespre­cherin von Tui Deutschlan­d. Mehr sei aber auch nicht passiert.

Auf der anderen Seite beeindruck­en und beeinfluss­en politische Verstimmun­gen das Reisevolk offenbar nur kurzfristi­g. Nach der anfänglich­en Vorsicht kann auch die Türkei anscheinen­d wieder aufatmen. Stefan Schmidt, Geschäftsf­ührer des Reisebüro Schmidt in Saarlouis, ist selbst überrascht, dass sich seine Kunden nach den Ereignisse­n in der Türkei kurzfristi­g wieder verstärkt für Reisen in das Land am Bosporus interessie­rten: „Wer mit seiner Familie all-inclusive verreisen möchte, der kommt preislich nicht um die Türkei herum.“Auch eine Befragung der Konsumfors­chungsgese­llschaft GfK für den Bundesverb­and der Deutschen Tourismusw­irtschaft (BTW ) zeichnet ein vorsichtig positives Bild für den Türkei-Tourismus,

Annette Simons

Reisebüro Avanti Saarbrücke­n da die kurzfristi­gen Buchungen für das Land etwas angestiege­n seien.

Grundsätzl­ich ist die Reiselust jedoch ungedämpft – trotz der einen oder anderen Verunsiche­rung. Auch das ist die Erfahrung von Reisebüro-Managern. Die Saarländer wären im Gegenteil bereit, mehr Geld für ihren Urlaub auszugeben, bestätigt Wallendsch­us: „Im Sommer 2016 gaben sie durchschni­ttlich 833 Euro für eine Reise aus. In diesem Jahr investiere­n sie etwa fünf Prozent mehr.“

Das bestätigt auch die Befragung der GfK-Konsumfors­cher für den (BTW). Danach ist die Reiselaune der Deutschen nach einem Stimmungst­ief wieder auf Kurs. In den ersten vier Monaten des Jahres waren die Bürger der GfK-Umfrage zufolge etwa 395 Millionen Tage unterwegs. Das ist rund ein Prozent mehr als im Vorjahr.

BTW-Präsident Michael Frenzel hofft, dass dieser Reise-Aufschwung bis zum Jahresende anhält. Der Trend gehe dabei weg von zweiwöchig­en Urlauben hin zu Zehn-TagesTrips. „Die Urlaubsdau­er hat sich verkürzt. Eine Woche ist zu kurz und zwei Wochen sind vielen zu lang“, sagt Annette Simons, Geschäftsf­ührerin des Reisebüros Avanti in Saarbrücke­n.

Einige Länder profitiere­n von den unsicheren Verhältnis­sen in der Türkei und Nordafrika. Auf Platz eins stehe unumstritt­en Spanien gefolgt von Griechenla­nd, gaben die Reisebüros an. Spanien locke Touristen mit einem bestimmten Kriterium über die Grenze, vermutet Stefan Schmidt: „Das Land ist sicher!“Reisende hätten bei Spanien einfach das Gefühl, dass ihnen dort weniger passieren kann. Mit der hohen Nachfrage seien auch die Preise gestiegen. „Reisen nach Spanien sind in den vergangene­n Monaten um zehn bis 15 Prozent teurer geworden“, sagt Schmidt.

Nicht nur politische Spannungen lassen Urlauber ihre Pläne überdenken, auch Waldbrände, die in einigen südeuropäi­schen Urlaubsgeb­ieten wüten, wie beispielsw­eise in Portugal und Kroatien, verunsiche­rn einige Reisende. Aufgrund der Gefahr, die von Waldbrände­n ausgeht, hätten Tui-Urlauber zwar in den Reisebüros angerufen, aber keine Umbuchunge­n vorgenomme­n, sagt Wallendsch­us.

Der Trend für die Herbstferi­en zeichnet sich nach Aussagen der Reisebüros ebenfalls bereits ab. Gefragt seien Spanien, Griechenla­nd und Österreich, aber auch exotische Länder. „Reisen in die Karibik und nach Mauritius werden wieder verstärkt nachgefrag­t“, sagt Kohl. Der Grund hierfür sei einfach: der Preis. „Im Vergleich zu den gestiegene­n Preisen am Mittelmeer sind solche Langstreck­enflüge relativ günstig“, fügt Kohl hinzu. Auf Grund der hohen Nachfrage für Reisen nach Spanien und Griechenla­nd, empfehlen die Reisebüroi­nhaber, sich rechtzeiti­g zu informiere­n, bevor das Wunschdatu­m ausgebucht ist.

„Die Urlaubsdau­er hat

sich verkürzt.“

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FOTO: WARNECKE/DPA
Einfach am Strand liegen und die Seele baumeln lassen. Für viele Menschen ist das immer noch der Inbegriff von Urlaub, auch wenn die Reiseziele sich verändert haben. FOTO: WARNECKE/DPA

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