Der ewige Kampf gegen Stechmücken
In Deutschland sind 28 Mückenfamilien heimisch. Drei davon sind für Menschen echte Plagegeister: Stech- und Kriebelmücken sowie Gnitzen. Blut saugen nur die Weibchen. Sie brauchen es für die Bildung ihrer Eier. VON TERESA NAUBER UND SIMONE A. MAYER
REGENSBURG
(dpa) Der Eindruck täuscht nicht: Für die Mücken läuft es dieses Jahr richtig gut. „Alle zwei Wochen schlüpft angesichts der Regenfälle in weiten Teilen Deutschlands eine neue Generation“, erklärt Doreen Walther, Biologin und Mückenexpertin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg (Brandenburg). Für den Menschen kann das sehr unangenehm werden. Man kann sich jedoch schützen und sich Linderung verschaffen, wenn die Plagegeister zugestochen haben. Warum jucken Mückenstiche eigentlich so stark?
Wenn eine Mücke sticht, injiziert sie ihren Speichel in die Haut, damit das Blut nicht gerinnt, das sie trinken will. „Auf die Proteine im Mückenspeichel reagiert der Mensch allergisch“, erklärt Ursula Sellerberg, Sprecherin der Bundesapothekerkammer. Das verursacht die Rötung, Schwellung und den Juckreiz. Stimmt es, dass Mücken manche Menschen lieber stechen?
Ja, sagt Martin Geier, Biologe aus Regensburg. Er erforscht seit vielen Jahren das Verhalten von Stechmücken. Ob ein Mensch eher gestochen wird, hängt von der Mischung von Stoffen wie Milchsäure, Ammoniak und Fettsäuren auf der Haut ab. Sie erzeugen einen bestimmten Geruch, auf den die Mücken entweder fliegen oder eben nicht. Eine Dusche hilft immer nur für kurze Zeit. Dann ist der Geruch wieder da.
Wählerisch sind Mücken vor allem dann, wenn ihnen mehrere Opfer zur Verfügung stehen. Wer in Gruppen selten gestochen wird, den pieksen die Tiere wahrscheinlich trotzdem, wenn er allein ist. Martin Geier vergleicht es mit hungrigen Menschen: „Können sie am Buffet Essen wählen, nehmen sie das, was am besten schmeckt. Gibt es nur trockenes Brot, werden sie aber auch das essen.“ Was kann man tun, um die Mücken abzuhalten?
Warme Haut locke Mücken an, sagt Geier. Wer Sport getrieben hat, sollte schnell duschen oder die Haut im See abkühlen. Lange Kleidung schütze Beine und Arme. Außerdem sei es empfehlenswert, helle Sachen zu tragen. Dunkle Kleidung zieht Mücken eher an.
Was bringen Mückensprays?
Auf nackter Haut bilden Sprays einen Geruchsmantel, der die Insekten abhält. Zu den chemischen Insektenabwehrmitteln zählt der synthetische Stoff Diethyltoluamid, kurz DEET. Einem Test von Stiftung Warentest zufolge wirkt er am längsten. Er kann allerdings die Schleimhäute etwa in den Augen reizen. Gut abgeschnitten haben auch Mittel mit Icaridin.
„Die Sprays müssen regelmäßig, etwa alle vier Stunden, aufgetragen werden, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren“, erklärt Ursula Sellerberg. Sie sollten nicht in geschlossenen Räumen verwendet werden. Ungeeignet sind die Mittel für Babys. DEET sollte auch bei Kleinkindern nicht angewendet werden, rät Sellerberg. Gibt es Pflanzen, die Mücken fernhalten?
Ein beliebtes Hausmittel gegen Mücken sei das Laub der Tomatenpflanze, erklären die Experten des Blumenbüros Essen, des deutschen Marketing-Büros holländischer Gartenbaubetriebe. Auch den Geruch von Rosmarin, Katzenminze, Lavendel, Minze, Zitronenmelisse, Zitronengras und Zitronengeranie schätzten Mücken nicht. Die Deutsche Wildtierstiftung empfiehlt einen Basilikumtopf auf dem Gartentisch, um die Plagegeister fernzuhalten. Im Test der Stiftung Warentest allerdings konnten Pflanzen auf der Fensterbank als Schutz vor Mücken nicht überzeugen. Was können Gartenbesitzer sonst gegen Mücken tun?
Stehendes Wasser zu vermeiden, ist sinnvoll, denn darin brüten die Tiere. Planschbecken und Gießkanne sollten deshalb jeden Abend geleert werden, rät der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Das überschüssige Wasser lässt sich gut als Gießwasser für Pflanzen verwenden. Regentonnen sollten ebenfalls regelmäßig geleert beziehungsweise abgedeckt werden. Wer einen Gartenteich besitzt, kann die Larven dort mit einem Kescher abschöpfen - oder Goldfische halten. Sie fressen Mückenlarven. Wie entfernt man Mückenflecken von der Wand?
Stechmücken nerven manchmal so sehr, dass man sie an der Wand erschlägt. Zurück bleiben schmierige Flecken. Dann sollte man schnell reagieren, rät Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel in Frankfurt. „Am besten lassen sich Reste von Stechmücken und Blut entfernen, wenn sie frisch sind.“Und zwar mit viel kaltem Wasser, Küchenkrepp und einer Stoffserviette.
Mareike Hermann von der DIY Academy in Köln, einer Beratungsund Schulungsfirma für Heimwerker, empfiehlt das Abtupfen mit einem Mikrofasertuch oder einem feuchten Schwamm. Fleckreste auf der Farbe sollten dann mit Farbe und einem kleinen Pinsel überstrichen werden. „In der Regel sind die Flecken so klein, dass ein Farbunterschied nicht auffällt“, sagt Hermann. Was bringt Linderung, wenn eine Mücke gestochen hat?
Zuallererst: nicht kratzen! Dabei würden noch mehr „Juckstoffe“vom Körper ausgeschüttet, erläutert Dr. Christine Eichler, Chefärztin des Evangelischen Zentrums für Altersmedizin in Potsdam. Aufgekratzte Stiche entzündeten sich zudem leichter.
Stattdessen empfiehlt Eichler eine Reihe Hausmittel gegen den Juckreiz und Entzündungen: eine halbe Zwiebel oder eine Scheibe Zitrone desinfizieren, kühlen und beruhigen die Einstichstelle. Apfelessig lindert den Juckreiz, wenn er unmittelbar nach dem Stich auf die Hautstelle gegeben wird. Das Gleiche gilt für eine Mischung aus Honig und Speisenatron oder Johanniskrautöl. Quark wirkt entzündungshemmend. Man gibt ihn gekühlt auf eine Kompresse und legt diese auf die Wunde, solange der Quark noch feucht ist.
Gegen den Juckreiz, Entzündungen und die allergische Reaktion helfen Apothekerin Ursula Sellerberg zufolge auch Cremes oder Gele. Sie enthalten zum Beispiel sogenannte Antihistaminika (antiallergische Wirkstoffe) und Hydrocortison. Eine niedrige Dosierung ist häufig bereits ausreichend, um die Symptome eines Stichs gezielt und zuverlässig zu lindern. Die Quaddeln werden dann unter Umständen nicht ganz so groß. Der Stich verschwindet aber nicht einfach. Letztlich hilft nur, abzuwarten und aufzupassen, dass man nicht gleich wieder gestochen wird.