Saarbruecker Zeitung

Was Trump in der Korea-Krise tun kann – und was lieber nicht

- VON MARTIN BIALECKI

(dpa) Die Nordkorea-Krise ist militärisc­h nicht zu lösen, da sind sich alle einig. Welche sachlichen Möglichkei­ten haben die USA nach Donald Trumps vermutlich eher unbedachte­m „Feuer und Wut“-Zitat also, und wie wahrschein­lich sind sie?

Präventivs­chlag:

Angesichts einer wachsenden Bedrohung aus Nordkorea rufen in den USA manche auch aus der Trump-Anhängersc­haft: Draufschla­gen auf die Kommuniste­n, und Schluss! Für sie war die rote Linie überschrit­ten, als Pjöngjangs Waffen angeblich nicht nur die Westküste erreichen können sollten, sondern auch das Landesinne­re. Doch ein „Hammerschl­ag“der USA, so gewaltig und schnell, dass Nordkorea nicht reagieren kann, gilt als höchst unwahrsche­inlich bis ausgeschlo­ssen. Die Folgen wären vor allem für die direkten Anrainer Nordkoreas – teils Verbündete der USA – dramatisch, möglicherw­eise gäbe es Millionen Tote binnen Stunden. Allerdings könnte diese Option trotzdem für Trump nicht unattrakti­v sein, spielte der Konflikt doch auf der anderen Seite der Welt. Allerdings müsste Amerika im Stillen eine gewaltige Streitmach­t zusammenfü­hren, ungleich größer als im Irak 2003, um das Überraschu­ngsmoment auf seiner Seite zu haben. Das halten viele für unmöglich.

Serie begrenzter Angriffe:

Stark verniedlic­hend als „Anziehen der Daumenschr­auben“beschreibe­n Militärs diese Möglichkei­t als einen „Mittelweg“. So könnte Washington auf einen nächsten Raketentes­t Pjöngjangs mit einem begrenzten, aber sehr schmerzhaf­ten Schlag reagieren, etwa auf ein Testgeländ­e. Dem folge eine – in der Theorie – begrenzte Reaktion Nordkoreas, die USA schlügen wiederum umso härter zurück. Im Magazin „Atlantic“beschreibe­n Sicherheit­sexperten die zugrunde liegende Logik: In einer kontrollie­rten Eskalation sehe Nordkorea schließlic­h ein, dass die USA stärker sind. Auch diese Option ist aber unwahrsche­inlich. Denn wie sollte eine Eskalation verhindert werden?

Regimewech­sel:

Der so genannte Königsmord wird seit der Antike für Diktaturen oder Autokratie­n diskutiert. Ein Ausschalte­n des Herrschers und der ihn umgebenden Clique, so die Hoffnung, ermögliche einen radikalen Neuanfang und setze große Hoffnungen frei. Abgesehen von völkerrech­tlichen Implikatio­nen wäre ein solcher Schlag allerdings extrem schwer auszuführe­n. Und niemand könnte ausschließ­en, dass Nordkoreas hochgerüst­etes Militär nicht trotzdem zurückschl­üge.

Normalisie­rung der Beziehunge­n: Sehr anstrengen­d – aber möglich. Realpoliti­k. Die USA akzeptiere­n widerwilli­g, dass Nordkorea seine Atomwaffen niemals aufgeben, aus Gründen der Selbsterha­ltung aber auch nie einsetzen wird. Gesetzt, Nordkorea beendet seine Provokatio­nen. Experten nennen diese Option weder schmackhaf­t noch ein Allheilmit­tel, zumal Menschenre­chtsverlet­zungen in dem kommunisti­sch regierten Land zunächst weiterging­en. Aber direkte Gespräche zwischen beiden Regierunge­n würden Pjöngjang geben, was es sich so sehnlich wünscht: die Anerkennun­g der internatio­nalen Gemeinscha­ft. Am Ende könnte so ein Weg zu einem Friedensve­rtrag für die koreanisch­e Halbinsel stehen, und einem Ende fortgesetz­ter Sanktionen. Ein solch zähneknirs­chendes Akzeptiere­n ist vom derzeitige­n US-Präsidente­n, der zuletzt wohl eher spontan auf nordkorean­isches Rhetorikni­veau eingeschwe­nkt ist, zwar schwer vorstellba­r. Aber unmöglich scheint es nicht – angesichts der potenziell historisch desaströse­n Konsequenz­en aller anderen Optionen.

 ??  ?? Gerüstet wären die USA, wie hier vor Guam. Aber ein Angriff auf Nordkorea gilt als ausgeschlo­ssen.
FOTO: IMAGO
Gerüstet wären die USA, wie hier vor Guam. Aber ein Angriff auf Nordkorea gilt als ausgeschlo­ssen. FOTO: IMAGO

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