Saarbruecker Zeitung

Schlepper lassen Geflüchtet­e vor Jemens Küste ertrinken

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SANAA

(dpa) Schlepper haben vor der Küste des Jemens binnen 24 Stunden bei zwei Vorfällen zahlreiche Migranten aus Somalia und Äthiopien ertrinken lassen, wie die Internatio­nale Organisati­on für Migration (IOM) mitteilte. Offenbar nahmen sie den Tod der Menschen an Bord ihrer Boote in Kauf, um ihrer Festnahme zu entgehen. Bei dem jüngsten Vorfall gestern wurden demnach bis zu 180 Menschen ins Wasser gestoßen. Mindestens fünf Menschen starben, weitere 50 gelten als vermisst.

Erst am Mittwoch hatten IOM-Mitarbeite­r bei einer Routine-Patrouille im Jemen am Strand von Schabwa 29 Leichen entdeckt. Überlebend­e, die die Toten rasch bestattet hatten, berichtete­n der IOM, dass ein Schlepper kurz zuvor mehr als 120 Migranten von einem Boot ins Wasser gedrängt habe, als er an der Küste Behördenmi­tarbeiter entdeckte. Der Schlepper habe die Migranten ihrem Schicksal überlassen – und sich selbst auf den Rückweg nach Somalia gemacht, um auf derselben Route mehr Migranten an die jemenitisc­he Küste zu bringen. 22 der Migranten werden noch vermisst. Als „schockiere­nd und unmenschli­ch“bezeichnet­e Laurent de Boeck, Leiter der IOM-Mission im Jemen, das Vorgehen der Menschenhä­ndler.

„Das Leid der Migranten auf dieser Migrations­route ist gewaltig“, sagte De Boeck. Auf diesem Seeweg zählte die IOM in diesem Jahr bereits 103 Tote, 2016 waren es 235. Der Großteil der Migranten, der vom Horn von Afrika über das Rote Meer und den Golf von Aden kommt, ist nach IOM-Angaben minderjähr­ig.

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