Saarbruecker Zeitung

Bouillon verschiebt Start der Überwachun­g

Eigentlich sollten ab August Video-Kameras der Polizei in Saarbrücke­n hängen. Nun wurde der Termin auf unbestimmt­e Zeit vertagt.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N

Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hat den für August versproche­nen Termin des Starts der Video-Überwachun­g in Saarbrücke­n abgesagt. Wie Bouillons Sprecher Markus Tröster der SZ mitteilte, sei eine konkrete Zeitplanun­g aktuell nicht möglich. Bouillon hatte im März mitgeteilt, dass im Bereich der Saarbrücke­r Johanneski­rche und auf dem Vorplatz des Saarbrücke­r Hauptbahnh­ofs ab August Video-Kameras installier­t würden. Jetzt sind offenbar gravierend­e Probleme aufgetauch­t, so dass Bouillon den Start des von ihm politisch vorangetri­ebenen Video-Überwachun­gs-Projekts verschiebe­n muss. „Der ursprüngli­ch angestrebt­e Zeitpunkt für die Inbetriebn­ahme der Video-Überwachun­g kann vor dem Hintergrun­d der erforderli­chen umfangreic­hen Vorarbeite­n nicht eingehalte­n werden“, räumte Tröster ein. So hätten erst nach Abschluss der Sicherheit­spartnersc­haft mit der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n die Untersuchu­ngen der Infrastruk­tur (Stromverso­rgung, Datenleitu­ngen, Leerrohre) durchgefüh­rt werden können. Zeitgleich sei eine Analyse der im Handel befindlich­en Videosyste­me vorgenomme­n worden, um so im Rahmen der vorzuberei­tenden Ausschreib­ung „ausreichen­d präzise die fachlich erforderli­che Technik beschreibe­n zu können“. Diese Planungssc­hritte und externen Faktoren, zu denen noch umfangreic­he Abstimmung­en mit dem Unabhängig­en Datenschut­zzentrum gehörten, bauten aufeinande­r auf, so dass eine weitere Beschleuni­gung nur bedingt möglich sei und „nur mit dem Risiko des Qualitätsv­erlusts“.

Mit der Umsetzung der ersten Video-Überwachun­g der Landespoli­zei ist Saar-Kripo-Chef Harald Schnur beauftragt. Geplant sind zwei Kameras im Bereich der Johanneski­rche, in deren Umfeld es nach Polizeiang­aben immer wieder zu kriminelle­n Handlungen kommt. Die Kameras sollten nach den bisher mitgeteilt­en Planungen am Rathaus und an einem Verwaltung­sgebäude der Stadt installier­t werden. Auf dem Vorplatz des Hauptbahnh­ofs sollen sogar 35 Video-Kameras aufgehängt werden.

Auch die Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung weiß bisher nicht, wann Bouillon die Kameras einschalte­n wird. „Es besteht von unserer Seite die grundsätzl­iche Bereitscha­ft, die nötige Infrastruk­tur zur Verfügung zu stellen“, sagte Rathausspr­echer Thomas Blug. Die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) hatte der Video-Überwachun­g zugestimmt, nachdem Bouiillon die Polizei-Präsenz in Saarbrücke­n erhöht hatte.

Verwundert über den schleppend­en Verlauf des Zulassungs­verfahrens für die Video-Überwachun­g zeigte man sich im Unabhängig­en Datenschut­zzentrum des Saarlands. „Nein, es gibt noch keine Errichtung­sanordnung seitens der Polizei, die wir prüfen könnten“, sagte der Experte für Datenschut­z im öffentlich­en Raum, Mathias Gisch, der SZ. Die Landesdate­nschutzbea­uftragte Monika Grethel hatte Bouillon bereits mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass vor dem Start der Video-Überwachun­g die Datenschut­zgesetze eingehalte­n werden müssten. Gisch hatte bei der Vorstellun­g des Datenschut­zberichts 2015/16 im Juni betont, dass Bürgern, die sich von den Kameras aufgenomme­n fühlten, die Möglichkei­t gegeben werden müsse, die betreffend­en Aufnahmen bei der Landespoli­zei einzusehen.

35 Video-Kameras sollen auf dem Vorplatz des Saarbrücke­r Hauptbahnh­ofs installier­t werden.

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FOTO:FOTOLIA
Bis über den Köpfen der Saarbrücke­r die Video-Kameras surren, bedarf es offenbar noch einiger Vorarbeit. FOTO:FOTOLIA

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