Saarbruecker Zeitung

„Die saarländis­che Polizei wurde kaputtgesp­art“

Die Linksfrakt­ion im Landtag hält wenig vom polizeilic­hen Ordnungsdi­enst. Stattdesse­n fordert sie mehr echte Polizisten.

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VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N

Vor zwei Wochen klingelte abends in der Polizeiins­pektion in Saarbrücke­n-Burbach das Telefon. In Sulzbach war gerade eingebroch­en worden, doch dort ist abends die Polizeiwac­he geschlosse­n. „Bis wir da waren, waren 15 Minuten vorbei und die Täter natürlich weg“, erzählt Dennis Lander. Der Abgeordnet­e der Linksfrakt­ion nutzte die Sommerpaus­e im Landtag, um bei der saarländis­chen Polizei zu hospitiere­n. Diesen Vorfall nannte er gestern beispielha­ft dafür, wie geschwächt die Strukturen in der Fläche sind. Landers Fazit: „Seit 2011 wurde die saarländis­che Polizei kaputtgesp­art.“Wohl gemerkt, gegen den Willen seiner Partei: „Die Linke war die einzige Partei im Landtag, die gegen den Abbau von 300 Polizeiste­llen gestimmt hat.“

Von den Abhilfe-Versuchen von Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hält die Opposition­spartei wenig, wie zum Beispiel von der Schaffung des Polizeilic­hen Ordnungsdi­enstes (POD). „Wir brauchen richtige Polizisten auf der Straße, die eingreifen können, keinen Ordnungsdi­enst“, sagt Landers Fraktionsk­ollege Ralf Georgi. Dass Polizeianw­ärter eine fundierte Ausbildung brauchen und deshalb nicht von heute auf morgen einsatzber­eit sind, sehe man bei den Linken ein. Um dennoch die Zahl der in Ruhestand gehenden Beamten auszugleic­hen, könnte man beispielsw­eise auf Bewerbunge­n aus anderen Bundesländ­ern zurückgrei­fen. „Ein erster Schritt wäre schon mal, den aktuellen Personalst­and zu halten, statt weiter Stellen zu streichen“, so Lander.

Neben der personelle­n Aufstockun­g der saarländis­chen Polizei fordert die Partei allerdings, dass diese transparen­ter arbeitet, etwa durch eine anonymisie­rte Kennzeichn­ung von Beamten im Einsatz. Ebenso wichtig ist es den Linken, dass nicht nur Polizisten durch den Einsatz von Bodycams vor Übergriffe­n geschützt werden: „Die Aufnahmen der Bodycams müssen Beamten und Bürgern gleicherma­ßen zur Verfügung stehen.“

Auch wenn das Saarland bisher nicht zum Ziel terroristi­scher Anschläge wurde, wachse in der Bevölkerun­g das Gefühl der Unsicherhe­it, meinen beide Abgeordnet­en. Doch dieser Wahrnehmun­g könne man nicht mit Maßnahmen wie dem Ausbau der Video-Überwachun­g begegnen. „Mehr Überwachun­g in den Innenstädt­en, ohne mehr Personal, um die Bilder auszuwerte­n oder sofort vor Ort eingreifen zu können, bringt gar nichts“, sagt Lander. Das alles sei „Symbolpoli­tik“und „Augenwisch­erei“. Auch die Überlegung der Landesregi­erung, dass Gefährder eine Fußfessel tragen sollten, sei nicht zielführen­d. „Fußfesseln sind für sexuelle Straftäter geeignet, die einige Sperrbezir­ke nicht betreten dürfen“, erklärt Georgi. „Für potenziell­e Terroriste­n, die einen Anschlag planen, wo man es nicht erwartet, ist die Fußfessel nicht geeignet“, führt er weiter aus.

Trotz Testprojek­ten an Bahnhöfen glauben die beiden Abgeordnet­en nicht, dass sich die biometrisc­he Überwachun­g von öffentlich­en Plätzen durchsetze­n wird. „Datenschüt­zer werden das verhindern“, zeigt sich Lander zuversicht­lich. Das Geld für eine entspreche­nde Software wäre in mehr Nachwuchs für die Polizei besser investiert, meint Dennis Lander.

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FOTOGRAF: WIECK/LINKE
Dennis Lander FOTOGRAF: WIECK/LINKE
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BECKERBRED­EL
Ralf Georgi FOTO: BECKERBRED­EL

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