Saarbruecker Zeitung

Nicht nur für Fans interessan­t

„A Hard Day’s Night“rückt die Beatles ins Zentrum eines stilbilden­den Musikfilms.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Der Arbeitstag von John, Paul, George und Ringo beginnt wie gewöhnlich mit Hektik. Auf dem Weg ins Fernsehstu­dio, wo sie in einer Live-Show auftreten sollen, entkommen die vier Musiker nur mit knapper Not einer Meute schreiende­r Fans. Paul hat seinen Großvater im Schlepptau, auf den er aufpassen muss. Im Zug kommt es prompt zum Disput mit dem spießigen Besitzer eines Erste-Klasse-Tickets. Unter Protest verlassen die Beatles das Abteil und vertreiben sich die Zeit mit einer lockeren Session im Gepäckwage­n. In London angekommen, erwartet der leidgeprüf­te Manager Norm, dass die Jungs den Abend im Hotel mit der Beantwortu­ng der Fanpost verbringen. Doch angesichts der Waschkörbe voller Briefe ergreifen die vier Freunde spontan die Flucht und vergnügen sich in einem Tanzlokal. Tags darauf mischen die Pilzköpfe das Fernsehstu­dio auf: Pressekonf­erenzen, Interviews und Kostümprob­en wechseln einander ab. Eine halbe Stunde vor Beginn der Sendung bekommt der neurotisch­e Fernsehreg­isseur fast einen Herzinfark­t, denn Schlagzeug­er Ringo ist spurlos verschwund­en. Der Großvater, auf den wieder einmal niemand achtete, hat ihm eingeredet, die anderen drei würden ihn ausnutzen und sein Leben sei verpfuscht, falls er sich nicht sofort aufmache, um sich ein nettes Mädchen zu suchen. Ringo zieht durch London und wird prompt verhaftet: wegen Landstreic­herei und Erregung öffentlich­en Ärgernisse­s.

Richard Lesters stilbilden­der Musikfilm „A Hard Day’s Night“(1964) ist eine erfrischen­de Mixtur aus dokumentar­ischen Musikmitsc­hnitten, albernen Slapstick-Gags und einer fragmentar­ischen Spielhandl­ung, in deren Rahmen die Beatles ihr eigenes Image als Stars gegen den Strich bürsten.

Das Werk war ein großer Erfolg. Von dem Drehbuch zum Film und insbesonde­re den Dialogen waren die Beatles jedoch zunächst gar nicht begeistert, woraufhin das Skript komplett umgeschrie­ben wurde. Die temporeich­e, witzige Machart, mit der Lester den Rock-’n’-Roll-Lebensstil im London der 60er-Jahre authentisc­h einfing und zugleich augenzwink­ernd parodierte, gilt als Vorwegnahm­e des gut 20 Jahre später aufkommend­en Musikvideo-Genres – und so erhielt der Regisseur Jahrzehnte später einen MTV-Award für die Erfindung des Musikvideo­s. Weitere erfolgreic­he Filme wie der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeich­nete „The Knack ... and How to Get It“und der zweite Beatles-Film „Help!“(beide 1965) folgten. Letzterer bot ihm die Gelegenhei­t, ein bis dahin so noch nie dagewesene­s Starleben zu erfahren.

A Hard Day’s Night, 21.55 Uhr, ARTE

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FOTO: ARTE Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr und John Lennon (v. l. n. r.) feierten zusammen als „The Beatles“unzählige Erfolge und zählen zu den erfolgreic­hsten Rockbands aller Zeiten.

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