Spinnen, tanzen, ausprobieren
Beim „Sommerexpress“im KuBa können Kinder sich fünf Tage lang mit Graffiti, Breakdance und mehr austoben.
SAARBRÜCKEN Jan Sahner und Tobias Müller schauen immer wieder kritisch zum Himmel. Aber noch regnet es, und sie können sich mit ihren achtzehn Kursteilnehmern noch nicht auf den Weg machen, um sich die Graffiti rund um den Hauptbahnhof anzuschauen. Es ist der zweite Tag des „Sommerexpress“, an dem Jugendliche zwischen zwölf und achtzehn Jahren im KuBa, dem Kulturzentrum am Eurobahnhof, in fünf verschiedenen Workshops fünf Tage lang ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.
Der Workshop Graffiti ist gleich zweimal besetzt, denn hier gibt es immer eine große Nachfrage. Jan Sahner und Tobias Müller sind schon alte Hasen, denn die beiden jungen Männer, die gerade ihr Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar abgeschlossen haben, halten den Kurs schon seit Jahren. „Diesmal wollen wir den Jugendlichen bei einem Rundgang zeigen, was es an Graffiti alles gibt. Und hier, rund um den Bahnhof, ist alles vertreten. Von den einfachen Tags über Throw ups bis hin zu Resos Werk oder der Galerie, die sich auf Street Art konzentriert hat. Da können die Jugendlichen viel sehen“, erklärt Jan Sahner.
Im Raum daneben arbeitet in der gleichen Zeit Hanna Gressnich mit vier Jugendlichen an Comics. Sie machen gerade das Kinderspiel Cadavre Exquis, bei dem jedes Kind einen Körperteil malt, dann das Gemalte wegknickt und der Banknachbar anschließend weitermalt. „Das regt die Kreativität an und motiviert“, erklärt die Studentin der HBK Saar. Sophie-Charlotte, Luisa und Til sind mit Begeisterung bei der Sache, denn sie zeichnen auch zuhause viel. Und sie haben teilweise schon im letzten Jahr am Sommerexpress teilgenommen. Denn es gibt unter den Jugendlichen einige, die immer wieder kommen. „Sie fragen sogar jetzt schon an, wann sie sich für das nächste Mal anmelden können“, erklärt lachend Michaela Kilper-Beer, Geschäftsführerin des KuBa. Und dann berichtet sie, dass die teilnehmenden Jugendlichen aus allen sozialen Schichten kommen. „Es ist uns immer ganz wichtig, dass auch Jugendliche teilnehmen können, die sonst mit Kunst und Kreativität nur wenig in Berührung kommen“, betont sie. „Durch die Unterstützung der Peter-und-Luise-Hager-Stiftung können auch Jugendliche teilnehmen, die in karikativen Einrichtungen leben. Gerade für diese Kinder ist die Anerkennung, die sie hier mit ihrem Werk bekommen, so wichtig.“Vielleicht ist es ja gerade die Zusammensetzung der Teilnehmer, die die Workshops so spannend und lebendig macht.
Das merkt man auch im Kurs Video-Kurzfilm von Michael Koob. Der selbständige Regisseur, Filmemacher und Medienkünstler hat sein Studio im KuBa. So können die Jugendlichen bei ihm mit einer professionellen Ausrüstung arbeiten. „Ich lasse die Kids immer aussuchen, was sie machen wollen. Diesmal wird es ein Kurzfilm“, erzählt er. Die Geschichte ist schon ausgedacht. Jetzt geht es darum, dass die Jugendlichen zum Teil vor der Kamera stehen, andere kümmern sich um den Ton, und zwei Teilnehmer werden filmen. Luis, der bereits das neunte oder zehnte Mal mitmacht, freut sich jedes Mal auf den Kurs. „Man kann seine Ideen umsetzen, mit einer richtigen Ausrüstung arbeiten, und die Leute, die man hier trifft, sind immer alle super nett.“
Auch im Hip-Hop-Kurs von Stephan Muth herrscht kreative, gute Laune. Der junge Tänzer zeigt seinen fünf Teilnehmerinnen den „Indian Step“und den „Cross Step“, der eingesprungen werden muss. Da müssen Cheyenne, Cayla und Isabelle, sowie Emilie und Myriam gut die Balance halten. Emilie und Myriam haben vorletztes Jahr den Hip-Hop hier für sich entdeckt, gehen mittlerweile sogar in einer Tanzschule in einen Hip-Hop-Kurs. „Und das nur, weil hier der Kurs und der Lehrer so super sind“, sagt Emilie und lacht.