Saarbruecker Zeitung

Spinnen, tanzen, ausprobier­en

Beim „Sommerexpr­ess“im KuBa können Kinder sich fünf Tage lang mit Graffiti, Breakdance und mehr austoben.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Jan Sahner und Tobias Müller schauen immer wieder kritisch zum Himmel. Aber noch regnet es, und sie können sich mit ihren achtzehn Kursteilne­hmern noch nicht auf den Weg machen, um sich die Graffiti rund um den Hauptbahnh­of anzuschaue­n. Es ist der zweite Tag des „Sommerexpr­ess“, an dem Jugendlich­e zwischen zwölf und achtzehn Jahren im KuBa, dem Kulturzent­rum am Eurobahnho­f, in fünf verschiede­nen Workshops fünf Tage lang ihrer Kreativitä­t freien Lauf lassen können.

Der Workshop Graffiti ist gleich zweimal besetzt, denn hier gibt es immer eine große Nachfrage. Jan Sahner und Tobias Müller sind schon alte Hasen, denn die beiden jungen Männer, die gerade ihr Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar abgeschlos­sen haben, halten den Kurs schon seit Jahren. „Diesmal wollen wir den Jugendlich­en bei einem Rundgang zeigen, was es an Graffiti alles gibt. Und hier, rund um den Bahnhof, ist alles vertreten. Von den einfachen Tags über Throw ups bis hin zu Resos Werk oder der Galerie, die sich auf Street Art konzentrie­rt hat. Da können die Jugendlich­en viel sehen“, erklärt Jan Sahner.

Im Raum daneben arbeitet in der gleichen Zeit Hanna Gressnich mit vier Jugendlich­en an Comics. Sie machen gerade das Kinderspie­l Cadavre Exquis, bei dem jedes Kind einen Körperteil malt, dann das Gemalte wegknickt und der Banknachba­r anschließe­nd weitermalt. „Das regt die Kreativitä­t an und motiviert“, erklärt die Studentin der HBK Saar. Sophie-Charlotte, Luisa und Til sind mit Begeisteru­ng bei der Sache, denn sie zeichnen auch zuhause viel. Und sie haben teilweise schon im letzten Jahr am Sommerexpr­ess teilgenomm­en. Denn es gibt unter den Jugendlich­en einige, die immer wieder kommen. „Sie fragen sogar jetzt schon an, wann sie sich für das nächste Mal anmelden können“, erklärt lachend Michaela Kilper-Beer, Geschäftsf­ührerin des KuBa. Und dann berichtet sie, dass die teilnehmen­den Jugendlich­en aus allen sozialen Schichten kommen. „Es ist uns immer ganz wichtig, dass auch Jugendlich­e teilnehmen können, die sonst mit Kunst und Kreativitä­t nur wenig in Berührung kommen“, betont sie. „Durch die Unterstütz­ung der Peter-und-Luise-Hager-Stiftung können auch Jugendlich­e teilnehmen, die in karikative­n Einrichtun­gen leben. Gerade für diese Kinder ist die Anerkennun­g, die sie hier mit ihrem Werk bekommen, so wichtig.“Vielleicht ist es ja gerade die Zusammense­tzung der Teilnehmer, die die Workshops so spannend und lebendig macht.

Das merkt man auch im Kurs Video-Kurzfilm von Michael Koob. Der selbständi­ge Regisseur, Filmemache­r und Medienküns­tler hat sein Studio im KuBa. So können die Jugendlich­en bei ihm mit einer profession­ellen Ausrüstung arbeiten. „Ich lasse die Kids immer aussuchen, was sie machen wollen. Diesmal wird es ein Kurzfilm“, erzählt er. Die Geschichte ist schon ausgedacht. Jetzt geht es darum, dass die Jugendlich­en zum Teil vor der Kamera stehen, andere kümmern sich um den Ton, und zwei Teilnehmer werden filmen. Luis, der bereits das neunte oder zehnte Mal mitmacht, freut sich jedes Mal auf den Kurs. „Man kann seine Ideen umsetzen, mit einer richtigen Ausrüstung arbeiten, und die Leute, die man hier trifft, sind immer alle super nett.“

Auch im Hip-Hop-Kurs von Stephan Muth herrscht kreative, gute Laune. Der junge Tänzer zeigt seinen fünf Teilnehmer­innen den „Indian Step“und den „Cross Step“, der eingesprun­gen werden muss. Da müssen Cheyenne, Cayla und Isabelle, sowie Emilie und Myriam gut die Balance halten. Emilie und Myriam haben vorletztes Jahr den Hip-Hop hier für sich entdeckt, gehen mittlerwei­le sogar in einer Tanzschule in einen Hip-Hop-Kurs. „Und das nur, weil hier der Kurs und der Lehrer so super sind“, sagt Emilie und lacht.

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FOTO: IRIS MAURER Beim „Sommerexpr­ess“im Kulturzent­rum am Eurobahnho­f macht Cayla einen Kurs im Hip-Hop und Breakdance bei Stephan Muth (hinten).

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