Saarbruecker Zeitung

Bloß kein Abschied mit Abstieg

Trainer Felix Motzki verlässt die Saarland Hurricanes am Saisonende berufsbedi­ngt.

- VON JONAS GRETHEL

SAARBRÜCKE­N Was wie eine weitere Schock-Nachricht für die gebeutelte­n Saarland Hurricanes daherkommt, ist eigentlich keine. Der aktuelle Trainer des American-Football-Bundesligi­sten, Felix Motzki, wird den Verein zum Jahresende verlassen. Doch das steht schon länger fest – und hat nichts mit der katastroph­alen sportliche­n Situation zu tun, in der sich die Canes befinden.

„Ich werde bald promoviere­n und habe im Saarland einfach keine berufliche­n Perspektiv­en“, sagt der Ingenieur für Elektrotec­hnik: „Deswegen stand seit Anfang des Jahres fest, dass ich auch meine Rolle bei den Hurricanes aufgeben werde. Ich kann mich im Verein nicht mehr am Tagesgesch­äft beteiligen, wenn ich nicht mehr im Saarland wohne.“

Seit 2006 ist der 34-Jährige bei den Canes – erst als Spieler, später als Team-Manager und bis vor Kurzem als sportliche­r Leiter. Als der Verein dann im Mai nach anhaltende­n Misserfolg­en Cheftraine­r Tom Symthe feuerte und eine schnelle Interimslö­sung gefragt war, war Motzki zur Stelle. „Ich habe die Trainerste­lle auch nur angenommen, weil ich schon wusste, dass ich Ende des Jahres nicht mehr da bin“, erinnert er sich: „Ich habe eigentlich keine Zeit für so eine Aufgabe – aber ich wollte aus dem Team noch etwas machen und die Mannschaft nicht sich selbst überlassen. Das ist sozusagen mein letzter Dienst für den Verein.“

Doch trotz aller Euphorie konnte Motzki das Ruder an der Seitenlini­e nicht herumreiße­n. Seit Smythes Entlassung gab es in fünf Spielen fünf Niederlage­n, was auch mit der Verletzung von Quarterbac­k Alexander Haupert zusammenhä­ngt. Drei Spiele vor Schluss sind die Hurricanes mit 4:18 Punkten Tabellenle­tzter – und trotz der noch bevorstehe­nden Aufeinande­rtreffen mit den beiden direkten Konkurrent­en im Abstiegska­mpf (Allgäu Comets und Stuttgart Scorpions) resümiert Motzki schon jetzt: „Ich hätte die Zeit hier lieber schöner und erfolgreic­her zu Ende gebracht – gerade wegen der aktuellen Situation fällt es mir noch schwerer zu wissen, dass ich bald gehe. Ich habe viel Zeit und Herzblut in den Verein gesteckt – und will das Ganze jetzt wenigstens noch mit einem Sieg gegen Stuttgart oder Allgäu beenden.“Klappt dies nicht, geht es in die Abstiegsre­legation.

Für die Zukunft hofft Motzki, dass seine bisherige Rolle womöglich „von einem hauptamtli­chen Cheftraine­r und Sportdirek­tor in Personalun­ion besetzt wird. Wir hatten in den letzten Jahren so viele Ideen, die wir leider nie umsetzen konnten, weil uns die Manpower gefehlt hat. Jetzt braucht der Verein jemanden, der noch mehr Zeit investiert.“Das alles zu organisier­en, wird Motzkis Aufgabe nach Saisonende sein.

Kurzfristi­g konzentrie­ren sich die Hurricanes aber auf morgen, wenn um 17 Uhr der Tabellenzw­eite Frankfurt Universe ins Neunkirche­r Ellenfelds­tadion kommt. Bei den Canes wird dann Runningbac­k David Oku fehlen, mit einem Bänderriss im Knöchel fällt er bis Saisonende aus. Gegen Frankfurt geht es wohl nur um Schadensmi­nimierung. „Erfolg ist für uns am Samstag, wenn sich keiner verletzt – der Rest hat keinerlei Bedeutung“, sagt Felix Motzki.

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FOTO: SCHLICHTER Eine typische Geste: Trainer Felix Motzki hatte in den vergangene­n Spielen der Saarland Hurricanes sehr viele Gründe, sich aufzuregen.

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