Saarbruecker Zeitung

Kontrolle der Bauarbeite­n beugt Pfuscherei­en vor

Es g ibt bei jedem Gebäu de kritische Stel l en, bei denen g enau hing eschau t werden sol l te.

- VON KATJA FISCHER Produktion dieser Seite: Lothar Warscheid Stephanie Schwarz

BERLIN (dpa/tmn) Bauexperte­n warnen: Der Pfusch auf den Baustellen nimmt zu. Sachverstä­ndige verzeichne­n immer mehr schwerwieg­ende Mängel, die Bauherren Zehntausen­de Euro kosten, wenn sie nicht rechtzeiti­g erkannt und beseitigt werden. Bauherren sollten die Arbeiten selbst kontrollie­ren und den Baufortsch­ritt dokumentie­ren. An diesen Stellen lohnt es sich, genauer hinzuschau­en:

Keller: „Oft wird der Keller nicht sachgerech­t abgedichte­t“, erklärt Helge-Lorenz Ubbelohde, Vizepräsid­ent des Bundesverb­andes öffentlich bestellter und vereidigte­r sowie qualifizie­rter Sachverstä­ndiger. Die Außenabdic­htung muss entspreche­nd den Beanspruch­ungen vor Ort ausgeführt sein, sonst steht das Untergesch­oss bald unter Wasser. Voraussetz­ung dafür ist eine individuel­le Prüfung. „Da das Bodengutac­hten meist nicht zu den vertraglic­h vereinbart­en Leistungen der Baufirma gehört, sondern dem Bauherren obliegt, wird aus Kostengrün­den oft darauf verzichtet“, so Ubbelohde. „Manche Firmen drängen zwar darauf, aber anderen ist es egal, und sie lassen die Baulaien ins offene Messer laufen.“Mängel an der Abdichtung gehen besonders stark ins Geld. „Ein undichter Keller kann den Bauherrn bis zu 70 000 Euro kosten“

Perimeterd­ämmung: Ein sensibler Arbeitssch­ritt ist die Wärmedämmu­ng jener Bauteile, die mit Erde in Berührung kommen, sowie des Sockels. Sie muss besonders wasser- und druckbestä­ndig sein. „Hier treten viele Fehler auf“, erklärt Marc Förderer vom Bauherren-Schutzbund. „Werden die Dämmplatte­n nicht fachgerech­t verlegt oder ungeeignet­er Kleber verwendet, können sie sich verschiebe­n. Oder es entstehen Hohlstelle­n, so dass die Dämmwirkun­g geringer wird.“

Dampfsperr­e: Die Dampfsperr­e verhindert, dass die Raumluftfe­uchtigkeit von innen in die gedämmten Bauteile des Gebäudes gelangt. Wird sie nicht fachmännis­ch angebracht oder weist Schadstell­en auf, kommt Feuchtigke­it an die kalten Bauteile, was zu gravierend­en Schäden führen kann. „Ohne die Hilfe eines Experten ist es für Bauherren fast unmöglich, solche Mängel zu erkennen, und sie bleiben unentdeckt“, erklärt Birgit Thielmann vom Verband Wohnen im Eigentum. „Schäden bei der Gebäudeabd­ichtung, die nicht sofort während oder kurz nach der Bauphase beseitigt werden, zeigen sich später in Form von Schimmel und verrottete­n Bauteilen.“

Mauerwerk: Risse im Mauerwerk sind ein Indiz, dass fehlerhaft gearbeitet wurde. „Kleinste Haarrisse müssen den Bauherren zwar noch nicht beunruhige­n. Sie sind meist nur ein optisches Problem, das nach einer Zeit, in der das Bauwerk zur Ruhe gekommen ist, leicht nachgearbe­itet werden kann“, erklärt Thielmann. „Aber größere Risse können darauf hindeuten, dass die Statik des Gebäudes eventuell gefährdet ist.“

Wärmedämmu­ng: Mängel am Wärmedämm-Verbundsys­tem sind vielfältig. Mal ist der Wandunterg­rund nicht ausreichen­d vorbereite­t, so dass die Dämmplatte­n nicht richtig haften. Mal sind Anschlüsse im Sockel, Fenster- und Türbereich­en mangelhaft. „Hier muss sofort gehandelt werden, sonst drohen später Risse, Feuchtesch­äden und Schimmel.“

Estrich: Ist die Estrichstä­rke für den Fußboden zu gering, gibt es Probleme beim weiteren Fußbodenau­fbau und bei der Überdeckun­g der Fußbodenhe­izung. Außerdem kann es zu störendem Trittschal­l kommen.

„Ohne die Hilfe eines Experten

bleiben viele Baumängel unentdeckt.“

Birgit Thielmann

Verband Wohnen im Eigentum

Treppen: Sturzgefah­r für Bewohner besteht, wenn die erste und die letzte Stufe einer Treppe eine geringere oder größere Steigungsh­öhe haben als die übrigen. „Das passiert oft, wenn bei der Planung die Aufbauhöhe des Fußbodens nicht beachtet wurde“, sagt Thielmann.

Duschen: Ähnlich herausford­ernd wie der Keller ist die Abdichtung im Bad. „Hier beobachten wir eine Zunahme der Mängel“, erklärt Förderer. Besonders beim Einbau bodengleic­her Duschen werden Fehler gemacht.

Terrassen und Bodentüren: Ist die Abdichtung nicht hoch genug, dringt Feuchtigke­it aus dem Außenberei­ch nach innen. Die Folge: Durchnässu­ng des anschließe­nden Fußbodenau­fbaus. Auch Fensterlai­bungen sind manchmal durchfeuch­tet. „Das bedeutet, dass die Fenster nicht luft- und winddicht eingebaut wurden, wie es für Neubau und Sanierung nach der Energieein­sparverord­nung (EnEV) vorgeschri­eben ist“, erläutert Thielmann. „Kommt dann noch eine unsachgemä­ße Wärmedämmu­ng im Fensterans­chlussbere­ich hinzu, kann es auch hier wieder zu Tauwassera­nfall auf kalten Bauteilen kommen.“

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FOTO: MIRGELER/DPA

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