Saarbruecker Zeitung

Trump: USA sind bereit für Konflikt mit Nordkorea

Während er den Konflikt mit Nordkorea anheizt, macht der US-Präsident Golf-Urlaub. Nicht alle Bewohner von Bedminster freut das.

- VON FRANK HERRMANN Produktion dieser Seite: Frauke Scholl, Robby Lorenz Gerrit Dauelsberg

WASHINGTON (dpa) Die USA haben sich nach Angaben von Präsident Donald Trump für einen etwaigen militärisc­hen Konflikt mit Nordkorea aufgestell­t. „Militärisc­he Lösungen sind nun voll einsatzfäh­ig, geladen und entsichert, sollte Nordkorea unklug handeln“, schrieb Trump am Freitag auf Twitter. „Hoffentlic­h findet Kim Jong Un einen anderen Weg“, fuhr Trump fort.

Im Nordkorea-Konflikt schaukelt sich die Rhetorik auf beiden Seiten seit Tagen hoch. Nordkorea schließt einen Angriff auf das US-Außengebie­t Guam im Pazifik nicht aus. Trump hatte angekündig­t, militärisc­he Provokatio­nen aus Pjöngjang mit „Feuer und Wut“beantworte­n zu wollen. Politiker aus aller Welt rufen zur Mäßigung auf. „Eskalation der Sprache halte ich für die falsche Antwort“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel gestern.

BEDMINSTER Jim Girvan musste sich etwas einfallen lassen. Als klar war, dass Donald Trump öfter in seinem Golf-Club nach Bedminster im US-Bundesstaa­t New Jersey kommen würde, um beim Golfspiele­n zu entspannen, wusste Girvan nur, dass er etwas tun musste. Demonstrie­ren. Den Mann in seiner Freizeit ein wenig stören. Aber wie? Leicht war es nicht, zumal es nur so wimmelte von Ideen, bis hin zum Kleinflugz­eug samt Protestban­ner – das an der Flugverbot­szone rund um das Anwesen scheiterte. Am Ende ist es eine Art Vogelscheu­che geworden, die Donald Trump zeigen soll. Eingehüllt in die russische Flagge, sitzt die Figur auf einem Brett, groß genug, um die Hecken um Trumps Areal zu überragen. In Donald Trump sieht Jim Girvan eine Marionette des Kreml, das will er sagen. Jeden Samstag kutschiert er die Figur an der Spitze einer kleinen Kolonne die Lamington Road rauf und runter, immer vorbei am Parcours des Präsidente­n. Unermüdlic­h.

Unterstütz­t wird der 64-Jährige unter anderem von Lisa O’Dwyer, Steuerbera­terin und Mutter zweier Kinder. Sie hat eine berufliche Pause eingelegt, damit sie sich Girvans Trupp anschließe­n konnte. Erst wenn Trump das Oval Office verlassen habe, sagt sie, sei an geregelte Arbeit wieder zu denken. Im Moment sei der Protest ihre Arbeit.

Bedminster, ein Hort des Widerstand­s? Eher scheint es, dass Ruhestörun­gen der idyllisch gelegenen Kleinstadt mit rund achttausen­d Einwohnern zutiefst widersprec­hen. Auf dem Parkplatz vor der Gemeindebi­bliothek betont eine Frau, sie sei stolz darauf, dass der Präsident sie beehre, bevor sie zu ihrem Auto eilt. In Bedminster ist auch Steve Forbes zu Hause, der Herausgebe­r der gleichnami­gen Zeitschrif­t, die mit schöner Regelmäßig­keit eine Liste der reichsten Menschen der Welt druckt. Den Geschäftsm­ann Trump zog es einst an den Wochenende­n ins nahe Bedminster, weil er sich dort unter seinesglei­chen Erholung versprach.

Wer heute Mitglied im „Trump National Golf Club“werden will, muss für die Aufnahme hunderttau­send Dollar berappen, zuzüglich 22 100 Dollar Jahresgebü­hr. 2002 hat der Mogul das Gelände gekauft, danach ließ er zwei Golfplätze anlegen, jeweils 18 Löcher. Vor acht Jahren heiratete seine Tochter Ivanka dort den Immobilien­erben Jared Kushner.

Nur einmal „seit Menschenge­denken“, übertreibt Peg Schaffer, haben die Bürger des durch und durch republikan­ischen Bedminster einen Demokraten in ihr Rathaus gewählt. Die Chefin der Demokraten im Somerset County, dem Landkreis, in dem Bedminster liegt, leitet im Hauptberuf eine Anwaltskan­zlei. Spezialisi­ert auf Grundstück­srecht, kennt sie sich aus mit den Feinheiten exklusiver Immobilien im Land der Pferde, wie die Region genannt wird. Wer etwa Ziegen auf einer Golfwiese grasen lässt, kann das Areal großteils zur landwirtsc­haftlichen Nutzfläche erklären und Grundsteue­r sparen. Trump tat das, indem er vier Ziegen anschaffte.

Was Schaffer allerdings viel mehr auf die Palme bringt als der raffiniert­e Spartrick, sind die ausufernde­n Kosten, die Trumps Ausflüge ins „Horse Country“verursache­n. Denn auch hier – wie an den Präsidente­n-Sitzen im Weißen Haus und im Landsitz Camp David, zudem in Trumps Strandschl­oss in Mar-a-Lago in Florida – fallen für den Steuerzahl­er Kosten für etliche Polizisten-Überstunde­n zu Trumps Schutz an. „Ich bin gespannt, was er uns noch alles zumuten will“, sagt Schaffer.

 ?? FOTO. KASTER/DPA ?? Hier golft der Chef: Vor 15 Jahren erwarb Trump den exklusiven Golf-Club in Bedminster. Wer Mitglied werden will, muss 100 000 Dollar berappen.
FOTO. KASTER/DPA Hier golft der Chef: Vor 15 Jahren erwarb Trump den exklusiven Golf-Club in Bedminster. Wer Mitglied werden will, muss 100 000 Dollar berappen.
 ?? FOTO: LOEB/AFP ?? US-Präsident Donald Trump weilt zurzeit in Urlaub im eigenen Golf-Club in Bedminster im Bundesstaa­t
New Jersey.
FOTO: LOEB/AFP US-Präsident Donald Trump weilt zurzeit in Urlaub im eigenen Golf-Club in Bedminster im Bundesstaa­t New Jersey.

Newspapers in German

Newspapers from Germany