Saarbruecker Zeitung

Saar-Uni-Erweiterun­g stößt auf Skepsis

Die Planungen für das Helmholtz-Zentrum zeigen es: Für weitere Bauten müsste der Wald an der L 251 geopfert werden.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Die Saar-Grünen zeigen sich skeptisch gegenüber Neuansiedl­ungen im Landschaft­sschutzgeb­iet rund um die Universitä­t. Alternativ schlagen sie ein Gebiet in City-Nähe von Saarbrücke­n vor.

„Es gibt nur begrenzte Möglichkei­ten für Neuansiedl­ungen auf dem Uni-Campus.“Markus Tressel und Patrick Ginsbach (beide Grüne)

SAARBRÜCKE­N. Die Ansiedlung des neuen Helmholtz-Zentrums für Computersi­cherheit ist der größte Erfolg, den die CDU/SPD-Landesregi­erung in diesem Jahr einfahren konnte. Doch ein Blick auf unser Foto zeigt es deutlich: Dort ist das brandneue Cispa (Center for IT-Security, Privacy and Accountabi­lity) zu sehen, dessen Chef Professor Michael Backes auch Chef des neuen Helmholtz-Zentrums ist. Das Cispa-Gebäude ist jedoch nach Ansicht der Landesregi­erung zu klein für die 500 Forscher, die dereinst im Helmholtz-Zentrum Methoden entwickeln sollen, um Cyber-Angriffe unschädlic­h zu machen.

Das Cispa-Gebäude liegt bereits am äußersten östlichen Rand des Saar-Uni-Geländes – dahinter erstreckt sich bis St. Ingbert ein großer Wald, der als Landschaft­sschutzgeb­iet St. Johanner Stadtwald ausgewiese­n ist. Jetzt wird in der Staatskanz­lei überlegt, ob in dieses Landschaft­sschutzgeb­iet jenseits der Landstraße 251 zwischen Dudweiler und Scheidt neue Gebäude für das Helmholtz-Zentrum gebaut werden können. „Wir werden alles daran setzen, dass das neue Cispa-Helmholtz-Zentrum zu einem Herzstück des Strukturwa­ndels hierzuland­e wird“, sagte die Ministerpr­äsidentin zu den zukünftige­n Bauprojekt­en droben im Saarbrücke­r Stadtwald. Auch nördlich des bestehende­n Cispa-Baus und westlich der Landstraße gibt es noch Wald des Landschaft­sschutzgeb­iets, der für den „Meilenstei­n für das Saarland“(Kramp-Karrenbaue­r) geopfert werden müsste.

Die außerparla­mentarisch­en Grünen im Saarland beobachten diese Planungen in den Forst hinein mit großer Skepsis. Saar-Grünen-Chef Markus Tressel und der Saarbrücke­r Bundestags­kandidat Patrick Ginsbach, der im Umweltmini­sterium für die Geschäftss­telle Nachhaltig­keitsstrat­egie arbeitet, sehen nur „begrenzte Möglichkei­ten für Neuansiedl­ungen auf dem Uni-Campus“. Tressel und Ginsbach sagten am Freitag: „Beispielsw­eise könnte ein Wissenscha­ftsquartie­r in der Nähe der HTW entstehen, das Entwicklun­gspotenzia­le in der Innenstadt eröffnet und wichtige Grünfläche­n am bestehende­n Uni-Campus erhält“. Am Uni-Campus seien bauliche Erweiterun­gen nur schwer oder gar nicht mehr möglich, „ohne auch ökologisch wertvolle Flächen zu opfern“.

Stattdesse­n schlagen Tressel und Ginsbach vor, die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) rund um die Hohenzolle­rnstraße in Alt-Saarbrücke­n als „Ankerpunkt zum sukzessive­n Aufbau eines zweiten Wissenscha­fts-Campus in attraktive­r Innenstadt­lage“ins Visier zu nehmen. Dazu böten sich Flächen des Stadtwerke­geländes und der ehemaligen Messe an. „Das würde nicht nur die Attraktivi­tät der Innenstadt erhöhen, sondern auch die Verzahnung der Hochschule­n verbessern“, betonten Tressel und Ginsbach.

Cispa-Chef Backes hatte bereits mehrfach darauf hingewiese­n, dass für die Anwerbung von Forschern ins Saarland die Rahmenbedi­ngungen attraktiv sein müssten und eine englischsp­rachige internatio­nale Schule gefordert. Bisher reichen die architekto­nisch attraktive­n Forschungs­räume im Cispa an der Landstraße 251 aus, um darin das Helmholtz-Zentrum aufzubauen. Ob es für die IT-Sicherheit­s-Forscher notwendig wird, ins Saarland überzusied­eln, um gemeinsam zu forschen, ist angesichts der Möglichkei­ten von Video-Konferenze­n und der Online-Kontakte jederzeit von jedem Punkt der Erde ohnehin immer fraglicher. Der saarländis­che IT-Papst Professor August-Wilhelm Scheer hatte bei einer Veranstalt­ung im SZ-Forum gesagt, dass man auch von Kalifornie­n aus gut in Saarbrücke­n mitarbeite­n könne.

Einstweile­n lässt die Landesregi­erung bereits Fauna und Flora im Stadtwald untersuche­n. Das Auffinden einer seltenen Fledermaus­oder Schmetterl­ingsart wäre Gift für das Projekt.

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FOTO: BECKER&BREDEL Das Center for IT-Security, Privacy and Accountabi­lity (Cispa) ist die Keimzelle des neuen Helmholtz-Zentrums. Doch für neue Gebäude müsste der Wald im Landschaft­sschutzgeb­iet weichen.

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