Was bringen Diesel-Rabatte den Autofahrern?
Um alte Dieselautos schnell von der Straße zu bringen, bieten Autohersteller jetzt bis zu 10 000 Euro „Zukunftsprämie“beim Kauf eines Neuwagens an. Doch mancher Kunde fährt mit herkömmlichen R abatten deutlich besser.
Ein Update für die Software mag gut sein, ein nagelneues Auto aber ist besser: für die Umwelt, für den Fahrer, letztlich auch für den Hersteller. Diese simple Erkenntnis immerhin brach sich auf dem Diesel-Gipfel Bahn. Jetzt überbieten sich die Hersteller mit Prämien, wenn ein neues Auto gekauft und dafür ein alter Diesel abgegeben wird.
Der Gedanke dabei ist zweifellos gut. Je mehr alte Diesel verschwinden, desto weniger Schadstoffe belasten die Luft. Die Freude über das neue Auto lässt den Käufer zudem den Frust über das aktuelle DieselDesaster vergessen, ganz besonders, wenn dieses neue Auto mit einer Prämie belohnt wird.
Die Regeln dabei sind neu, noch machen nicht alle Marken mit. Manches Kleingedruckte muss präzisiert werden, viele Verkäufer blicken noch nicht durch. Das Wesentliche aber steht fest: Beim Kauf eines Neuwagens, egal ob Benzin oder Diesel, gibt es Prämie, wenn dem Händler dafür ein alter Diesel auf den Hof gestellt wird. Die Aktion gilt für die Schadstoffklassen Euro 1 bis 4 und für alle Fabrikate. Einzig Daimler verlangt den Kauf eines neuen Diesels.
„Umwelt- und Zukunftsprogramm“heißt das Ganze bei Volkswagen. Es gipfelt in 10 000 Euro Prämie beim Touareg. 5000 gibt es beim Golf und seinen Derivaten bis zu Tiguan und Beetle Cabrio. Beim Up sind es 2000, beim Polo immerhin 3000, beim Touran und beim Passat 8000 Euro.
Ähnlich gestaffelt sind die Summen bei den meisten anderen Herstellern. Selbst Porsche bietet bis zu 5000 Euro, wenn ein neuer Macan oder Cayenne geordert wird. BMW verspricht wie Daimler nur magere 2000 Euro.
Spannend wird das Ganze, wenn wie bei Volkswagen und seinen Konzerntöchtern noch eine „Zukunftsprämie“für Erdgas- oder Elektroantrieb hinzukommt. Sie beträgt bei VW für Erdgas 1000, für ein Hybridmodell 1785 und für Elektroantrieb 2380 Euro.
Damit wird zumindest bei Volkswagen Erdgas interessant. Beim Up Ecofuel verringert sich der Listenpreis von 12 950 um 2000 Euro Verschrottungsplus 1000 Erdgasprämie auf 9950 Euro. Beim Golf werden von 24 175 Euro für den 1.4 TGI Blue Motion sogar 6000 abgezogen. Für Elektromodelle allerdings sieht die Rechnung trotz 2380 Euro Prämie weiter mau aus: Der E-Up als preiswertestes Batterie-Angebot erfordert immer noch reichlich 22 000 Euro – mehr als das Doppelte des Basismodells.
Interessant wird das Spiel aber schon bei einem VW Golf. Das Basismodell 1.0 TSI steht mit 17 850 Euro in der Liste. Mit Prämie sind es 12 850. Da könnte es sich lohnen, billig einen Schrott-Diesel zu kaufen, der es eben noch zum Händler schafft. Mercedes-Benz, Toyota und andere schieben dem freilich einen Riegel vor: Das Alt-Vehikel muss mindestens ein halbes Jahr auf denjenigen zugelassen sein, der es abgibt. BMW verlangt sogar ein ganzes Jahr Zulassung.
Die Rechnung wird schwieriger, wenn kein Uraltmodell abgegeben wird, sondern, sagen wir, ein zehn Jahre alter Golf TDI, der durchaus noch ein paar Tausender wert ist. Sie wird noch komplizierter, wenn der Kunde (viel) Rabatt erwartet, wie er vor der neuen Prämie schon lange üblich war. Auf die Verkäufer kommen hektische Tage zu, und für die Käufer heißt es, kühlen Kopf zu bewahren.
Für Letzteren spricht auch ein ganz anderer Grund: Selbst neue Euro-6-Diesel liegen in ihren Stickoxid-Werten zum Teil weit über den gesetzlichen Grenzen. Noch ist nicht entschieden, ob Fahrverbote nicht auch für sie gelten. Noch weniger ist entschieden, ob sie für Euro-5-Diesel mit Update gelten, die als junge Gebrauchte ebenfalls anstelle eines Alt-Diesels in Frage kommen könnten.
„Neukauf ist derzeit nicht zu empfehlen“, warnt daher der ACE, Deutschlands zweitgrößter Automobilclub. „Wer seinen älteren Diesel umtauschen möchte, der sollte unbedingt bis September 2017 abwarten und zwar bis Fahrzeuge mit der neuen Abgasnorm Euro 6d auf den Markt kommen.“Bei ihnen wird während der Fahrt gemessen. Ein „Defeat Device“, eine Abschalteinrichtung für die Abgasreinigung, hat dann keine Chance mehr.
Neue Diesel mit 6d sollten so sauber sein, wie es die Werbung seit Jahren verspricht. Fahrverbote sind für sie nicht angebracht. Für Benzin-, Hybrid- und Elektromodelle gilt dies sowieso. Wer also seinem alten Diesel Adieu sagen möchte und sein Herz an ein neues Auto verloren hat, kann getrost zugreifen und sich über die Prämie(n) freuen. Eile ist auch hier nicht geboten. Die jetzt angestoßenen Aktionen laufen mindestens bis Jahresende.
Audi bietet bei Rückgabe eines Diesels (Euro 1 bis 4) eine Umweltprämie, die je nach Neuwagen-Modell zwischen 3000 und 10 000 Euro liegt. Wer ein Erdgas-Auto ordert, bekommt weitere 1000 Euro Bonus.
Ford zahlt Fahrern aller Marken, die ein Dieselfahrzeug der EuroNorm 1, 2 oder 3 besitzen, das bis 2006 zugelassen wurde, einen modellabhängigen Umweltbonus zwischen 2000 und 8000 Euro.
Opel gewährt beim Eintausch eines Diesels (Euro 1 bis 4) auf den Neuwagen je nach Modell zwischen 1750 und 7000 Euro Bonus.
Toyota bietet 2000 Euro Prämie beim Kauf eines Hybrid-Fahrzeugs der Marke, wenn ein alter Diesel, der mindestens sechs Monate auf den Käufer zugelassen war, eingetauscht wird.
Seat bietet Kunden, die ihren gebrauchten Diesel mit den EuroNormen 1 bis 4 gegen einen neuen von Seat eintauschen, je nach Neuwagen-Modell eine Umweltprämie von 1750 Euro bis 8000 Euro an.
Skoda gewährt Kunden, die zugunsten eines Neuwagens ihr altes Dieselauto mit den SchadstoffNormen Euro 1 bis Euro 4 eintauschen, eine Umweltprämie von bis zu 5000 Euro. Für Erdgas-Modelle gibt es 1000 Euro zusätzlich.
Wer bei Renault einen neuen Diesel oder Benziner kauft und seinen alten Diesel (Euro 1 bis 4) in Zahlung gibt, erhält eine Umweltprämie, die je nach Neuwagen-Modell zwischen 2000 und 7000 Euro liegt.