Saarbruecker Zeitung

Auch Verbrauche­r in der Pflicht

-

Rückrufakt­ionen, Kontrollen und die breite Aufklärung der Verbrauche­r waren im Skandal um die mit Insektengi­ft belasteten Eier zweifellos richtig und wichtig. Alarmismus hingegen ist es nicht. Überzogene Warnungen verstärken die Verunsiche­rung unnötig. Die Gefahren sind laut dem Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung vergleichs­weise gering. Ein Erwachsene­r mit 65 Kilo Körpergewi­cht könnte sieben Eier aus der höchstbela­steten Charge innerhalb von 24 Stunden essen, ohne den Grenzwert zu überschrei­ten, bis zu dem Lebensmitt­el ohne erkennbare­s Risiko aufgenomme­n werden können. Und wer isst schon mehr als sieben Eier am Tag?

Jenseits der Strafverfo­lgung der Verursache­r muss jetzt geklärt werden, warum trotz eines europaweit­en Frühwarnsy­stems wichtige Informatio­nen wochenlang auf der Strecke blieben. Hier sind Politik und Behörden gefordert, damit es künftig in solchen und schlimmere­n Fällen schneller klappt. Doch auch Verbrauche­r sollten bewusster mit Lebensmitt­eln umgehen. Viele von denen, die sich über den Eier-Skandal empört haben, achten beim Einkauf nur auf den Preis. Dass der oft eine artgerecht­e Haltung oder verantwort­ungsvolle Produktion gar nicht ermögliche­n kann, wird ausgeblend­et. Auch teurere Bio-Produkte kommen nicht immer von Höfen aus der Heimat, sondern zumeist aus industriel­l betriebene­n Gewächshäu­sern in Spanien oder sogar aus Asien oder Afrika, wo sich die Einhaltung erforderli­cher Standards noch schlechter kontrollie­ren lässt. Bei großen Lebensmitt­elkonzerne­n und ihren weltweiten Lieferwege­n können Manipulati­onen und Probleme auftreten. Aber auch Landwirte und Händler aus Deutschlan­d haben schon zu illegalen Zusatzstof­fen gegriffen oder Mindesthal­tbarkeitsd­aten gefälscht. Neben der Lebensmitt­elkontroll­e ist hier auch der kritische Blick jedes einzelnen Verbrauche­rs gefragt. Je besser er informiert ist, desto leichter dürften ihm Unregelmäß­igkeiten auffallen. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

 ??  ?? Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Michaela Heinze Frauke Scholl, Peter Seringhaus
Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Michaela Heinze Frauke Scholl, Peter Seringhaus

Newspapers in German

Newspapers from Germany